Henrichs hofft weiter auf WM-Teilnahme
Der Rechtsverteidiger von Bayer 04 erlebt derzeit eine Saison zum Vergessen. Das Turnier in Russland hat der dreifache Nationalspieler aber noch nicht abgeschrieben. Teamkollege Joel Pohjanpalo äußert indes erstmals Wechselgedanken.
LEVERKUSEN Sein Aufstieg war kometenhaft. Binnen weniger Monate hatte sich Benjamin Henrichs vergangenes Jahr vom A-Jugendlichen zum Bundesliga-Stammspieler entwickelt, debütierte in der Champions League und in der Nationalmannschaft. In dieser Saison ist jedoch alles anders. Der 1,83 Meter große Rechtsverteidiger durchlebt die wohl schwierigste Phase seiner noch jungen Karriere. In der Liga stand der 20-Jährige vergangenen Samstag gegen Dortmund erstmals seit September wieder in der Startformation – nur um zur Halbzeit aus taktischen Gründen durch Panagiotis Retsos ersetzt zu werden.
„Irgendwie passt es zu meiner Situation“, sagt Henrichs. Die Auswechslung beim 1:1 gegen den BVB könne er zwar nachvollziehen, doch sei sie auch „ärgerlich und ein Stück weit enttäuschend“gewesen. Erst zwei Wochen zuvor war er wenige Minuten nach seiner Einwechslung und überstandener Grippe gegen Leipzig mit Rot wegen Handspiels vom Platz geflogen.
Dabei fing die Saison für den gebürtigen Bocholter so vielversprechend an. Als frischgekürter Confed-Cup-Sieger erarbeitete sich Henrichs auch unter dem neuen Trainer schnell einen Stammplatz. Nachdem die erhofften Ergebnisse zu Beginn jedoch ausblieben, stellte Herrlich sein Team um. Immer häufiger bekam Lars Bender den Vorzug auf der rechten Abwehrseite. Zudem verpflichtete Bayer 04 in Retsos einen weiteren Verteidiger. Die Partien in Gelsenkirchen, gegen Wolfsburg und in Gladbach verbrachte Henrichs, der Vertrag bis 2020 besitzt, dann komplett auf der Ersatzbank. Ein Umstand, der für den ehrgeizigen Außenverteidiger neu war. Henrichs: „Es ist klar, dass man sich dann Gedanken macht.“
Für Bundestrainer Joachim Löw war der dreifache Nationalspieler zuletzt kein Kandidat mehr. Abgeschrieben habe Henrichs die WM 2018 in Russland aber „auf keinen Fall“, beteuert er. „Ich hoffe, in der Rückrunde läuft es besser und ich bekomme mehr Spielzeit.“Sein Selbstbewusstsein hat er trotz der Rückschläge in den vergangenen Wochen nicht verloren. „Ich rechne in Stuttgart mit einem Startelfeinsatz“, sagt Henrichs mit Blick auf das Spiel am Freitag (20.30 Uhr).
Herrlich ist indes bemüht, die Erwartungen seines Youngsters zu bremsen. „Er muss weiter auf seine Chance warten und die kommt bestimmt“, erklärt der 45-Jährige.Der Coach habe das Gefühl, dass Henrichs ab und an mit sich selbst hadere. „Er muss lernen, sich nicht selbst herunterzuziehen.“Dass er die Qualität besitze, um auch bei der ambitionierten Werkself eine wichtige Rolle einzunehmen, habe Henrichs schließlich schon bewiesen.
Auch für Joel Pohjanpalo läuft es derzeit kaum zufriedenstellend. Der finnische Nationalstürmer stand diese Saison erst 51 Minuten auf dem Platz – zu wenig für den Edeljoker, der seine Wechselabsichten zuletzt öffentlich gemacht hat und sogleich mit dem 1. FC Köln in Verbindung gebracht wurde. „Natürlich habe ich Verständnis für seine Unzufriedenheit. Ob man das nach außen kommunizieren muss, ist eine andere Frage“, sagt Herrlich. Wenn es nach ihm ginge, soll Pohjanpalo auch nach der Winterpause der Werkself angehören. „Ich bin froh, dass wir ihn haben und ich möchte ihn auf jeden Fall behalten.“
Pohjanpalo selbst habe „von der Köln-Sache“noch nichts gehört. Bis Weihnachten wolle er sich voll auf Bayer 04 konzentrieren. Spätestens dann werden sich die sportliche Leitung und der Spieler aber zusammensetzen müssen.