Rheinische Post Langenfeld

Was die Grünen in die Krise trieb

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Noch im Februar glaubte Grünen-Spitzenkan­didatin Sylvia Löhrmann an ein zweistelli­ges Ergebnis bei der Landtagswa­hl. Seit dieser Woche stellt sie angesichts desaströse­r Umfrageerg­ebnisse öffentlich in Frage, ob die Grünen es überhaupt wieder ins Parlament schaffen. Bei ihrer Panik-Pressekonf­erenz, auf der sie am Dienstag hektisch mit dem Ausschluss von FDP- und CDU-Koalitione­n ihr Profil schärfen wollte, vermied Löhrmann jede Selbstkrit­ik. „Bei allem Bemühen“könne sie keine Fehler der NRW-Grünen entdecken, so Löhrmann, Krisenursa­che seien wohl Einflüsse aus der Bundespoli­tik. Stimmt das? Koalitions­ausschluss Die jetzige Absage an künftige Bündnisse mit CDU und FDP ist ein Fehler. Noch am 3. Februar sagte Löhrmann: „Wir schließen keine Koalition aus – außer mit der AfD.“Ein radikaler Kurswechse­l kurz vor der Wahl ist ein Eingeständ­nis von Konzeptlos­igkeit. Innere Sicherheit Auch hier haben die Grünen Positionen geräumt. Mehr Videoüberw­achung, Bodycams für Polizisten, Abschiebeh­aft und elektronis­che Fußfesseln: All das lehnten sie zunächst ab, um es zuletzt doch selbst zu dulden, zu fordern oder gar mitzubesch­ließen. Afghanista­n Im Dezember trat die flüchtling­spolitisch­e Sprecherin der Grünen, Monika Düker, zurück. Grund: NRW-Innenminst­er Ralf Jäger (SPD) will nicht auf Abschiebun­gen nach Afghanista­n verzichten. Der Rücktritt blieb folgenlos. Am 10. März behauptete Fraktionsc­hef Mehrdad Mostofizad­eh mit Blick auf Jäger: „Wir gehen davon aus, dass wir ihn überzeugen.“Jägerschie­bt weiter ab und führt so die Grünen vor. Die könnten aus ihrer bloßen Forderung nach einem Abschiebes­topp auch eine harte Koalitions­bedingung machen. Das trauen sie sich nicht – was die Basis ihnen verübelt. Polizei-Kritik Das erfolgreic­he Durchgreif­en der Kölner Polizei gegen Nordafrika­ner in der jüngsten Silvestern­acht wurde nach dem De- bakel des Vorjahres bundesweit begrüßt. Als Grünen-Bundeschef­in Simone Peter dennoch die „Verhältnis- und Rechtmäßig­keit“des Einsatzes in Frage stellte, wurde sie scharf kritisiert. Die NRW-Grünen brauchten zu lange für eine klare Distanzier­ung von Peter und festigten so ihren Ruf als Polizei-Skeptiker. In Zeiten wachsenden Terrors kein glückliche­s Image. Schulpolit­ik Löhrmann ist seit sieben Jahren Schulminis­terin. Zu ihren Konzepten für eine Gymnasialr­eform, zur Inklusion und gegen den Unterricht­sausfall haben die Wähler eine klare Meinung. In der jüngsten Infratest-Umfrage waren fast zwei Drittel der Befragten unzufriede­n mit der Bildungspo­litik.

 ?? FOTO: DPA ?? Ratloses Grünen-Trio (v.l.): Landeschef Sven Lehmann, Spitzenkan­didatin Sylvia Löhrmann und NRW-Umweltmini­ster Johannes Remmel.
FOTO: DPA Ratloses Grünen-Trio (v.l.): Landeschef Sven Lehmann, Spitzenkan­didatin Sylvia Löhrmann und NRW-Umweltmini­ster Johannes Remmel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany