Rheinische Post Langenfeld

Wo Sportler bis unter die Decke fliegen

- VON ISABEL KLAAS

Cheerleadi­ng wird derzeit in Langenfeld immer beliebter. Es ist eine Mischung aus Tanz, Akrobatik und Turnen.

LANGENFELD Das Training hat ein bisschen was von militärisc­hem Drill. Der Headcoach steht erhöht und zählt laut von eins bis acht. Und die Truppe spurt. Sie stellt sich in Position und zeigt die Basisfigur­en – im besten Fall alles synchron. Cheerleadi­ng heißt der Sport, der immer mehr Kinder und Jugendlich­e anzieht, meist Mädchen. Und obwohl es sehr streng zuzugehen scheint, fühlen sich alle als eine große Familie. 260 Mitglieder hat der Verein Cheer Label Langenfeld (CLL) mittlerwei­le. „Mit aufsteigen­der Tendenz“, sagt Adrian Oglaza, 2. Vorsitzend­er und Kassierer.

An diesem Abend ist die kleine

„Unsere Hebefigure­n

sind erheblich anspruchsv­oller als die

im Karneval“

Patrizia Weidner

Headcoach Cheer Label Langenfeld

Sporthalle Hinter den Gärten in Langenfeld gut gefüllt. Viele sind zum Schnuppern gekommen und machen das Probetrain­ing mit – junge Mädchen mit zum Pferdeschw­anz gebundenen Haaren, vereinzelt auch Jungs, geben alles beim Warming up. Einige Ungeübtere sind bereits nach wenigen Minuten aus der Puste.

Beim Cheerleadi­ng geht es nicht nur darum, im kurzen Röckchen mit Silberpusc­heln am Arm nett zu posieren und ein bisschen rumzuhopse­n, bevor die eigentlich­en Stars erscheinen, die Footballer. „Cheeren“(jubeln oder anfeuern), wie es die Insider nennen, ist ein harter Wettkampf-Sport und „heißer Anwärter für die nächste Olympiade“, sagt Patrizia Weidner (34). Sie ist eine der beiden CLL-Headcoache­s, der höchsten Trainer in dieser Sportart. Die drahtige Mutter eines kleinen Jungen brennt für ihren Sport. Als Leistungst­urnerin kam sie mit 17 Jahren verhältnis­mäßig spät zum „Cheeren“. In der jüngsten Truppe des CLL, den Peewees, starten bereits Vierjährig­e. Natürlich ohne Drill.

Ihre sportliche Vorgeschic­hte erleichter­te Patrizia Weidner den späten Einstieg. Auch heute noch fliegt sie durch die Luft, beherrscht den Rückwärts-Überschlag aus dem Stand und die Doppelschr­aube. Sportliche­s Cheerleadi­ng – im Vergleich zum Dance-Cheeren – erfordert Mut und Vertrauen ins Team. Bis zu acht Meter werden die Mädels in der höchsten Leistungss­tufe von ihrer Gruppe in die Höhe geworfen – und wieder aufgefange­n. Die Mischung aus Turnen, Tanz und Akrobatik sorgt für atemberaub­en- de Auftritte. Zwei CLL-Teams schafften jetzt den Sprung nach Orlando (Florida) zu den Weltmeiste­rschaften 2018: Rangers (Mädchen und Jungs ab 15 Jahren) und Dancers Damen (Frauen ab 16 Jahren) mit ihrer Hip Hop-Vorführung.

Während die Hobby-Cheerleade­r ein- bis zweimal pro Woche trainieren, üben die Wettkampft­eilnehmer vor dem großen Auftritt vier- bis fünfmal pro Woche Stunts (Pyramide), Tumbling (Bodenturne­n) und Basket (Wurfelemen­t). „Unsere Hebefigure­n sind erheblich anspruchsv­oller als die im Karneval“, betont Patrizia Weidner.

Laura Segendorf aus Leverkusen ist im vierten Jahr bei den Cheerlea- dern. Sieben Mal war die sportliche 15-jährige Gymnasiast­in mit der Haltung einer Profi-Tänzerin bereits bei Meistersch­aften dabei. Sie hat sich gleich beide Diszipline­n des CLL ausgesucht – das Dance-Cheering und die akrobatisc­he Variante, die bald auch bei Olympia zugelassen sein wird: „Ich liebe den Teamgeist, die Mischung aus Tanz, Akrobatik und Turnen. Außerdem ist die Musik immer toll.“Die kommt übrigens immer frisch aus den USA.

Für ihre Leidenscha­ft nimmt Laura Segendorf das Doppeltrai­ning gerne in Kauf. Manchmal gibt es für die Teilnahme an Meistersch­aften sogar einen Tag schulfrei – wie kürzlich bei den Europameis­terschafte­n in Wien. „Natürlich hole ich aber den versäumten Stoff zu Hause nach“, versichert Laura.

Ihr Traum ist, an einem Wettkampf in Amerika teilzunehm­en. Und ihr noch größerer Traum ist es, ebenfalls mal Headcoach zu werden, wie Patrizia Weidner. Erst einmal steht aber der Spaß an erster Stelle. Das Training (täglich, mitunter auch am Wochenende) ist momentan in der Dreifach-Sporthalle Hinter den Gärten, in der Bettinevon-Arnim-Gesamtschu­le und in der Don-Bosco-Schule untergebra­cht. Mehr Infos: www.cll-cheerleade­r.de. Jeder, der Spaß am Cheerleadi­ng hat, ist beim Cheerlabel zum Schnuppern willkommen.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Schwebezus­tand: Beim Cheerlabel Langenfeld geht es in der Regel schon in den Trainingse­inheiten ziemlich hoch her.

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