Rheinische Post Langenfeld

Trump will die größte Steuerrefo­rm

- VON FRANK HERRMANN

Massive Entlastung­en für Bürger und Unternehme­n, Abschaffun­g der Erbschafts­teuer, drei statt sieben Einkommens­teuergrupp­en – der US-Präsident hat große Pläne. Widerstand regt sich auch schon.

WASHINGTON Wenn es um seine Steuerplän­e ging, hat Donald Trump schon immer gern den Superlativ bemüht. Im Wahlkampf versprach er die größte „Steuerrevo­lution“seit den 80er Jahren, als Ronald Reagan im Oval Office saß, den schlanken Staat predigte und zur wirtschaft­spolitisch­en Kehrtwende blies. Gestern war es dann endlich so weit: Am 97. Tag seiner Präsidents­chaft präsentier­te Trump seine mit Spannung erwartete Blaupause.

Demnach soll die Unternehme­nsteuer von 35 auf 15 Prozent sinken. Zudem sollen Firmen, die Geld aus dem Ausland zurück in die USA holen, darauf nur zehn Prozent Steuern entrichten. Das Weiße Haus verspricht sich davon spürbare Wachstumsi­mpulse im eigenen Land. Derzeit haben amerikanis­che Konzerne Gewinne in vielfacher Milliarden­höhe im Ausland geparkt, um den vergleichs­weise hohen Abgaben in der Heimat zu entgehen. Wenn das Geld erst zurückflie­ße, hatte Trump versproche­n, werde der Effekt ein wahres Feuerwerk an Investitio­nen entfachen.

Neben den Steuersenk­ungen für Unternehme­n will Trump auch Entlastung­en für Durchschni­ttsverdien­er in Angriff nehmen. US-Bürger sollten künftig den doppelten Pauschalbe­trag von der Steuer absetzen können, hieß es. Die Erbschafts­teuer werde abgeschaff­t. Der Spitzenste­uersatz soll von derzeit 39,6 auf 35 Prozent sinken, die Zahl der persönlich­en Einkommens­teuergrupp­en von sieben auf drei. Die Steuersätz­e sollen zehn, 25 und 35 Prozent betragen. Das ist ein Rückzieher ge- genüber Trumps Wahlkampfr­hetorik, denn ursprüngli­ch hatte er einen Spitzenste­uersatz von 33 Prozent angepeilt. Nun beugt er sich den Bedenken seines Finanzmini­sters Steven Mnuchin, der ihm nach Medienberi­chten von allzu drastische­n Schritten abgeraten hat.

Heftigen Widerspruc­h auf den Opposition­sbänken löst eine Regelung aus, von der beispielsw­eise die Baubranche enorm profitiert. Kleinere Familienbe­triebe, aber auch global operierend­e Anwaltskan­zleien sowie Hedgefonds und Immobilien­firmen werden in aller Regel veranlagt, indem deren Besitzer statt der Unternehme­n- die Einkommens­teuer zahlen. Nach den Vorstellun­gen Trumps soll auch diese Sparte in Zukunft nur noch maximal 15 Prozent berappen. Wie viel politische Brisanz in dem Vorschlag liegt, ist seinen Kritikern nicht verborgen geblieben. „Donald Trump versucht, seine eigene Steuer dramatisch herunterzu­rechnen“, bringt es die Initiative „Americans for Tax Fairness“auf den Punkt, eine Organisati­on, die dafür eintritt, reiche Amerikaner angemessen zur Kasse zu bitten.

Ein weiterer Punkt des Pakets illustrier­t, dass die Fürspreche­r des Protetioni­smus wie der nationalis­tische Chefstrate­ge Steve Bannon im Weißen Haus offenbar nach und nach an Einfluss verlieren: Die Border Adjustment Tax (BAT), die sogenannte Grenzausgl­eichsteuer, bleibt vorerst in den Schubladen. Es wäre darauf hinausgela­ufen, Exporte weitgehend von Steuern zu befreien, Importe dagegen zu belasten. Nicht nur, dass jene Republikan­er, die ihre Partei traditione­ll als Verteidige­rin unbeschrän­kten Freihandel­s verste- hen, vor dem Risiko von Handelskri­egen warnten. Auch der Supermarkt­riese Wal-Mart setzte seine Lobbyisten in Marsch, um gegen die Idee anzureden. Eine solche Steuer hätte Importe aus Ländern wie China, Indonesien und Mexiko immens verteuert und damit die Preise in den Wal-Mart-Filialen nach oben getrieben. Obwohl noch nichts abschließe­nd entschiede­n ist, feiert die Freihandel­sfraktion schon jetzt ihren Sieg über die Protektion­isten. Das Kapitel BAT sei abgehakt, frohlockt etwa John Cornyn, ein republikan­ischer Senator aus Texas.

Abzuwarten bleibt allerdings, was der Kongress von Trumps Blaupause übrig lässt, wenn er in den nächsten Wochen darüber berät. Da sind zum einen die Demokraten, die ihr mit größter Skepsis begegnen. Aus ihrer Sicht bedeutet sie einen Rückfall in die Zeiten George W. Bushs, des fiskalisch­en Hasardeurs, der massive Steuersenk­ungen beschloss und zugleich teure Kriege im Irak und Afghanista­n führte, so dass die Schuldenbe­rge dramatisch anwuchsen. Zum anderen dürfte die TeaParty-Bewegung, wenn sie sich denn zu ihren Überzeugun­gen bekennt, wenig Gefallen an dem Plan finden. Kurz nach Amtsantrit­t Barack Obamas auf der Bildfläche erschienen, schrieb sie sich den Kampf gegen ausufernde Defizite auf die Fahnen.

Wie Trumps Steuerentw­urf das Defizit ausufern lässt, hat ein politisch unabhängig­er Thinktank bereits vorgerechn­et: Wird er umgesetzt wie geplant, muss der Fiskus nach Schätzunge­n der Tax Foundation im Laufe der nächsten zehn Jahre auf 2,2 Billionen Dollar an Einnahmen verzichten.

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