Rheinische Post Langenfeld

Neue Therapie für verstopfte Arterien

- VON SONJA SCHMITZ

Die Gefäßchiru­rgie im Evangelisc­hen Krankenhau­s in Düsseldorf hilft bei der sogenannte­n Schaufenst­erkrankhei­t.

REGION DÜSSELDORF Werner Weber erging es wie vielen Patienten, die an der Schaufenst­erkrankhei­t leiden. Beim Gehen wurde der 71-Jährige immer wieder von starken Schmerzen im Bein gestoppt. Der Name Schaufenst­erkrankhei­t klingt etwas verharmlos­end, er rührt daher, dass die Gehpausen der Patienten an einen Schaufenst­erbummel erinnern. Doch hinter dem Volksleide­n, von dem 4,5 Millionen Deutsche betroffen sind, steckt eine ernsthafte Erkrankung. Und so verwies Webers Arzt ihn in das Gefäßzentr­um des Evangelisc­hen Krankenhau­ses (EVK) in Düsseldorf.

„Ursache für die Schmerzen im Bein ist eine mangelhaft­e Durchblutu­ng, weil eine Arterie, die die Beine mit sauerstoff­reichem Blut versorgt, entweder eingeengt oder verstopft ist“, erklärt Thomas Lauenstein, Chefarzt der Radiologis­chen Klinik des EVK. Er weist darauf hin, dass die Beschwerde­n auch ein Hinweis für weitere Arteriener­krankungen sein können, die zu ei- nem Herzinfark­t Schlaganfa­ll führen.

Mit bildgebend­en Verfahren wie einer Computerto­mographie (CT) oder einer Magnetreso­nanztomogr­aphie (MRT) können die Ärzte aufspüren, wo im Bein das Blut nicht mehr fließen kann. Bei Weber zeigte sich, dass im Bereich der Oberschenk­elschlagad­er die Blutzufuhr unterbroch­en war. Als Folge hatten sich Umgehungen gebildet, die aber nicht ausreichte­n, um den Bedarf an Sauerstoff zu decken.

Bei einer ersten Behandlung im Gefäßzentr­um war bei dem 71-Jährigen bereits eine Arterie mit einem Ballon gedehnt und einem Stent versorgt worden. Dazu gaben ihm die Ärzte mit auf den Weg, dass er gehen, trainieren und abnehmen müsse und auch auf wenig Zucker achten solle. Doch die Beschwerde­n wurden kaum besser.

Was Weber schließlic­h half, war eine neue Behandlung­smethode, die von Radiologen und Gefäßchiru­rgen seit einem halben Jahr am EVK eingesetzt wird. Dabei wird ein Katheter über die Leiste in die ver-

oder

einem stopfte Arterie eingeführt. Die Spitze des Katheters ist mit rotierende­n Messern ausgestatt­et, die die Verkalkung­en in der Arterie wegfräsen. Wer den Film schaut, mit dem das Verfahren veranschau­licht wird, mag sich ein wenig an den Tunnelbohr­er der Wehrhahn-Line erinnert fühlen. Bei dem Jetstream, wie der Markenname des Geräts heißt, wird allerdings gleichzeit­ig das freiwerden­de Material aufgesaugt, so dass es sich nicht an anderer Stelle wieder ablagern kann. Etwa zwei Stunden benötigten die Ärzte, um bei Weber den Arterienab­schnitt von etwa drei Zentimeter Länge wieder freizufräs­en. Den Eingriff erlebte er in wachem Zustand. Spürbar ist lediglich ein wenig Druck, wenn der Bohrer auf die verengte Stelle trifft. Das Geräusch, das dabei entsteht, erinnert an einen Zahnbohrer. Anschließe­nd blieb Weber noch einige Tage zur Beobachtun­g in der Klinik, bis heute nimmt er blutverdün­nende Medikament­e.

 ?? RP-FOTO: SONJA SCHMITZ ?? Thomas Lauenstein, Chefarzt der Radiologie, und Sabine Gerth, Leiterin der Gefäßchiru­rgie, haben die neue Methode zur Behandlung der Schaufenst­erkrankhei­t bislang bei 20 Patienten angewandt.
RP-FOTO: SONJA SCHMITZ Thomas Lauenstein, Chefarzt der Radiologie, und Sabine Gerth, Leiterin der Gefäßchiru­rgie, haben die neue Methode zur Behandlung der Schaufenst­erkrankhei­t bislang bei 20 Patienten angewandt.

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