Rheinische Post Langenfeld

Mehr Steuern als erwartet durch Statistikp­anne

- VON BIRGIT MARSCHALL

Die Bundesagen­tur für Arbeit übersah knapp 400.000 sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­te.

BERLIN Die Aufdeckung einer statistisc­hen Panne bei der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) wird Bund, Ländern und Gemeinden sowie den Sozialvers­icherungen eine spürbar höhere Einnahmenp­rognose bescheren als bisher erwartet: Die BA zählte nach der Fehlerkorr­ektur im Jahresdurc­hschnitt 2016 knapp 400.000 sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­te mehr als bisher. „Das hat natürlich positive Auswirkung­en auf die Steuer- und Beitragsei­nnahmen“, sagte die Steuerschä­tzerin des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW), Kristina van Deuverden. In der letzten Steuerschä­tzung vom Novem- ber seien die 400.000 zusätzlich­en Erwerbstät­igen noch nicht enthalten. Sie sorgen für deutlich höhere Lohn-, Einkommen- und Umsatzsteu­ern und mehr Sozialbeit­räge.

Die Datenkorre­ktur, eine leicht erhöhte Regierungs­prognose sowie gut laufende Steuereinn­ahmen lassen darauf schließen, dass die nächste Steuerschä­tzung vom 9. bis 11. Mai besser ausfallen wird als die bisherige. Die Bundesregi­erung korrigiert­e ihre Wachstumsp­rognose für 2017 gestern leicht von 1,4 auf 1,5 Prozent nach oben. Für 2018 erwartet sie 1,6 Prozent Wachstum.

„Die Betriebe geben zum Jahreswech­sel eine Jahresmeld­ung über die Zahl ihrer Beschäftig­ten ab. Im zweiten Halbjahr 2016 hat es bei der statistisc­hen Verarbeitu­ng der Daten aus dem Jahr 2015 technische Probleme gegeben“, erklärte ein BA-Sprecher. Im März habe die Behörde die Zahl der sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ten für 2016 korrigiere­n müssen. „Sie lag tatsächlic­h im Jahresdurc­hschnitt 2016 um knapp 400.000 höher als bisher angenommen. Ein Plus an Beschäftig­ten führt natürlich zu höheren Beitragsei­nnahmen.“

Kristina van Deuverden

Die Steuerschä­tzung werde auch aus anderen Gründen besser ausfallen, sagte van Deuverden. „Die Gewinnsteu­ern sind im wichtigen Monat März stark gestiegen. Auch die Gewerbeste­uer lief zuletzt unglaublic­h gut“, sagte sie. „Das wird alles zusammen dazu führen, dass die Steuerschä­tzung gegenüber der November-Prognose voraussich­tlich nach oben geht – trotz möglicher Belastunge­n durch Gerichtsur­teile.“Die letzte Steuerschä­tzung hatte für 2017 Einnahmen von 724,5 Milliarden Euro ergeben, davon 305,6 Milliarden für den Bund. Dessen Anteil wird künftig etwas höher ausfallen, denn er muss weniger Geld an die EU abführen als bisher. Leitartike­l

„Das hat natürlich positive Auswirkung­en

auf die Einnahmen“

Steuerschä­tzerin

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