Spenden und immer mehr Interesse – das ambulante Hospiz kommt voran
Die Arbeit der ehrenamtlichen Sterbebegleiter soll stärker ins Bewusstsein der Leichlinger einfließen.
LEICHLINGEN Träume sind nicht zwangsläufig immer nur Schäume, wie es das alte Sprichwort behauptet: Sie können einem auch helfen, Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und das eigene Handeln darauf zu fokussieren. Insofern nimmt es Christine Schwung jeder ab, wenn sie sagt: „Ich wünsche mir sehr, dass unser Büro von seinem jetzigen etwas abseits gelegenen Standort dauerhaft ins Leichlinger Stadtzentrum ziehen kann.“Ins Brückerfeld in unmittelbare Nähe zu den Marktständen etwa, so dass die Marktbesucher stehen bleiben und mal hereinschauen können – „das wäre einfach wunderbar“.
Wie wichtig eine Verwirklichung des Wunsches für die 55-jährige Leichlingerin tatsächlich ist, wird erst so richtig deutlich, wenn man sich vor Augen führt, für welche Organisation sie spricht: Christine Schwung ist Koordinatorin des ambulanten, ökumenischen Hospizes, das sterbende Menschen und deren Angehörige mit Hilfe von Ehrenamtlern begleitet, je nach Bedürf- nis mal intensiver, mal ganz zurückhaltend.
„Das Sterben und der Tod sind in unserer Gesellschaft immer noch nicht als normaler Bestandteil des Lebens angekommen“, betont die gläubige Katholikin: Die meisten hätten nach wie vor den Reflex, diese Themen zu verdrängen, „so lange, bis sie einen plötzlich selbst betreffen“. Unsicherheit, auch Panik - die Reaktionen etwa auf den bevorstehenden eigenen Tod oder den eines nahen Angehörigen sind vielfältig.
Genau an dieser Stelle setzt das Ökumenische Hospiz Leichlingen an, das bereits seit 17 Jahren besteht. Renate Huppertz war die Frau der ersten Stunde. Sie hat den Hospizdienst aufgebaut und engagiert koordiniert.
Vor zwei Jahren verabschiedete sie sich in den Ruhestand. Nachfolgerin Christine Schwung ist examinierte Krankenschwester und war 13 Jahre bei der Caritas-Pflegestation beschäftigt. Bei ihrem Antritt als Hospiz-Koordinatorin sagte die vierfache Mutter, einen Unterschied zu ihrer bisherigen Tätigkeit könne sie nicht erkennen. „Die Arbeit ist mir absolut vertraut, man muss flexibel sein.“
Das Team der ehrenamtlichen Helfer hat sie inzwischen von 32 auf 37 erweitert und mit Fortbildungsveranstaltungen wie etwa dem Befähigungskurs „Ehrenamtler in der Sterbebegleitung“ist auch sichergestellt, dass alle Helfer über das nötige Fachwissen verfügen. Die Ehrenamtler, darunter auch zwei Männer, werden ein halbes Jahr lang zu Trauerbegleitern ausgebildet. Der emotionale Zugang, den die Sterbenden oder deren Angehörige zu ihnen aufbauen, ist dann natürlich auch eine Gefühlssache.
Es gibt guten Grund, zufrieden zu sein – aber eben auch den Wunsch nach mehr Öffentlichkeit, den Theologe und Krankhausseelsorger Hubert Böke – ein wesentlicher Wegbegleiter beim Aufbau des Hospizes – vor zwei Jahren bei der Abschiedsfeier für Renate Huppertz auf den Punkt brachte: „Alles hat seine Zeit“, zitierte er damals aus der Bibel, „geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit.“Aber die Gesellschaft habe noch viel zu lernen im Umgang mit Tod und Abschied nehmen.
Genau deshalb freuen sich Christine Schwung und ihre Kollegin Inka Stirl ganz besonders über eine Aktion, die die Rheinische Post gemeinsam mit Leichlinger Händlern dem Hospiz jetzt sozusagen zum Geburtstag schenkt: Die Händler nehmen das ganze zum Anlass, ein Produkt aus ihrem Sortiment zu einem deutlich reduzierten Preis zu verkaufen und den Erlös dann ans Hospiz zu spenden: das reicht von einer um zwölf Euro reduzierten zwölfer EintrittsKarte fürs Leichlinger Blütenbad bis hin zum exklusiven Polo-Shirt, das „Mode für Männer“für 49,99 Euro statt 69,99 Euro anbietet.
Zu entnehmen ist die jeweilige Aktion den Anzeigen auf dieser Seite. „Über das Geld freuen wir uns natürlich“, sagt Hospiz-Koordinatorin Schwung: „Ebenso sehr freuen wir uns aber über die Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit, die uns durch eine solche Aktion zuteil wird.“Damit rücke das Hospiz ein Stück weiter in die Mitte der Gesellschaft, wo es nach Auffassung aller, die sich gemeinsam an der Begleitung sterbender und trauernder Menschen in der Blütenstadt beteiligen, schlichtweg auch hingehört.