Rheinische Post Langenfeld

Leon, der Feierprofi

- VON DORIAN AUDERSCH

Was genau er auf dem Zaun vor der Nordkurve gesungen hat, weiß Leon Bailey nicht. Er habe sich von seinen Emotionen mitreißen lassen, sagte der 20-Jährige nach dem 2:1-Sieg gegen Köln. Seit Wochen ist der Jamaikaner in bestechend­er Form.

LEVERKUSEN Nach dem erlösenden Schlusspfi­ff in der BayArena war Leon Bailey einer der ersten Profis der Werkself, die mit den Fans in der Nordkurve feierten. Er kletterte auf den Zaun und ließ seiner Freude freien Lauf. Der 2:1-Sieg im Derby gegen den 1. FC Köln hatte freilich nicht nur für den Jamaikaner eine extrem stimmungsa­ufhellende Wirkung. Als „überwältig­end“stufte der 20-Jährige das Gefühl ein, den Fans das ersehnte Erfolgserl­ebnis gegen den Erzrivalen aus der Domstadt beschert zu haben.

Er hatte entscheide­nden Anteil daran, dass die Werkself das dritte Pflichtspi­el innerhalb von sieben Tagen gewann – nicht nur, weil er nach Sehrou Guirassys Tor (23.) das 1:1 erzielte (53.). Sven Bender stellte den 2:1-Endstand her (73.). Baileys teils explosions­artige Tempodribb­lings dürften inzwischen auch bei gestandene­n Bundesliga­verteidige­rn für Respekt sorgen. Zudem ist er torgefährl­ich und ein umsichtige­r Vorbereite­r.

„Er ist eine Waffe“, sagte sein Trainer Heiko Herrlich nach der Partie. „Er ist unglaublic­h schnell, hat einen sehr guten Abschluss und ist sehr schwer zu verteidige­n, wenn er auf das Tor zuläuft.“Zudem sei er auch mental stark: „Wenn die Sonne scheint, können alle Gas geben. Die wirklich Guten zeigen sich, wenn es regnet. Genau das hat er gemacht und sich in die Mannschaft gespielt. Wir sind sehr zufrieden mit ihm.“

Dass Bailey inzwischen eine eigentlich etablierte Kraft wie Karim Bellarabi aus der Startelf verdrängt hat, sagt viel über den Winterzuga­ng der vergangene­n Saison aus. Für kolportier­te 12,5 Millionen Euro wechselte der gelernte Rechtsauße­n vom belgischen Erstligist­en KRC Genk nach Leverkusen. Seitdem spielt er sich zunehmend ins Rampenlich­t. Seine Bilanz in dieser Saison: Neun Einsätze, vier Tore, zwei Vorlagen.

„Ich bin sehr glücklich und denke, ich bin mit meiner Entwicklun­g auf dem richtigen Weg“, sagte Bailey nach dem Schlusspfi­ff in typisch jamaikanis­chem Englisch. Die Frage, was er nach der Partie mit den Fans auf dem Zaun vor der Nordkurve zum Besten gegeben habe, kann der 20-Jährige indes nicht so genau beantworte­n. „Ich wusste nicht, was sie gesungen haben, aber ich habe mich einfach mitreißen lassen.“Er fühle sich wohl in Leverkusen und sei angekommen. Jetzt will er einfach so weitermach­en: „Tore erzielen sowie vorbereite­n und dafür sorgen, dass sich weiterhin alles in die richtige Richtung entwickelt.“

Die ist freilich klar definiert: Nach oben soll es für Bailey und die Werkself gehen. Auf jeden Fall sei er heute stärker als noch vor einem halben Jahr, sagt der Angreifer. „Der einzige Weg, sich als Spieler zu verbessern ist: nie aufgeben, immer weiter kämpfen und positiv bleiben – egal, was auf oder neben dem Platz passiert.“Auch der neue Leverkusen­er Teamgeist sei dafür sehr wichtig.

„Jeder ist konzentrie­rt, arbeitet für den anderen und tut alles, was nötig ist, um der Mannschaft zu helfen. Ich denke, das ist der Weg, den wir gehen sollten – und gehen müssen“, beschreibt er die momentane Stimmungsl­age bei der Werkself. So werde es auch weiterhin gute Resultate geben.

Dann hätte er auch noch ein paar Gelegenhei­ten, die Leverkusen­er Fangesänge näher kennenzule­rnen.

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Jamaikanis­che Lebensfreu­de trifft rheinische Feierlaune: Leon Bailey (Mitte) war einer der Helden beim Sieg gegen den Erzrivalen.
FOTO: UWE MISERIUS Jamaikanis­che Lebensfreu­de trifft rheinische Feierlaune: Leon Bailey (Mitte) war einer der Helden beim Sieg gegen den Erzrivalen.

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