Die Trends der Digitalmesse in Texas
AUSTIN Einmal im Jahr wird die texanische Hauptstadt zur Kapitale der Nerds und Coder, der Innovatoren, Werbe- und Medienmenschen. Zur Konferenz „South by Southwest“(SXSW) kommen sie aus allen Himmelsrichtungen. Rund 30.000 sind es in diesem Jahr. Der Kongress für Digitaltechnik und Netzkultur ist der größte und bedeutendste seiner Art. Wer die schlauesten Köpfe der Branche treffen will, muss im März hierher. Dabei ist auch eine große Delegation aus NRW. Die Trends der SXSW 2017: Joe Biden 1000 Zugangs-Armbändchen gab es für den Vortrag des ehemaligen US-Vizepräsidenten – und nach zehn Minuten waren sie alle weg. Biden war zur SXSW gekommen, um unter den Tekkies und Entwicklern für mehr Engagement gegen Krebs zu werben: Warum, fragte Biden, kann ich per Handy das Kinoprogramm in jeder Stadt der Welt abrufen, finde aber kaum etwas Praktisches im Bereich der Medizin? Vernetzte Mobilität Autobauer entdecken, dass in Zukunft nicht mehr die besten Modelle entscheidend sind, sondern, wer die beste Mobilitäts-Plattform bietet. Zum ersten Mal war daher Daimler-Chef Dieter Zetsche in Austin. „Dr. Z“, wie er in den USA genannt wird, ließ sich in texanischen Cowboy-Stiefeln und Hut in Austin blicken. Er erklärte, dass für die Mobilitäts-Plattformen die digitalen Landkarten die Grundlage seien: „Deren Wert wird noch unterschätzt.“Daimler will zudem 2018 einen Ableger der SXSW nach Deutschland bringen. Die „Me Convention“soll im Rahmen der IAA in Frankfurt stattfinden. Social Bots Immer populärer werden Programme zum Austausch von Kurznachrichten per Smartphone – Messenger-Apps, die vor allem bei jungen Leuten schon beliebter sind als klassische soziale Medien. Unternehmen, die online Kunden oder Leser erreichen wol- len, stellt das vor ein Problem: Wie präsentiert man sich bei Whatsapp oder im Facebook Messenger, wo man nicht einfach eine Webseite ins Netz stellen kann? Sogenannte Social Bots sind die Antwort darauf – künstliche Gesprächspartner im Messenger, die darauf program- miert sind, Anfragen von Nutzern zu beantworten, sie zu unterhalten oder Dienstleistungen zu übernehmen. „Wenn Messenger-Apps die neuen Browser sind, werden Bots die neue Webseite“, sagt Laura Newton vom Messengerdienst Kik. Smartphone ohne Telefon „Ich mag es nicht, einfach angerufen zu werden. Mit meinen Freunden schreibe ich lieber“, erklärte Helen Crossley, Datenforscherin bei Facebook. „Vielen jungen Menschen geht dies auch so.“Das gelte nicht nur für private, sondern auch für geschäftliche Kommunikation. Ihre Beobachtung stützt sie mit vielen Zahlen aus Facebooks Datenschatz. 43 Prozent würden lieber mit ihrem Reisebüro via Messenger chatten, als das Telefon zu nutzen. Im Weihnachtsgeschäft 2016 ist in den USA erstmals mehr online über das Smartphone als über den Computer bestellt worden. Viele Firmen verschliefen den Trend aber noch, heißt es: Wenn eine mobile Webseite länger als drei Sekunden lädt, brechen vier von zehn Smartphone-Nutzern des mobilen Angebots ab. Schlaue Kleidung Fernseher, Autos und Kühlschränke sind bereits vernetzt – da war es nur folgerichtig, dass auch Textilien demnächst mehr können sollen als nur warmhalten und schick aussehen. Gemeinsam mit Google stellte das Jeans-Label Levi’s eine digitalfähige Jacke vor. 350 Dollar soll sie kosten und im Herbst auf den Markt kommt. Per Bluetooth ist die „Commuter x Jacquard“mit dem Smartphone verbunden, mit einer Berührung am Ärmel lassen sich Kommandos ausführen, zum Beispiel die Lautstärke der Musikausgabe ändern. Weitere Funktionen werden wohl folgen, die Plattform ist offen für Entwickler. Und warm hält die Jacke auch noch.