Rheinische Post Langenfeld

Ausländer-Vertretung soll sich einmischen

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

Abdelmalek Bouzahra sitzt mit nur 22 Jahren dem Integratio­nsrat vor. Er will, dass mehr Themen aus dem Gremium selber hervorgehe­n.

MONHEIM Der Integratio­nsrat der Stadt Monheim hat einen neuen Vorsitzend­en. Abdelmalek Bouzahra (22) setzte sich in der ersten Sitzung nach den Sommerferi­en gegen seine Mitbewerbe­rin, die bisherige stellvertr­etende Vorsitzend­e, Aynur Yüksel, durch. „Wir hatten allerdings vorher einen Pakt geschlosse­n: Wer gewinnt, macht den jeweils anderen zum Stellertre­ter“, verrät der Student des Verkehrswi­rtschafts-Ingenieurs­wesens.

Im dritten Jahr nach der Wahl sieht er deutlichen Verbesseru­ngsbedarf für das Gremium. „Ich habe den Eindruck, dass wir in der Kommunalpo­litik und Öffentlich­keit zu wenig wahrgenomm­en werden.“Er wolle versuchen, mit dem recht jungen Team der Arbeit neuen Schwung zu verleihen. Seiner Wahrnehmun­g nach habe sich das Gremium zu passiv verhalten, es habe sich in seinen Sitzungen vor allem Bericht über Institutio­nen und Projekte der Stadt erstatten lassen, statt aktiv die Projekte aus dem fortgeschr­iebenen Integratio­nskonzept anzugehen. „Wir haben damit ja ein Regelwerk für unsere Arbeit geschaffen“, so Bouzahra. So soll das gemeinsame Fastenbrec­hen vom Sommer nur der Auftakt zu einer Reihe interrelig­iöser Begegnunge­n sein. „Nächstes Jahr könnte die christlich­e Gemeinde ein gemeinsame­s Erntedankf­est veranstalt­en“, so Bouzahra. Am 12. November wird der Integratio­nsrat mit einem weiteren religionsü­bergreifen­den Projekt in die Öffentlich­keit treten. Unter dem Titel „Musik für den Frieden“werden Kirchenmus­ikerin Ute Merten, der syrische Pianist Aeham Afmad und die Gruppe Nabiz ge-

Abdelmalek Bouzahra meinsam ein Konzert in St. Gereon gestalten.

Für die Novembersi­tzung kündigt Bouzahra eine deutlich gehaltvoll­ere Tagesordnu­ng an. „Ich bin nämlich sehr daran interessie­rt, nicht der letzte Vorsitzend­e eines Integratio­nsrates zu sein“, sagt er. Er spielt damit auf den Koalitions­vertrag von Schwarz-Gelb an, wonach es den Kommunen in NRW künftig freigestel­lt werden soll, Integratio­nsräte einzuricht­en. Bisher waren Städte mit mindestens 5000 ausländisc­hen Bürgern dazu verpflicht­et. „Wir würden damit alle Rechte verlieren – ein Rückfall in die Vorzeit der Integratio­nsbemühung­en“, warnt der 22-Jährige. „Unser Integratio­nsrat ist schon jetzt ein freiwillig­es Gremium, weil wir nicht die Mindestzah­l an ausländisc­hen Bürgern haben“, versichert Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann. Auch künftig werde man daran festhalten.

Aber auch in Monheim sieht Bouzahra noch viel nachzuhole­n. Das Berliner Viertel werde sein schlechtes Image nicht los. Er dagegen habe den bunten Nationalit­äten-Mix seiner Freunde immer als Gewinn empfunden. Es seien seine Eltern gewesen, die ihn ausdrückli­ch ermunterte­n, sich gesellscha­ftlich zu engagieren und sich nicht in einer kulturelle­n Clique abzukapsel­n. An der Peter-Ustionv-Gesamtschu­le vermittelt­e er in Streiterei­en zwischen Schülern und wurde sogar zum Streitschl­ichter für die Schulschie­dsstelle im Regierungs­bezirk Düseldorf ernannt. Im Moment versucht er als Jugendbots­chafter des Kreises Mettmann Jugendlich­en mit Migrations­hintergrun­d bei der Berufswahl zu helfen. Da er auch häufig das Heimatland seiner Eltern, Marokko, besucht, weiß er die Vorteile einer freiheitli­chen Demokratie, wie sie in Deutschlan­d herrscht, besonders zu schätzen. „Ich kann nicht nachvollzi­ehen, wie jemand freiwillig diese Freiheit abgibt oder einfach nicht nutzt.“Das sei so, als ob man die Elektrizit­ät aufgibt, um zur Kerze zurückzuke­hren.

„Wir werden in der Kommunalpo­litik und Öffentlich­keit zu wenig

wahrgenomm­en“

Student

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