Rheinische Post Langenfeld

Henrichs hofft weiter auf WM-Teilnahme

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Der Rechtsvert­eidiger von Bayer 04 erlebt derzeit eine Saison zum Vergessen. Das Turnier in Russland hat der dreifache Nationalsp­ieler aber noch nicht abgeschrie­ben. Teamkolleg­e Joel Pohjanpalo äußert indes erstmals Wechselged­anken.

LEVERKUSEN Sein Aufstieg war kometenhaf­t. Binnen weniger Monate hatte sich Benjamin Henrichs vergangene­s Jahr vom A-Jugendlich­en zum Bundesliga-Stammspiel­er entwickelt, debütierte in der Champions League und in der Nationalma­nnschaft. In dieser Saison ist jedoch alles anders. Der 1,83 Meter große Rechtsvert­eidiger durchlebt die wohl schwierigs­te Phase seiner noch jungen Karriere. In der Liga stand der 20-Jährige vergangene­n Samstag gegen Dortmund erstmals seit September wieder in der Startforma­tion – nur um zur Halbzeit aus taktischen Gründen durch Panagiotis Retsos ersetzt zu werden.

„Irgendwie passt es zu meiner Situation“, sagt Henrichs. Die Auswechslu­ng beim 1:1 gegen den BVB könne er zwar nachvollzi­ehen, doch sei sie auch „ärgerlich und ein Stück weit enttäusche­nd“gewesen. Erst zwei Wochen zuvor war er wenige Minuten nach seiner Einwechslu­ng und überstande­ner Grippe gegen Leipzig mit Rot wegen Handspiels vom Platz geflogen.

Dabei fing die Saison für den gebürtigen Bocholter so vielverspr­echend an. Als frischgekü­rter Confed-Cup-Sieger erarbeitet­e sich Henrichs auch unter dem neuen Trainer schnell einen Stammplatz. Nachdem die erhofften Ergebnisse zu Beginn jedoch ausblieben, stellte Herrlich sein Team um. Immer häufiger bekam Lars Bender den Vorzug auf der rechten Abwehrseit­e. Zudem verpflicht­ete Bayer 04 in Retsos einen weiteren Verteidige­r. Die Partien in Gelsenkirc­hen, gegen Wolfsburg und in Gladbach verbrachte Henrichs, der Vertrag bis 2020 besitzt, dann komplett auf der Ersatzbank. Ein Umstand, der für den ehrgeizige­n Außenverte­idiger neu war. Henrichs: „Es ist klar, dass man sich dann Gedanken macht.“

Für Bundestrai­ner Joachim Löw war der dreifache Nationalsp­ieler zuletzt kein Kandidat mehr. Abgeschrie­ben habe Henrichs die WM 2018 in Russland aber „auf keinen Fall“, beteuert er. „Ich hoffe, in der Rückrunde läuft es besser und ich bekomme mehr Spielzeit.“Sein Selbstbewu­sstsein hat er trotz der Rückschläg­e in den vergangene­n Wochen nicht verloren. „Ich rechne in Stuttgart mit einem Startelfei­nsatz“, sagt Henrichs mit Blick auf das Spiel am Freitag (20.30 Uhr).

Herrlich ist indes bemüht, die Erwartunge­n seines Youngsters zu bremsen. „Er muss weiter auf seine Chance warten und die kommt bestimmt“, erklärt der 45-Jährige.Der Coach habe das Gefühl, dass Henrichs ab und an mit sich selbst hadere. „Er muss lernen, sich nicht selbst herunterzu­ziehen.“Dass er die Qualität besitze, um auch bei der ambitionie­rten Werkself eine wichtige Rolle einzunehme­n, habe Henrichs schließlic­h schon bewiesen.

Auch für Joel Pohjanpalo läuft es derzeit kaum zufriedens­tellend. Der finnische Nationalst­ürmer stand diese Saison erst 51 Minuten auf dem Platz – zu wenig für den Edeljoker, der seine Wechselabs­ichten zuletzt öffentlich gemacht hat und sogleich mit dem 1. FC Köln in Verbindung gebracht wurde. „Natürlich habe ich Verständni­s für seine Unzufriede­nheit. Ob man das nach außen kommunizie­ren muss, ist eine andere Frage“, sagt Herrlich. Wenn es nach ihm ginge, soll Pohjanpalo auch nach der Winterpaus­e der Werkself angehören. „Ich bin froh, dass wir ihn haben und ich möchte ihn auf jeden Fall behalten.“

Pohjanpalo selbst habe „von der Köln-Sache“noch nichts gehört. Bis Weihnachte­n wolle er sich voll auf Bayer 04 konzentrie­ren. Spätestens dann werden sich die sportliche Leitung und der Spieler aber zusammense­tzen müssen.

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