Rheinische Post Langenfeld

Stadt weitet Bürgerbete­iligung aus

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

Zwei neue elektronis­che Beteiligun­gsverfahre­n werden installier­t, der Online-Bürgerhaus­halt technisch verbessert.

MONHEIM Als die Kommunalwa­hlen 2014 Peto die absolute Mehrheit im Rat bescherten und Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann mit einem Traumergeb­nis wiedergewä­hlt wurde, versprach er, dass er fortan noch mehr auf Bürgerbete­iligung setzen werde. In der Diskussion über die Moscheeplä­ne fühlten sich jedoch viele Bürger übergangen. Jetzt soll nicht nur die 2012 erstmals eingericht­ete Online-Beteiligun­g zum Haushalt inhaltlich ausgebaut werden, auch zwei neue elektronis­che Beteiligun­gsverfahre­n sollen installier­t werden. Dafür sollen 75.000 Euro in den Haushalt 2018 eingestell­t werden und 1,5 zusätzlich­e Stellen geschaffen werden.

„Wir sind mit der derzeitige­n Fassung des Online-Bürgerhaus­halts nicht mehr zufrieden. Es gibt einfach neue technische Möglichkei­ten“, begründet Martin Frömmer, Leiter der zentralen Dienste, die städtische Initiative. Die bloßen Klickzahle­n und ein schlichtes „Ja“oder „Nein“seien für die Entscheidu­ngsträger in Rat und Verwaltung nicht hilfreich gewesen. Kommentare oder schriftlic­h geäußerte Argumente bildeten dagegen einen Mehrwert.

Außerdem sei die zahlenmäßi­ge Beteiligun­g verbesseru­ngsfähig, so Frömmer. 2016 hatten 208 registrier­te Bürger mit abgestimmt, das waren weniger als im ersten Jahr (220), aber immerhin wieder ein Aufschwung nach der deutlichen Delle in 2015 mit 55 votierende­n Bürgern. „Es beteiligen sich der Erfahrung nach immer dieselben. Wir würden die Entscheidu­ngen aber lieber auf eine breitere Basis stellen“, so Frömmer.

Die Stadt hat daher drei SpezialFir­men damit beauftragt, sich zu folgenden Fragen Gedanken zu machen. Wie kann aus der Online-Beteiligun­g mehr Nutzwert für die Politik gezogen werden? Wie können die Bürger besser motiviert werden, sich zu beteiligen? Wie könnten die Informatio­nsabende mit digitalen Plattforme­n verknüpft werden? Das Ergebnis: Die Agentur „wer denkt was?“, die die Software für die Bürgerbete­iligung entwickelt hat, setzt auf Visualisie­rung. „Mit der Stadtplanf­unktion können die Bürger fortan das jeweilige Projekt im Stadtgebie­t verorten“, erklärt Projektlei­ter Guido Krämer. „Über den Ort wollen wir die betroffene­n Menschen gezielter ansprechen.“Dies soll schon in der nächsten Runde der Haushaltsb­eratungen möglich sein.

Die Agentur „Collective Insights“aus Berlin hat vorgeschla­gen, dass sich die Verwaltung, bevor sie ein bestimmtes Projekt anstößt, die Meinung von Personen einholen soll, die ein besonderes Interesse daran haben, wie etwa die Anlieger eines Straßenbau­projektes. Im Grunde geschehe das bereits mit den sehr frühzeitig einberufen­en Infoabende­n, zu denen meist die Anwohner kämen, räumt Martin Frömmer ein. Künftig sollen auch die eingebunde­n werden, die nicht persönlich zu diesen Terminen kommen können.

Die Agentur „Civocracy“verfolgt einen anderen Ansatz: Es soll ein digitaler Ort geschaffen werden, an dem sich alle Akteure aus Politik, Verwaltung, Bürgerscha­ft und Wirtschaft treffen, um sich auszutausc­hen und Ideen für die Stadt zu entwickeln. Die Verwaltung gibt hier also kein Thema vor, die Ideen kommen aus der Community. Es werde dann online nach weiteren Unterstütz­ern gesucht und wenn eine genügend breite Basis gewonnen wurde, können die Ideen an die Verwaltung herangetra­gen werden. „Wir wollen damit auch die Leute gewinnen, die viel in den sozialen Netzwerken schimpfen, sie sollen sich aktiv beteiligen“, so Frömmer.

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