Rad-WM: Sagan gelingt Titel-Hattrick
Die deutschen Fahrer erleben in Bergen die größte WM-Pleite seit 21 Jahren.
BERGEN (dpa) Bange Sekunden musste Peter Sagan im Zielbereich ausharren – dann schlug der Superstar die Hände vor das Gesicht und jubelte über seinen historischen Hattrick. Bei der stimmungsvollen Radsport-Party im hohen Norden triumphierte Sagan am Sonntag im WM-Straßenrennen als erster Radprofi zum dritten Mal in Serie und durchkreuzte um Zentimeter die Hoffnungen der norwegischen Gastgeber auf einen Heimsieg.
Vor mehreren hunderttausend Zuschauern, darunter auch der norwegische Kronprinz Haakon mit Gattin Mette-Marit, siegte Sagan auf dem Rundkurs in Bergen nach 267,5 Kilometern vor dem Norweger Alexander Kristoff und dem Australier Michael Matthews. Tony Martin und Co. spielten dagegen im Finale keine Rolle. Die Entscheidung fiel erst auf der Zielgeraden, als eine große Gruppe um den Sieg sprintete. Bis dahin war von Sagan nichts zu sehen. Noch im Vorfeld hatte der Slowake vom deutschen Bora-hansgrohe-Team über eine Erkältung geklagt. „Das ist unglaublich. Für Alexander war es ein Heimspiel. Es tut mir leid, dass ich den Norwegern ein wenig die Stimmung vermiest habe. Es ist etwas ganz Besonderes für mich“, sagte Sagan, der seinen Sieg dem im Mai verstorbenen Radprofi Michele Scarponi widmete, der am Montag Geburtstag gefeiert hätte.
Als bester deutscher Fahrer erreichte der Berliner Simon Geschke als 20. das Ziel. Das krankheitsbedingte Fehlen des als Kapitän vorgesehenen John Degenkolb konnte aber kein Fahrer kompensieren. Damit war die deutsche WM-Pleite trotz einer ordentlichen Vorstellung perfekt. Bei der WM 1996 in Lugano hatten letztmals die deutschen Akteure in den vier Eliterennen der Männer und Frauen die Podestplätze verpasst. In der Endabrechnung war der enttäuschende neunte Platz des entthronten Zeitfahr-Weltmeisters Martin im Einzelzeitfahren noch das beste Ergebnis. „Es ist sicherlich eine Momentaufnahme. Aber dass man in Panik verfällt, ist nicht notwendig“, sagte BDR-Sportdirektor Patrick Moster der Deutschen Presse-Agentur und erinnerte an die guten Ergebnisse in Doha vor Jahresfrist.
Diesmal enttäuschten vor allem die deutschen Frauen auf ganzer Linie. Ex-Weltmeisterin Lisa Brennauer hatte am Samstag als beste BDRFahrerin den 42. Platz belegt und dabei noch nicht einmal den Anschluss zum Hauptfeld halten können. „Das Ergebnis der Frauen ist enttäuschend“, sagte Moster und rätselte über die sportliche Entwicklung von Brennauer: „Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass man innerhalb von drei Jahren das Radfahren verlernt.“
So war Lennard Kämna der einzige Lichtblick im deutschen Team. Der 21-Jährige belegte im Straßenrennen der U23-Klasse den zweiten Platz, nachdem er schon im Mannschaftszeitfahren der Profiteams mit Sunweb den Titel geholt hatte.