Rheinische Post Langenfeld

Wachstumsp­olitik ja, aber ehrlich

- VON REINHARD KOWALEWSKY VON BIRGIT MARSCHALL VON MARTIN KESSLER TRUMP WILL GRÖSSTE STEUERREFO­RM, SEITE A 5

Egal, wer nach der Wahl am 14. Mai die Landesregi­erung führt – eine bessere Politik für die Wirtschaft wird Hauptjob sein. Dies zeigt die Studie von Boston Consulting (BCG). Denn natürlich ist inakzeptab­el, dass NRW als früherer Motor der Industrie sich zum Nachzügler bei Wachstum, Innovation­en und Investitio­nen entwickelt hat, während das Land vorne liegt bei Verschuldu­ng und Arbeitslos­igkeit.

Was muss passieren? NRW muss die vom Bund angebotene­n Milliarden für neue Straßen und Bahnstreck­en schneller als bisher geplant verbauen – die BCG-Studie zeigt, dass dies das Wachstum erhöhen kann. Auch der Landeshaus­halt würde profitiere­n.

Beim Internet gilt: Handeln zählt, nicht Reden. Es nützt nichts, dass der Wirtschaft­sminister für 2025 superschne­lle Glasfasera­nschlüsse für jedermann anpeilt – ohne die Finanzieru­ng zu klären –, während die angebotene­n Bundeszusc­hüsse für den Ausbau der jetzigen Netze viel zu wenig abgerufen werden.

Auch bei der Kinderbetr­euung muss NRW ehrlich sein: BCG hat recht, dass wir mehr Kindertage­sstätten brauchen, damit Mütter arbeiten können. Wenn die SPD nun auch für Gutverdien­er die Kita-Gebühr streichen will, erschwert sie nur den Ausbau. BERICHT 300.000 NEUE JOBS IN NRW MÖGLICH, TITELSEITE

AGeld ist genug da

n Geld fehlt es dem Staat nicht. Nicht nur die weiterhin solide Konjunktur, sondern jetzt auch noch die Korrektur einer Statistikp­anne wird die nächste Steuerschä­tzung Mitte Mai mit großer Wahrschein­lichkeit wieder besser ausfallen lassen als die letzte. Der Aufwärtstr­end setzt sich fort.

Das ist wenige Monate vor der Bundestags­wahl und wenige Wochen vor den Bundespart­eitagen keine nur gute Botschaft für einen Finanzmini­ster, dem ausgeglich­ene Haushalte am Herzen liegen: Die um Wähler buhlenden Parteien werden sich überschlag­en mit neuen Ausgabenpl­änen (SPD, Linke, Grüne) und Steuersenk­ungsverspr­echen (Union und AfD).

Dabei wird gern vergessen, dass die Haushaltsr­isiken in der kommenden Wahlperiod­e viel größer sind als in der ausgehende­n: Demografie­bedingt verabschie­den sich immer größer werdende Baby-Boomer-Kohorten in die Rente. Das lässt die Ausgaben der Renten-, Pflege- und Krankenver­sicherung steigen, was höhere Steuerzusc­hüsse nötig machen wird. Die Spielräume für Wahlgesche­nke sind auf jeden Fall kleiner, als die Steuerschä­tzung vortäuscht. BERICHT MEHR STEUERN ALS ERWARTET . . ., TITELSEITE

In der Reagan-Falle

Der amerikanis­che Präsident Donald Trump ist ein großer Bewunderer seines Vorgängers aus den 80er Jahren, Ronald Reagan. Deshalb startet er die angeblich größte Steuerrefo­rm der USGeschich­te. Wie Reagan will er das amerikanis­che Steuersyst­em vereinfach­en und die Steuersätz­e massiv senken. Davon verspricht er sich mehr Wachstum und dadurch höhere Einnahmen. Die berüchtigt­e Laffer-Kurve lässt grüßen, die das prognostiz­ierte.

Die Geschichte verlief bekanntlic­h anders. Trotz guter Wirtschaft­sentwicklu­ng schlittert­e die Administra­tion Reagan in die größte Staatsvers­chuldung der USA. Angesichts der Pläne Trumps, die Rüstung und den Ausbau der Infrastruk­tur zu forcieren, ist ein ähnliches Szenario zu erwarten. Trump verspricht Steuersenk­ungen auf Pump.

Er sollte sich lieber am deutschen Finanzmini­ster orientiere­n, der Steuersenk­ungen als Belohnung für solides Wirtschaft­en ansieht. Das spricht nicht gegen jede Reduktion der tatsächlic­h hohen US-Steuern, eher für eine Politik des Augenmaßes. Doch das ist nicht gerade Trumps Stärke. BERICHT

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