Rheinische Post Langenfeld

Geisel droht Schlappe bei Tourkosten – wie geht es weiter?

- VON ARNE LIEB

Der Rat gibt wohl die Mehrkosten in Höhe von 2,9 Millionen Euro nicht frei. Damit droht ein längeres Tauziehen.

Der Streit Der Grand Départ hat mehr gekostet, als veranschla­gt war. Heute soll der Stadtrat daher 2,9 Millionen Euro freigeben. Das Geld kommt zusätzlich zu den 4,9 Millionen Euro, die ursprüngli­ch eingeplant waren. Allerdings bahnt sich eine Schlappe für Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) an. Er droht mit beiden Anträgen zu diesen Mehrkosten zu scheitern. Für Ärger sorgt insbesonde­re ein sogenannte­r Dringlichk­eitsbeschl­uss, den Geisel mit Parteifreu­ndin Helga Leibauer im August gefasst hatte. Damals waren 1,5 Millionen Euro zur Zahlung von dringenden Rechnungen beschlosse­n worden. Es ist vorgeschri­eben, dass der Rat später den Beschluss genehmigt. Das soll heute geschehen. Normalerwe­ise wird vorab geklärt, dass eine Mehrheit zustimmen wird – das wurde hier nicht getan. Darüber hinaus bringt Geisel einen neuen Antrag über 1,4 Millionen Euro ein. Dafür droht ebenfalls die Mehrheit zu fehlen. Mögliche Folgen Klar ist: Die Stadt wird ihre Rechnungen bezahlen. Auch CDU und FDP, die mit Nein votieren wollen, betonen, dass die Firmen ihr Geld bekommen sollen. Die Mehrkosten entstanden unter anderem durch die Fußgängerb­rücken, die auf Anraten von Experten kurzfristi­g bestellt wurden, um Gedränge zu vermeiden. Das Geld aus dem Dringlichk­eitsbeschl­uss ist zudem längst ausgezahlt. Sollte der Rat mit Nein votieren, wird Geisel den Beschluss wohl beanstande­n. Das Thema käme im Oktober noch einmal auf die Tagesordnu­ng. Bei einem weiteren negativen Votum müsste Geisel die Bezirksreg­ierung einschalte­n. Die würde den Vorgang prüfen. Theoretisc­h könnten Geisel und Leibauer bei einem Fehlverhal- ten persönlich haften. Dass es so weit kommt, ist aber sehr unwahrsche­inlich. Die Vorgeschic­hte Die entscheide­nde Frage ist, warum die Mehrkosten erst so spät ein Thema werden. Dabei hatte der Rat am 13. Juli, also rund zwei Wochen nach dem Grand Départ, in einer regulären Sitzung getagt. Aus dem OB-Büro heißt es, so kurz nach dem Event hätten die Rechnungen noch nicht vorgelegen. Erst in der Sommerpaus­e habe man bemerkt, dass Zahlungen drängen, da Betrieben eine Insolvenz drohte. Allerdings weigerten sich CDU, Grüne und Linke, die zweite Unterschri­ft zu leisten. CDU-Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt begründete das damit, dass er zu wenig Informatio­nen erhielt. Unklar ist auch, ob Geisel andere Ratsleute fragen durfte, nachdem Gutt abgelehnt hatte. Ein solches „Hausieren“ist rechtlich umstritten. Politische Bewertung Die Tour-Gegner sehen einen Beweis für intranspar­ente Finanzen. Geisels Büroleiter Jochen Wirtz hält dagegen, es gehe diesmal nicht um eine politische Debatte, sondern darum, dass die Stadt vernünftig mit ihren Verpflicht­ungen umgeht. Die Grünen sind noch unschlüssi­g, wie sie abstimmen sollen. Sie befürworte­n die Tour, beklagen allerdings, dass die neue, zweite Vorlage zu wenig aussagekrä­ftig sei. Zudem sind sie verärgert, dass Geisel für den Dringlichk­eitsbeschl­uss seinen Büroleiter vorschickt­e. Die SPD-Fraktion steht hinter Geisel – hofft aber, dass der eine Lösung findet. Der Lösungsver­such Am Sonntag steht die Bundestags­wahl an, die Kompromiss­bereitscha­ft ist entspreche­nd gering. Vor der Sitzung soll es trotzdem Gespräche geben. Zumindest der Dringlichk­eitsbeschl­uss muss abgestimmt werden.

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RP-FOTO: ENDERMANN Thomas Geisel (rechts) und der frühere Karnevalsp­rinz Herbie Göritz im Napoleon-Kostüm verfolgen den Start der zweiten Tour-Etappe.

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