Piloten müssen ihre Machtposition nutzen
Wenn es günstiger ist, von Weeze nach Mailand zu fliegen, als mit Bus und Bahn von Düsseldorf nach Essen zu fahren, stimmt irgendetwas nicht. 9,79 Euro kostete zuletzt das Flugticket bei Ryanair, während man für die Busfahrt 12,10 Euro zahlen muss. Kein Wunder, dass die Fluggesellschaften versuchen, bei Gehältern massiv zu sparen.
Die Insolvenz von Air Berlin sorgt für eine besondere Situation: Je länger deren Piloten sich Verträgen bei anderen Fluglinien geschlossen verweigern, desto größer wird der Druck der Airlines, Angebote nachzubessern, um übernommene Air-Berlin-Flugzeuge aufs Rollfeld zu bringen oder neue Strecken zu bedienen. Wie gefragt dabei spezialisierte Arbeitskräfte sind, zeigen Prämien wie jene 20.000 Euro, die Eurowings nun an Piloten mit Ausbildungslizenz zahlen will. Zum Kampf David gegen Goliath taugt das Beispiel aber nur bedingt. Denn selbst Ryanair soll Kapitänen zuletzt mehr als 150.000 Euro pro Jahr geboten haben. Ihre Macht sollten die Piloten daher nicht nur für eigene Gehaltsverhandlungen einsetzen – sondern auch für jene kämpfen – etwa das Kabinenpersonal –, deren Zukunftsaussichten aufgrund der schlechteren Verhandlungsposition düsterer sind. BERICHT EUROWINGS LOCKT PILOTEN . . ., TITELSEITE
Unerträglich ist, wenn als Straftäter bekannte und ausreisepflichtige Migranten in Deutschland weiter schlimme Straftaten verüben können. Hier versagt der Staat in doppelter Hinsicht, denn er scheitert nicht nur daran, die Taten durch Verurteilungen zu verhindern, sondern er ließ die Einreise der Täter zu und konnte auch ihre Ausreise nicht organisieren. Das muss unbedingt abgestellt werden. Deshalb ist es auch richtig, wenn Politiker dieses Ziel immer wieder formulieren.
Aber den Worten müssen dann auch wirksame Taten folgen. Dass die Forderungen die Illusion nähren, deutlich mehr Abschiebungen wären möglich, wenn nur der Staat nicht so unfähig wäre, ist auch gefährlich. Da Abschiebungen oft an fehlenden Papieren, vorgeschobenen Krankheiten, zu wenig Polizei scheitern, hat der Staat ein dickes Brett zu bohren. Abschiebeflüge nach Afghanistan wirken abschreckend, wie der Rückgang der Asylanträge eindrucksvoll zeigt. Fünf oder sechs von ihnen bei Zehntausenden Ausreisepflichtigen in ein Flugzeug zu stecken, wirkt allerdings so absurd und hilflos, wie es ist. BERICHT NEUER ABSCHIEBEFLUG BELASTET . . ., TITELSEITE
SDickes Brett
Spaniens Wunden
panien steht vor einer existenziell entscheidenden Woche. Sollte der Senat in wenigen Tagen grünes Licht für den kompromisslosen Kurs von Ministerpräsident Mariano Rajoy geben, dann wird die auf Unabhängigkeit fixierte Regionalregierung in Barcelona entmachtet und die Region gleichsam unter Vormundschaft gestellt. Doch mit diesem Tag und mit der politischen Weichenstellung ist das Problem längst nicht vom Tisch. Madrid wird tiefe und vor allem schmerzende Wunden heilen müssen, das geht nur über eine spürbare Verbesserung des Autonomiestatuts. Dazu ist auch die sozialistische Opposition bereit. Das hätte dann aber auch positive Signalwirkung für andere Regionen. Voraussetzung ist eine echte Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten.
Der Konflikt mit Katalonien geht auch die EU an. Die Zentrifugalkräfte sind in den letzten Jahren gewachsen. Die Europäische Union als das erfolgreichste Friedensprojekt aller Zeiten ist in Gefahr, weil der Gemeinschaftsgeist merkbar schwächer wird. Dieser Trend muss aufgehalten werden. BERICHT