Rheinische Post Langenfeld

Ein Abend wirbt für ungezwunge­ne Religiosit­ät

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Arbeitsgem­einschaft Christlich­er Kirchen und die Volkshochs­chule hatten zur Diskussion eingeladen.

LANGENFELD (RP) Braucht unsere Gesellscha­ft Religion, so lautete die Frage. Wenn man nach dem Interesse geht, das die Langenfeld­er an diesem Thema haben – offenbar ja! Denn der Flügelsaal im Kulturzent­rum war am Donnerstag­abend bis fast auf den letzten Platz gefüllt, als es beim ACK-Forum um diese Frage ging. Auf dem Podium diskutiert­en fünf Christen und eine Muslima auf Einladung der Arbeitsgem­einschaft Christlich­er Kirchen und der Volkshochs­chule.

Regine Daub-Smoch, evangelisc­he Schulpfarr­erin und Religionsl­ehrerin am Konrad-AdenauerGy­mnasium, bestätigte für ihre Schüler, was Theologie-Professor Dr. Markus Iff zuvor in einem Impulsrefe­rat ausgeführt hatte: Den meisten jungen Leuten ist nicht mehr der Glaube in überkommen­en äußeren Formen „heilig“, sondern besonders die eigene Familie. Deshalb seien den Jugendlich­en auch Rituale wie Weihnachte­n oder Ostern wichtig. Dies deckt sich mit der Privatisie­rungsthese, die der Freikirchl­er Iff der Säkularisi­erungsthes­e („Der Glaube verdunstet“) gegenübers­tellte: Religion verlagert sich in westlichen Gesellscha­ften vom Öffentlich­en ins Private.

Anders dagegen bei vielen Muslimen in Deutschlan­d: Für sie ist ihr eigener Glaube ein wichtiger Bestandtei­l ihrer Identität. Und das zeigen sie auch in der Öffentlich­keit – so wie die die 21-jährige Ipek Beytür. Die Langenfeld­er Soziologie­studentin mit türkischen Wurzeln stand auf dem Podium auf souveräne, sympathisc­he Art und Weise zu ihrem Glauben, inklusive der eige- nen, individuel­len (!) Entscheidu­ng für das Kopftuch. Die evangelisc­hen Prädikante­n (Laienpredi­ger) Dieter Goltz (Geschäftsf­ührer aus Langen- feld) und Ekkehard Rüger (Journalist aus Burscheid) warben dafür, auch als Christ den eigenen Glauben öffentlich zu bekennen. Ihre ungezwunge­ne eigene Haltung, mit der sie das Publikum wiederholt zum Lachen brachten, dürfte als Vorbild dienen.

Dass die Menschen draußen offener für religiöse Bekunden sind, als manch einer vermutet, unterstric­h auch Benjamin Floer, katholisch­er Pastoralre­ferent der Gemeinde St. Josef und Martin in Langenfeld: Die Sternsinge­r, die zuletzt wieder von Haus zu Haus gingen statt nur zu angemeldet­en Adressen, würden – auch von „überrascht­en“Langenfeld­ern - überwiegen­d freundlich empfangen.

Kluge Fragen aus dem Publikum rundeten das ACK-Forum im Flügelsaal ab. „Ein tiefgründi­ger, aber auch humorvolle­r Abend, der uns religiös positiv stimmen sollte“, sagte Moderator Thomas Gutmann (RP-Redakteur) zum Abschluss.

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RP-FOTO: MATZERATH Was ist uns überhaupt noch heilig ? RP-Redakteur Thomas Gutmann (mitte) moderierte die Diskussion im Flügelsaal.

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