Chancenlos: Aber Langenfeld wehrt sich
Der Handball-Drittligist verlor gegen den überlegenen Ersten Neusser HV nur mit 27:34 – weil er die zweite Hälfte mit 16:14 gewann.
LANGENFELD Das Beste stand am Ende auf der Anzeigetafel und der Handball-Drittligist SG Langenfeld (SGL) hatte realistisch auch nicht mit viel mehr rechnen dürfen. Der Aufsteiger zog sich im ungleichen Duell mit dem Ersten Neusser HV bei der 27:34 (11:20)-Niederlage am Ende noch ordentlich aus der Affäre. Hätte der ungeschlagene Spitzenreiter sein Niveau aus der ersten Halbzeit durchgezogen, wäre die SGL mit einer schmerzhaften Packung aus der Halle gegangen. Zwei
„Wir haben gegen den Tabellenführer 27 Tore geworfen. Mit dem Ergebnis kann ich leben“
Momente verhinderten das Debakel. Erstens: Die Gäste schraubten etwas zurück und bauten personell um. Zweitens: Der krasse Außenseiter Langenfeld ließ sich nicht hängen, schaffte eine klare Steigerung und gewann den zweiten Durchgang mit 16:14. Es war ein Mini-Sieg für die eigene Moral und den Endspurt in der 3. Liga.
SGL-Trainer Dennis Werkmeister nahm vor allem jene 30 Minuten als Mutmacher: „Ich bin überhaupt nicht unzufrieden. Das war eine starke zweite Halbzeit. Und wir haben gegen den Tabellenführer 27 Tore geworfen. Ich kann mit dem Ergebnis sehr gut leben.“Diese 27 Treffer sind auf jeden Fall ein deutlich über dem Mittel liegenden Wert, den Neuss verfügt über die in der 3. Liga herausragende Abwehr, die bisher im Durchschnitt weniger als 24 Gegentore hinnehmen musste. Erfolgreicher als Langenfeld waren in diesem Teilbereich bisher nur der Zweite Eintracht Hagen (29:29), der Fünfte Leichlinger TV (30:35) und der Achte Baunatal (28:40).
EDennis Werkmeister
Trainer SG Langenfeld
s ist an der Zeit, mal wieder eine Lanze zu brechen für die Mannschaft der SG Langenfeld (SGL), die den Klassenerhalt in der 3. Handball-Liga wohl doch nicht schaffen wird. Fünf beziehungsweise sechs Punkte Rückstand auf die Ahlener SG, die den ersten Nicht-Abstiegsplatz belegt, sind eine happige Hypothek. Festzuhalten bleiben zwei Dinge. Erstens: Da spielt immer noch das beste Team, das Handball-Langenfeld jemals hatte. Zweitens: Da spielt ein Team, hinter dem ein märchenhaf-
Die SGL hatte einen festen Plan. Weil Neuss im Innenblock mit Bennet Johnen und Heider Thomas über das Beste vom Besten in der 3. Liga verfügt, sollte viel über die Außen laufen. Das Vorhaben funktionierte nur teilweise – weil Neuss echt Ernst machte und Langenfeld zu viele Fehler. Den Traumstart der tes Jahr 2016 liegt – mit großartigen Erfolgen im Deutschen Amateurpokal und dem Aufstieg in die 3. Liga. Dort stellte sich der Aufsteiger ohne jede nennenswerte Verstärkung der Aufgabe, Woche für Woche gegen finanziell zum Teil in einer anderen Dimension angesiedelte Konkurrenz anzutreten. Selbstredend hat die SGL ein paar Mal wertvolle Zähler verschenkt, die ihr am Ende vielleicht bitter fehlen werden. Trotzdem sind die bisher erreichten elf Pluspunkte angesichts der vorhandenen Möglichkeiten eine akzepta- Hausherren zum 3:1 (5.) durch Dustin Thöne, Henrik Heider und André Eich nahm der Favorit nicht mal irritiert, sondern sehr selbstbewusst zur Kenntnis. Die Wende folgte – 3:5 (8.), 4:7 (11.), 6:9 (13.), 6:13 (18.), 8:18 (24.). Der Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten: Neuss rührte hinten tatsächlich Beton an, kam ble Ausbeute. Und vielleicht schafft Langenfeld ja noch das Wunder.
Gar kein Wunder wäre es, sollte am Saisonende der Fußball-Landesligist FC Monheim (FCM) tatsächlich den Aufstieg in die Oberliga schaffen – und dort den Sportfreunden Baumberg Gesellschaft leisten, die nach dem 3:3 in Hilden weiter auf dem Weg zum Klassenerhalt sind. Zwei Vereine aus einer Stadt von gut 40 000 Einwohnern in der Oberliga? Das klingt so verrückt, dass es wahr werden könnte.
Michael Deutzmann vorne im ICE-Tempo zu Chancen und wirkte in der Verwertung konsequent – während die SGL mehr investieren musste und dann zu oft keinen Ertrag einfuhr. Langenfeld brachte etwa ein halbes Dutzend freier Würfe nicht im Tor unter. Eine Portion Pech kam hinzu (Siebenmeter von Eich an den Pfosten).
Der Klassen-Neuling lag bis weit in die zweite Hälfte hinein mit zehn Treffern hinten – 19:29 (39.), 23:33 (53.). Dass er später auf der Zielgeraden die Lücke nicht nur halten, sondern sogar verkleinern konnte, war verdient. Ein paar kleine Bausteine muss die SGL ebenfalls auf ihre Positiv-Liste setzen. Ein Beispiel: Kapi- tän Matthias Herff eroberte beim Stande von 12:22 den gerade verlorenen Ball zurück und Tim Menzlaff verwandelte zum 13:22 (34.). Anderes Beispiel: Der von ein paar sehr hartnäckigen Gegenspielern umringte Kreisläufer Dustin Thöne lag beim Stande von 20:30 bereits am Boden, gab das Spielgerät jedoch mit letztem Einsatz noch weiter. Linksaußen Philipp Wolter, der seine vier Treffer alle ab der 50. Minute erzielte, setzte die starke Vorarbeit sehenswert ins 21:30 um (51.). Solche Szenen konnten zwar die Niederlage nicht verhindern, aber immerhin ein Debakel. Weil Neuss unter dem Strich mehr als eine Nummer zu groß für die SGL war, stand dann das Beste hinterher tatsächlich auf der Anzeigetafel.
SGL: Joest, Riebau – Thöne (3), Heider (1), Wolter (4), Adams (1), Klimke, Herff (4/2), Eich (2/2), Boelken (6), Menzlaff (4), Nelte (2).
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