Oscar-Preisträger: Regisseur Jonathan Demme ist tot
LOS ANGELES (dpa) Wer je den Film „Das Schweigen der Lämmer“(1991) gesehen hat, wird die Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommen: das Gesicht des Serienkillers Hannibal Lecter (Anthony Hopkins), verdeckt von einem ledernen Maulkorb. Dann die zarte Berührung zwischen diesem Unhold und der Polizistin (Jodie Foster). Jonathan Demme hat den Thriller gedreht. Gestern starb der Regisseur im Alter von 73 Jahren.
Demmes Karriere begann 1974 mit dem brutalen Billig-Machwerk „Das Zuchthaus der verlorenen Mädchen“. Es folgten Regiearbeiten für Kino und Fernsehen, etwa bei der Krimiserie „Columbo“. Seine Doku „Stop Making Sense“(1984) über die Band Talking Heads zählt zu den besten Musikfilmen. Daneben begeisterte sich Demme für Musikvideos und stand Popstars wie Bruce Springsteen und Suzanne Vega zur Seite.
„Das Schweigen der Lämmer“brachte ihm den Oscar für die beste Regie ein, zudem war der Psychoschocker sein erster großer Erfolg an den Kinokassen. Mit dem Aidsdrama „Philadelphia“erhielt Demme zwei Jahre später eine weitere Oscar-Nominierung. Er ging leer aus, doch Tom Hanks in der Rolle eines Aidskranken wurde 1994 mit dem Oscar geehrt. Demme hatte sich zuvor bereits mit der Gangsterkomödie „Die Mafiosi-Braut“1988 seine erste Nominierung verdient.
Der 1944 in Long Island geborene Filmemacher hatte sich als Student zunächst für Chemie und Veterinärmedizin eingeschrieben. Neben dem Studium verfasste der KinoFan Filmkritiken und Werbetexte für Filmproduktionen.
Wenig Erfolg hatte Demme zuletzt mit dem Remake des AudreyHepburn- und Cary-Grant-Thrillers „Charade“: Seine Version mit dem Titel „Die Wahrheit über Charlie“floppte 2002 an den US-Kinokassen und kam hierzulande gar nicht erst ins Kino. Doch er versöhnte Kritiker und Publikum mit der Neufassung des Klassikers „Der Manchurian Kandidat“(2004) mit Denzel Washington und Meryl Streep.