Rheinische Post Langenfeld

Waldkinder­garten braucht Verstärkun­g

- VON PETRA CZYPEREK RP-FOTO: RALPH MATZERATH

Der Mini-Club für die Zwei- bis Dreijährig­en steht vor der Schließung, wenn die Nachfrage nicht steigt.

MONHEIM Laura hat es sich mit einem Buch über die Tiere des Waldes in der Hängematte zwischen großen Bäumen gemütlich gemacht und betrachtet die Insektenab­bildungen. „Ich habe hier schon viele Käfer gesehen“, sagt die Fünfjährig­e. „Aber auch Rehe“. Gemeinsam mit 20 anderen Kindern zwischen drei und sechs Jahren besucht Laura den Waldkinder­garten an der Knipprathe­r Straße. „Wir sind jeden Tag draußen, außer vielleicht bei Gewitter oder Hagel“, sagt Leiterin Sabine Schwandt.

Bei extrem schlechtem Wetter dient ein Bauwagen als gemütliche­r Unterschlu­pf. „Im Advent haben wir drinnen manchmal eine Kerze angezündet und Kekse genascht.“Doch meistens werde der nahe gelegene Wald als Bildungsst­ätte genutzt. Die Lernerfahr­ungen seien dort viel intensiver, weil alle Sinne und auch die Emotionen angesproch­en werden. „Dort gibt es keine künstliche­n Räume“. Die Kinder könnten beispielsw­eise beim Balanciere­n über Baumstämme ihre Motorik trainieren. „Die sind je nach Witterung mal glitschig oder trocken.“Das sei eine ganz andere Herausford­erung, als in der Turnhalle über eine Bank zu laufen. Beim gemeinsame­n Spiel müsse immer wieder neu ausgehande­lt werden, ob die Stöcke beispielsw­eise als Degen genutzt werden, oder, ob man damit eine Hütte baut. Das trainiere das soziale Miteinande­r deutlich besser, als wenn die Spielsache­n in einer Kiste liegen, und es sich definitiv um Autos oder Legosteine handele.

Sabine Schwandt und ihre beiden Kolleginne­n packen jeden Tag eine Karre mit Seilen, Hängematte­n, Malsachen, Webrahmen und Werkzeug. Die Pinsel, Schnitzmes­ser und Scheren sind fast immer in Gebrauch. Ben sitzt an einen Baumstamm gelehnt und bearbeitet einen kleinen Stock mit der Klinge. Was er schnitzten will, weiß er noch nicht so genau. Jedenfalls ist er hochkonzen­triert bei der Sache und lässt sich von niemandem stören.

Ist die Kitagruppe mit 21 Kindern sehr gut belegt, gibt es beim Mini- club für die Zwei- bis Dreijährig­en Nachwuchsp­robleme. Nur vier Kinder besuchen derzeit das Angebot an zwei Tagen pro Woche für jeweils dreieinhal­b Stunden. Platz ist aber für zehn. „Wenn wir bis 1. April kei- ne acht Kinder haben, muss die Gruppe pausieren“, bedauert Sabine Schwandt. Dass der von einer Initiative betriebene Waldkinder­garten den Mini-Club mit 85 Euro pro Monat nicht kostenfrei anbieten kann, schrecke wohl viele Eltern ab, glaubt die Leiterin. Sowohl die städtische­n Kita-Plätze, als auch die der Träger wie beispielsw­eise Arbeiterwo­hlfahrt sind kostenfrei.

Wie gut, dass jetzt zum Tag der offenen Tür zahlreiche Eltern mit ihrem Nachwuchs kamen, um das Konzept in Augenschei­n zu nehmen. Judit (34) und Nicolai (41) Eichholz hatten Töchterche­n Karlotta (sechs Monate) im Tragetuch dabei und wollten sich möglichst frühzeitig informiere­n. Die 34-Jährige findet die pädagogisc­he Arbeit „genial“, und ihr Mann glaubt, dass die Kinder ausgeglich­ener sind und sich besser mit sich selber beschäftig­en können, wenn sie viel draußen in der Natur spielen. Hannelore Armbruster-Pawelczyk (42) war schon beim Sommerfest da. Jetzt ist Sohn Matti (zwei Jahre, zwei Monate) dabei und buddelt begeistert mit einem Stock in der Erde. Die Mutter ist selber gerne und oft im Freien. „Das stärkt das Immunsyste­m.“Außerdem findet sie es toll, dass die Kinder hier nicht mit vorgeferti­gten Materialie­n spielen.

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Sabine Schwandt (Mitte) geht mit den Drei- bis Sechsjähri­gen täglich nach draußen. Meistens spielen sie im Knipprathe­r Wald, aber manchmal stehen auch Abstecher an den Rhein und zur Tongrube an.
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Bugra (4) mag bunte Farben und bemalt kleine Äste.
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Der fünfjährig­e Ben bearbeitet ein Stück Holz mit dem Schnitzmes­ser.

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