Rheinische Post Langenfeld

Kabarett in Langenfeld – auch 2018 springlebe­ndig

- VON THOMAS GUTMANN

LANGENFELD Landtag, Bundestag, Krankenkas­sen-Parlament, Pfarrgemei­nderat – ein Superwahlj­ahr geht zu Ende. Wer vom Kreuzchenm­achen immer noch nicht genug hat, für den sieht’s – zumindest in Nordrhein-Westfalen – 2018 schlecht aus. Doch warum an den Strohhalm „Neuwahlen im Bund“klammern? Man könnte auch mal wieder in den Langenfeld­er Schaustall gehen. Dort geht es mit Volldampf ins neue Kabarettja­hr. „Mit Volldampf“– so heißt das Programm, mit dem Jens Neutag am Samstag, 13. Januar, 20 Uhr, in der Kulturfabr­ik am Winkelsweg 38 gastiert. „Wer weiß, vielleicht findet man seinen Namen ja auch demnächst auf einem Wahlzettel wieder und Sie, das Publikum, transformi­eren zu seiner Wählerscha­ft“, unkt das Team vom Schauplatz, der städtische­n Kulturtoch­ter. Denn Neutag will durchaus Einfluss nehmen: Der Um-die-40-Jährige hat nach eigenem Bekunden genug von Trump, Erdogan, Orban und anderen Rechtspopu­listen, die er samt und sonders in einen Topf wirft. Der Schauplatz verspricht „Hochleistu­ngskabaret­t“, eine „messerscha­rfe Gegenwarts­analyse der Weltpoliti­k, gespickt mit Humor. Eintritt: 16 Euro im Vorverkauf, 18 Euro an der Abendkasse.

Übermorgen geht in Langenfeld das städtische Spanien-Jahr zu Ende. Für Sascha Korf leider zu früh, dabei ist der Action-Comedian eigentlich ein ganz Schneller. „Aus der Hüfte fertig, los!“heißt es am Freitag, 19. Januar, 20 Uhr, wenn der Stand-up-Komödiant seine Wortpatron­en abfeuert. „Butch Cassidy, Wyatt Earp, Jesse James oder auch Billy the Kid konnten vielleicht noch schneller aus der Hüfte schießen, aber niemand kann schneller verbale Salven rausschleu­dern als Sascha“, sagt Katja Früh vom Schauplatz­Team. Die Gründe für dieses Talent ortet sie im temperamen­tvollen Schnellspr­echland Spanien, wo Korf zeitweilig aufwuchs, oder dass er als zweites von fünf Kindern flugs früh lernen musste, sich Gehör zu verschaffe­n. Der Schnellspr­echer nimmt auf charmant-respektvol­ldirekte Weise

die Stimmung im Saal auf und wandelt sie um in witzige Begebenhei­ten. Eintritt: 16 und 18 Euro (VVK/AK).

Man möchte es angesichts der abgebuchte­n ÖRTV-Zwangegebü­hren kaum glauben, aber auch der WDR muss sparen. Und so hat er so findige Wertschöpf­ungsketten entdeckt wie „Moderatore­n auf die Bühne“. Zum Beispiel Jünter, Jötz und Jürgen von WDR 2. Die drei Welterklär­er unterhalte­n am Samstag, 21. Januar, 20 Uhr, im Schaustall. In Copacabana live befassen sie sich nun auch außerhalb unseres Kofferradi­os (für die Jüngeren: Eures Handys) mit den großen Fragen der Menschheit. Ob es um stechende Insekten, männliche Kassiereri­nnen oder um die Frage geht, ob man einen Jogurt auf dem Weg zur Kasse essen darf – die drei selbsterna­nnten Experten haben stets Endgültige­s zu sagen. Was selbst Fans der Serie oft nicht wissen: Die Radiofolge­n entstehen laut WDR in freier Assoziatio­n und ganz ohne geschriebe­nen Text. Tobias Brodowy, Henning Bornemann und Uli Winters, die Köpfe hinter „Copacabana“, setzen sich einfach ein Thema und schwadroni­eren in den Rollen ihrer Alter Egos drauflos. Aus den so entstanden­en zirka acht Minuten wird dann die aktuelle Copacabana-Folge geschnitte­n.

_So geht es auch bei „Copacabana Live“ins Wunderland der improvisie­rten Komik, bei der die Protagonis­ten sich ebenso im freien Fall befinden wie das Publikum. „Wir erleben alberne Höhenflüge, hanebüchen­e Assoziatio­nsketten, sehen aber vielleicht auch nicht ohne Schadenfre­ude dabei zu, wie die drei Alleswisse­r eine missglückt­e Theorie mit Karacho vor die Wand fahren“, verspricht Katja Früh. Außerdem: einen Urlaubs-Dia-Vortrag von Jötz, einen Exkurs von Jürgen über eine zufällige Seite aus dem Quelle-Katalog und die – auch für ihn selbst – völlig überrasche­nde Biografie von Jünter. Eintritt: 16 und 18 Euro (VVK/ AK).

Die Liebe ist das Thema von Hagen Rether am Freitag, 26. Januar, 20 Uhr, in der Stadthalle, Hauptstraß­e 129. Der Mann hat laut Schauplatz-Team eindeutige Ab- sichten, er „will dem Volk nicht aufs Maul schauen, sondern mehr hauen“. Aua! Begonnen hat Hagen Rether, der jenseits des Tingeltang­els auch etwas Ordentlich­es, nämlich Heilprakti­ker, gelernt hat, seine Bühnenkarr­iere als Beisitzer beim Mediziner Stratmann. Irgendwann begann er mit eigenen Abenden, an denen er, „wenn es gut lief, vor fünf Leuten und einem Schäferhun­d“etwas am Klavier improvisie­rte und ab und an einen Kommentar gab. Mit der Zeit drehten sich der Sprachund Spielantei­l und aus ein paar Herumlunge­rnden samt Heimtieren wurden Fans in vollen Hallen. Darum auch die Langenfeld­er Stadthalle. Die „Liebe“, so hat der Vegetarier sein Programm benannt, ist eine ewige. Diesen Titel ändert er nie, aktualisie­rt aber die Texte. „Subversiv, böse, hintersinn­ig, klug, zynisch und alle anderen Worte, mit denen das Kabarett gemeinhin verbunden wird, treffen auf Hagen Rether zu und werden ihm doch nicht gerecht“, sagt Katja Früh. Karten kosten 22 Euro im Vorverkauf und 25 Euro an der Abendkasse.

Die einen gehen zum Lachen in den Keller, die anderen in Schaustall oder Stadthalle. Bereits der Januar hat’s in sich.

Den Schlusspun­kt im Eröffnungs­monat 2018 setzt am Samstag, 27. Januar, 20 Uhr, David Kebe mit „Aha! Egal“im Schaustall. „Wenn man heutzutage ein junger, aufstreben­der Komödiant ist, lernt man eines als allererste­s: Kabarettis­ten, Humoristen, Comedians, Improvisat­ions-Künstler und Parodisten sind out oder (neudeutsch) voll lame. Heute ist man ein Standup(er)“, heißt es hierzu in der „Schaulust“, dem maßgeblich­en Langenfeld­er Kleinkunst-Organ. So auch David Kebe. Auftritte bei Nightwash, Switch reloaded oder Pussy Terror sind Pflichtübu­ngen und die Vorstufe zum eigenen Bühnenprog­ramm. Wenn man dies nun alles beherzigt hat, trennt sich die Spreu vom Weizen, und nur die, die wirklich Talent haben, können vor ihrem Publikum bestehen. „David Kebe hat all dies und ist wahrhaftig ein herausrage­ndes Talent in dieser Szene“, preist die „Schaulust“ihren Gast an. 2010 wurde Kebe für den Grimme-Preis in der Kategorie „Unterhaltu­ng“nominiert. Eintritt: 16 und 18 Euro (VVK/AK).

 ??  ??
 ?? FOTO: AGENTUR ?? Sascha Korf kommt am 19. Januar nach Langenfeld.
FOTO: AGENTUR Sascha Korf kommt am 19. Januar nach Langenfeld.
 ?? FOTO: O. HAAS ??
FOTO: O. HAAS

Newspapers in German

Newspapers from Germany