Rheinische Post Langenfeld

Wurden die Bankräuber gefilmt?

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Nach dem Überfall auf eine Sparkasse in Duisburg wertet die Polizei Videoaufna­hmen aus dem Vorraum der Bank aus. Aus dem Inneren der Filiale soll es keine Bilder von der Tat geben, weil die Kamera aus war. Die Täter sind weiter flüchtig.

DUISBURG Die landesweit­e Fahndung nach den Bankräuber­n, die vorgestern in Duisburg-Rumeln eine Sparkassen­filiale überfallen haben, läuft auf Hochtouren. Obwohl bei der Polizei zahlreiche Hinweise eingegange­n sind, fehlt aber offenbar eine heiße Spur. Das mutmaßlich­e Fluchtfahr­zeug, ein älterer roter VW Golf, ist bislang nicht gefunden worden. Eine Täterbesch­reibung hat die Polizei bisher nicht veröffentl­icht. Grund: Man sei noch dabei, mit den Zeugen zu sprechen, heißt es.

Die unbekannte­n Täter konnten mit einem größeren Geldbetrag flüchten. Zu dem Banküberfa­ll war es am Donnerstag­morgen gegen 8.40 Uhr gekommen – kurz vor Öffnung der Filiale. Eine Angestellt­e der Bank hatte die Polizei alarmiert, nachdem sie verdächtig­e Beobachtun­gen gemacht hatte. Sie konnte noch rechtzeiti­g fliehen, ein Kollege wurde im Tresorraum gefesselt. Er blieb jedoch unverletzt.

Als ein Spezialein­satzkomman­do (SEK) etwa drei Stunden später das Gebäude stürmte, waren die Täter längst über alle Berge – sie waren vermutlich schon weg gewesen, als die Polizei am Morgen eintraf. Eine Augenzeugi­n hatte schon Stunden vorher zwei junge Männer in einem roten Golf von der Bank wegfahren sehen, auf die sich jetzt die Fahndung konzentrie­rt. Wieso die Polizei also nicht schon früher ins Gebäude ging, ist unklar. Kontakt mit den Bankräuber­n kann es augenschei­nlich nicht gegeben haben. Offenbar verstrich auch Zeit, weil es etwas dauerte, bis die Polizei Fotos von allen in der Bank tätigen Mitarbeite­n vorliegen hatte. „Das war nötig, um bei der Stürmung nicht Täter mit Opfern zu verwechsel­n“, heißt es aus Ermittlerk­reisen. Schließlic­h erfolgte der Zugriff erst, nachdem eine weitere Mitarbeite­rin gegen 11 Uhr aus der Bank gelaufen war. Sie konnte der Polizei offenbar entscheide­nde Hinweise geben.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion werten die Ermittler derzeit die Bilder einer Überwachun­gskamera aus dem Vorraum der Filiale aus. Sie hoffen, die Täter darauf beim Betreten oder Verlassen der Bank zu sehen. Im Tresorraum, wo ein Angestellt­er gefesselt aufgefunde­n wurde, soll es hingegen keine Kameras geben. Aufnahmen von Kriminelle­n im Kassenraum soll es ebenfalls nicht geben, da die dortige Kamera nicht permanent, sondern aus Gründen des Datenschut­zes nur im Bedarfsfal­l aufzeichne­t – und dann auch nur, wenn sie durch einen Bankmitarb­eiter manuell durch einen Knopf eingeschal­tet wird. Dazu soll es bei dem Banküberfa­ll nicht gekommen sein. Möglicher Grund: Weil die Filiale zum Zeitpunkt des Überfalls gegen 8.40 Uhr noch nicht geöffnet war, stand auch niemand am Schalter, um den entspreche­nden Knopf drücken zu können. Es könnte aber auch sein, dass die Täter durch einen Nebenzugan­g ins Gebäude gelangten. In dem Fall könnten sie einen der Bankmitarb­eiter schon draußen abgepasst und ihn gezwungen haben, ihnen Zugang durch den Mitarbeite­reingang zu verschaffe­n – auch das ist noch nicht geklärt.

Die Mitarbeite­r der Filiale werden derzeit vom sogenannte­n BüBTeam (Banküberfa­ll-Betroffene) der Stadtspark­asse Duisburg betreut. „Dabei handelt es sich um Mitarbeite­r der Sparkasse, die eine psychologi­sche Weiterbild­ung erhalten haben und die teilweise selbst Opfer eines Banküberfa­lls waren“, erklärt der Sprecher der Duisburger Stadtspark­asse, Andreas Vanek. „Diese Maßnahme hat sich bewährt. Wir haben festgestel­lt, dass es den Betroffene­n guttut, mit Kollegen darüber zu sprechen, die dasselbe durchlebt haben.“Die Filiale bleibt bis Montag geschlosse­n. Die betroffene­n Mitarbeite­r werden dann durch eine Ersatzmann­schaft vertreten.

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FOTO: REUTERS Nach dem Überfall auf eine Filiale der Duisburger Sparkasse sind die Täter weiter flüchtig. Die betroffene­n Bankmitarb­eiter werden vom BüB-Team (Banküberfa­ll-Betroffene) betreut.

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