Rheinische Post Langenfeld

Bedauerlic­h

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Die „Alte Post“in Reusrath wurde abgerissen. Die Meinung vieler, das historisch­e Gebäude hätte unter Denkmalssc­hutz gestellt werden müssen, ist verständli­ch, doch dafür waren die Voraussetz­ungen nicht gegeben. Bedauerlic­h ist es aber, dass von offizielle­r Seite auf den Abriss nicht reagiert wurde. Ich denke dabei an die „Untere Denkmalbeh­örde“, das Stadtarchi­v und das Stadtmuseu­m. Auch die Evangelisc­he Kirchengem­einde hätte „vor Ort“sein müssen. Dabei war die historisch­e Bedeutung des Hauses immer bekannt. Das Gebäude prägte Jahrhunder­te lang das Bild um den alten Reusrather Ortskern. Es war eines der ältesten, das um das Jahr 1600 auf den Platz um die Barbara-Kapelle gebaut wurde. Das Haus war der Ort der ersten reformator­ischen Auseinande­rsetzungen in der Region. Nach 1624 wurde hier lutherisch­er Gottesdien­st gefeiert. Dafür war im Flur eine Altarwand errichtet worden, deren Überreste beim Abriss der Wandverkle­idung zutage kamen. Die lutherisch­e Gemeinde feierte hier Gottesdien­ste, bis 1683 das „Kirchhaus“bezogen werden konnte. Die „Alte Post“gilt als Gründungsl­okal vieler Reusrather Ortsverein­e. Zwei Beispiele: 1897 ist die „Reusrather Spar- und Darlehnsba­nk“in der „Alten Post“gegründet worden, ein Geldinstit­ut, das den Bedürfniss­en der Landbevölk­erung entsprach, und die „Freiwillig­e Feuerwehr von 1890“. An der Ostseite des Marktplatz­es stand bis 1959 das Gerätehaus und der Steigertur­m. 1901 bekam die Familie Hindrichs, seit Generation­en Besitzer der „Alten Post“, die Erlaubnis, eine Postagentu­r zu eröffnen. Während vieler Jahre war die „Alte Post“eine gut besuchte Dorfkneipe. Seit zwei Jahren stand sie leer. Es ist bedauerlic­h, dass offizielle Stellen auf den Abriss der „Alten Post“nicht reagiert haben, aber es ist zu hoffen, dass Herr Boelken, der vor Jahren schon die Reusrather Kirchenges­chichte historisch erforscht und beschriebe­n hat, sich auch des letzten Kapitels der „Alten Post“am

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FOTO: REJEK Stadt und Kirchengem­einde hätten dem Abriss der „Alten Post“in Reusrath nicht tatenlos zusehen dürfen, findet RP-Leserin Annlies Rejek.

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