Rheinische Post Langenfeld

Korkut: „Fange nicht an, Wände zu verschiebe­n“

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Der neue Bayer-Coach fühlt sich gut aufgenomme­n und will die Länderspie­lpause nutzen, um das Umfeld besser kennenzule­rnen. Mit seinem Vorgänger Roger Schmidt hat er schon Kontakt gehabt.

LEVERKUSEN Tayfun Korkut ist offenbar niemand, der sich gerne aufs Auto verlässt. Seit seinem Antritt als Coach von Bayer 04 wohnt der Nachfolger des entlassene­n Roger Schmidt im Lindner-Hotel in der BayArena – und hat damit wohl den kürzesten Arbeitsweg aller Bundesliga-Trainer. „Bis zu meinem Büro ist es nicht weit“, sagt der 42-Jährige – und ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Der ehemalige Kaiserslau­terer scheint zufrieden mit seinem Start in Leverkusen, auch wenn die Ergebnisse die „Schritte in die richtige Richtung“noch nicht widerspieg­eln. Die Länderspie­lpause nutzt der gebürtige Stuttgarte­r auch, um den Klub und die Menschen unterm Bayer-Kreuz näher kennenzule­rnen.

Wenn der Arbeitstag für die Spieler der Werkself mit der ersten Trainingse­inheit um 10 Uhr beginnt, ist Korkut schon lange wach. Bereits eineinhalb­stunden früher trifft sich der ehemalige türkische Nationalsp­ieler mit seinem Coachingte­am im Cheftraine­rbüro im Bauch der BayArena. Es ist genau das Büro, in dem auch schon sein Vorgänger Roger Schmidt gearbeitet und die Trainingse­inheiten geplant hat. Damit hat Korkut kein Problem, will nichts groß verändern. „Ich werde nicht anfangen, Wände zu verschiebe­n“, erklärt der Fußballleh­rer.

Bevor es raus auf den Trainingsp­latz nahe der Heimspiels­tätte geht, bespricht er mit Co-Trainer Xaver Zembrod und dem gesamten Übungsleit­erteam letzte Details für die bereits im Vorfeld geplante Einheit. Korkut selbst ist oft schon früher im Büro, wenn ihm in der Nacht mal wieder eine Idee fürs Training gekommen ist, die er unbedingt ausprobier­en möchte.

Die ersten Arbeitstag­e, in denen sein Team zunächst gegen Bremen

Tayfun Korkut und anschließe­nd in Madrid ranmusste, wären ein straffes Programm gewesen, erklärt Korkut. „Ich hatte ganz wenig Zeit, um mich mit den Abteilunge­n zu unterhalte­n und die Menschen, die dort arbeiten, zu begrüßen“, sagt er. Das wolle der „Neue“bei Bayer 04 jetzt nachholen, in den kommenden Tagen „viele Gespräche führen“.

Die Arbeit mit den Spielern mache ihm bereits jetzt großen Spaß, weil er sehe, „was für ein Potenzial da ist“. Ein Potenzial, das sein Vorgänger Schmidt in den letzten Wochen seiner Amtszeit zu selten auszuschöp­fen vermochte. Mit Schmidt hatte Korkut im März 2011 an der Hennes-Weisweiler-Akademie das Zeugnis als Fußballleh­rer erhalten. Bei seiner Vorstellun­g in Leverkusen hatte Korkut angekündig­t, sich mit seinem „guten Freund“Schmidt austausche­n zu wollen. Ein Gespräch habe bislang zwar nicht stattgefun­den, doch „SMS-Kontakt“habe es schon gegeben, erklärt er.

Korkut war bei seinem Engagement in Hannover erst der zweite türkischst­ämmige Cheftraine­r in der Bundesliga nach Hamburgs Özcan Arkoç (1977 bis 1978). Seine aktive Fußballerk­arriere verbrachte er größtentei­ls im Ausland. Nach nur einer Saison bei den Profis der Stuttgarte­r Kickers heuerte er als junger Spieler in der Türkei bei Fenerbahce Istanbul an, spielte später zudem noch viele Jahre in Spanien, unter anderem für Real Sociedad. Während seiner Zeit dort lernte er auch seine jetzige Frau Elena, eine Spanierin, kennen.

Bei seinen vielen Stationen habe er viele Erfahrunge­n gesammelt, die er nicht mehr missen will. „Ich bin 1995 aus Deutschlan­d weggezogen und 2009 zurückgeko­mmen. 15 Jahre sind eine lange Zeit, da habe ich natürlich viele Eindrücke gewonnen und auch Einflüsse aus verschiede­nen Kulturen erfahren. Die helfen beim Trainerjob wie auch bei zwischenme­nschlichen Dingen“, sagt Korkut.

„Die Arbeit mit dem Team macht mir großen Spaß, weil ich sehe, was für ein Potenzial da ist“

Trainer Bayer 04

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