INTERVIEW JULIA KLÖCKNER „Man isst eine Kartoffel nach der anderen“
Die CDU-Vize-Chefin wird als neue Landwirtschaftsministerin gehandelt. Wichtig ist ihr aber auch das Thema Integration.
Frau Klöckner, haben Sie sich schon ein paar neue Gummistiefel gekauft? KLÖCKNER Warum sollte ich das? Ich habe ein Paar gute daheim. Wenn Sie Landwirtschaftsministerin werden, können Sie die für die Begehung von Kuhställen gebrauchen. KLÖCKNER Ich mache mein Schuhwerk nicht von Personalspekulationen abhängig. Möchten Sie ins Kabinett? KLÖCKNER Wenn ich die Frage beantworte, lasse ich mich auf Personalspekulationen ein, und das mache ich nicht. Gegen die CDU wird immer wieder der Vorwurf erhoben, dass sie nur noch ein inhaltsleerer KanzlerinWahlverein sei . . . KLÖCKNER Das ist eine steile These politischer Mitbewerber, die in Umfragen weit hinter uns liegen. Wir sind mit Abstand die stärkste Partei in Deutschland. Die Bürgerinnen und Bürger, die uns gewählt haben, haben sich nicht von einem inhaltslosen Verein blenden lassen. Die haben uns wegen unseres Wahlprogramms gewählt, indem wir sehr konkret Verbesserungen versprechen, die jetzt auch im Koalitionsvertrag stehen. Zum Beispiel, dass wir ein Baukindergeld einführen, dass wir das Kindergeld erhöhen, dass wir viel mehr in den Straßenbau und die digitale Infrastruktur stecken werden. 15.000 zusätzliche Polizisten, 2000 zusätzliche Stellen in der Justiz. Klare Anforderungen und Regeln bei Migration und Integration. Das ist alles andere als inhaltslos und ich könnte noch lange weitere Inhalte aufzählen. Gemeint ist mit der Kritik das Fehlen von Identifikationsthemen. Was erwarten Sie von Ihrer künftigen Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer? KLÖCKNER Sie ist eine tolle Frau, eine gestandene Persönlichkeit. Sie wird einige noch sehr positiv überraschen. Sie kann Wahlen gewinnen und hat eine klare Haltung. Ich bin mir sicher, dass sie mit einem neuen Grundsatzprogramm CDU pur in den Mittelpunkt stellt. Was muss man sich unter CDU pur vorstellen? KLÖCKNER Es wird um die grundsätzlichen Fragen gehen: Was macht das christliche Menschenbild in einer Zeit des Wandels aus? Die Herausforderung ist, trotz der Kompro- misse, die wir in einer Koalition eingehen müssen, das eigene Profil zu schärfen und herauszustellen. Mit welchen Themen? KLÖCKNER Wir brauchen einen neuen Ansatz in der Frauenpolitik. Der CDU geht es nicht darum, eine geschlechtergerechte Sprache bis ins letzte Komma umzusetzen und möglichst viele Gender-Sternchen zu setzen. Da gibt es mit Blick auf die Integration viel fundamentalere Probleme. Wir müssen Migrantinnen zu ihrem Recht auf Teilhabe in der Gesellschaft verhelfen. Der Integrationserfolg hängt entscheidend von der Rolle der Frau ab. Man kann nicht von kultureller Vielfalt sprechen, wenn Frauen nicht teilhaben können. Es kann auch nicht mit der Religion begründet werden, wenn Frauen von Männern vorgeschrieben bekommen, wie sie sich zu kleiden haben. Das können wir nicht tolerieren. Für zugewanderte Männer bedeutet dies, dass sie die hier geltenden Regeln des Umgangs von Frau und Mann akzeptieren und leben müssen. Wird Annegret Kramp-Karrenbauer die Kanzlerin eines Tages beerben? KLÖCKNER Lassen Sie uns erst einmal die Kanzlerin wählen. Bei uns in Rheinland-Pfalz sagt man: Man isst eine Kartoffel nach der anderen. Sonst verschluckt man sich schnell.
EVA QUADBECK FÜHRTE DAS INTERVIEW.