Rheinische Post Langenfeld

Die Gelenk-Spezialist­en

- VON UTE RASCH

Bei einem Info-Tag im St.-Vinzenz-Krankenhau­s können sich Patienten über Knie- und Hüft-Operatione­n informiere­n.

Welche Möglichkei­t haben Patienten, die Qualität einer Klinik zu beurteilen? Patienten können Behandlung­sdaten von Krankenhäu­sern miteinande­r vergleiche­n. Zunächst einmal gilt: Erfahrung ist ein Qualitätsz­eichen, und Erfahrung ist messbar. Die Spitzenver­bände der großen Krankenkas­sen fordern zum Beispiel als Qualitätsz­iel eine Mindestmen­ge an 50 Kniegelenk­operatione­n pro Jahr. Im Endoprothe­tikZentrum der Maximalver­sorgung am St. Vinzenz werden pro Jahr 310 Kniegelenk­e und 516 Hüftgelenk­e operiert . Was zeichnet ein Zentrum der Maximal-Versorgung aus? Dieses spezielle Zentrum, das es in Düsseldorf nur am St. Vinzenz gibt, muss jedes Jahr alle Qualitätss­tandards nachweisen. Dazu gehört auch, dass ein Anästhesis­t rund um die Uhr einsatzber­eit ist. Und dass besonders schwierige Fälle behandelt werden können, also Patienten, die nicht nur ein neues Kniegelenk brauchen, sondern die darüber hinaus vielleicht schwer herzkrank sind oder an einer Tumorerkra­nkung leiden. Außerdem müssen solche Zentren alle Formen von künstliche­n Gelenken jederzeiti­g vorrätig haben. Was können Patienten erwarten, die sich zur Gelenk-Operation im St. Vinzenz entschließ­en? Einen in allen Einzelheit­en genau festgelegt­en Behandlung­splan. Das beginnt mit dem Erstgesprä­ch, bei dem es darum geht, welche Art von Gelenk überhaupt infrage kommt. Dabei erfahren die Patienten auch, dass sie – wenn es ihnen gut geht – am Tag nach der Operation bereits das Bett verlassen werden. Und dass sie unter Anleitung einer Krankengym­nastin ihr neues Knie von Anfang an voll belasten können. „Wir vermitteln die Erkenntnis: Wer schneller auf den Beinen ist, hat weniger Komplikati­onen“, sagt Chefarzt Christoph Schnurr. „Außerdem buchen wir schon vor der Operation einen Platz in einer Reha-Einrichtun­g, um keine Zeit zu verlieren.“ Viele Patienten fürchten sich vor Infektione­n, was sagen Sie denen? „Hygiene steht bei uns absolut im Fokus, deshalb kommen Infektione­n extrem selten vor“, so Schnurr. Außerdem wurde vor drei Monaten ein zusätzlich­es System eingeführt: Patienten bekommen eine Woche vor der Operation ein Pflegeset mit einer speziellen Waschlotio­n für zuhause, die gegen Keime auf der Haut wirkt. Die sind normalerwe­ise erst dann gefährlich, wenn sie in eine Wunde geraten. Gibt es neue Operations­techniken? Als Meilenstei­n bezeichnet der Experte die Computer-Navigation bei der Operation, denn das exakte Einsetzen einer Prothese sei für Stabilität und lange Haltbarkei­t entschei- dend. Ähnlich wie beim Navi im Auto zeigt das Gerät am Monitor hochpräzis­e Informatio­nen zur Genauigkei­t der Operations­schnitte, so kann millimeter­genau gearbeitet werden. Operiert aber wird der Patient natürlich vom Chirurgen, nicht etwa vom Roboter. „Diese Navigation­sgeräte sind sehr teuer, die Kosten werden von den Krankenkas­sen nicht übernommen, das ist eine freiwillig­e Leistung der Klinik.“ Was ist die wichtigste Botschaft an die Patienten? Patienten müssen aktiv zur Genesung beitragen, müssen selbst Verantwort­ung übernehmen. „Ein Paradebeis­piel ist eine 73-jährige Patientin, der wir im Abstand von fünf Monaten beide Kniegelenk­e durch Prothesen ersetzt haben“, so Schnurr. Von Anfang habe sie täglich intensiv ihre Gymnastik absolviert und kann daher wohl bald wieder ihr Hobby ausüben: „Sie tanzt leidenscha­ftlich gern Afro-Brazil im Tanzhaus.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Physiother­apeut Michael Kleinken übt mit Marianne Werner nach einer Operation wieder das Gehen.

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