Unfälle als Folge der Ellenbogen-Mentalität
Die Zahl der Verkehrstoten ist seit Jahren rückläufig. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Unfälle seit Jahren stark zu. Der Widerspruch ist erklärbar: Immer mehr Menschen überleben auch schwere Unfälle, weil die Autos sicherer geworden sind. Sicherheitsgurte, ABS, Airbags und bessere Reifen, die Bremswege verkürzen, mildern die Unfallfolgen ab.
Die Zahl der Unfälle nimmt dennoch zu, weil der Straßenverkehr spürbar aggressiver geworden ist. Wer daran zweifelt, möge einmal versuchen, eine Stadt wie Düsseldorf zu durchqueren, ohne mindestens einmal angehupt, bedrängt, abgedrängt oder auf andere Weise drangsaliert zu werden. Das ist fast nicht mehr möglich.
Offenbar hat die größere Sicherheit, die moderne Autos bieten, auch einen gegenläufigen Effekt: Unfälle haben viel von ihrem Schrecken verloren, man riskiert mehr. Zudem scheint der Straßenverkehr zu einer Art Ventil für psychische Unpässlichkeiten geworden zu sein. Dem ist weder mit Polizisten noch mit Schildern beizukommen. Denn die Ursachen liegen jenseits des Verkehrs. Wen wundert es, dass unsere Ellenbogen-Gesellschaft sich auch im Verkehrsgeschehen abbildet? BERICHT WENIGER UNFALLTOTE IN NRW, TITELSEITE
Angela Merkel will Zahlungen aus dem EU-Etat an Bedingungen knüpfen: EU-Länder, die sich etwa um die Aufnahme von Flüchtlingen drücken wollen, bekommen kein Geld mehr für Infrastrukturmaßnahmen aus Brüssel. Wer die Unabhängigkeit der Justiz aushebelt, NGOs drangsaliert und zu wenig dagegen tut, dass Brüsseler Milliarden in dubiosen Kanälen versickern, wird sich warm anziehen müssen. Recht so. Es ist Zeit, den Regierungen in Warschau, Budapest und Prag Grenzen aufzuzeigen. Die EU ist kein Selbstbedienungsladen. Wer Mitglied ist im Club und von den Vorteilen profitiert, darf sich nicht wegducken, wenn es unangenehm wird.
Da der EU-Haushalt für sieben Jahre festgeklopft ist, war es in den vergangenen Jahren für die anderen Mitgliedstaaten schwierig, Polen und Co. an diese Selbstverständlichkeiten zu erinnern. Nun, da über den nächsten Finanzrahmen entschieden wird, sitzt Berlin am längeren Hebel: Kommt es nicht zu einer Einigung über den Haushalt, dann versiegen die Zahlungen aus Brüssel. Das wissen auch die Regierenden in Warschau und Budapest. BERICHT
EGrenzen aufzeigen
Essen für alle
s ist die kälteste Nachricht des Winters: Die Ankündigung der Essener Tafel, Speisen vorerst nicht mehr an neue Migranten auszugeben, zeigt, wie Armut eine Gesellschaft spalten kann. In einem Land wie Deutschland darf eigentlich niemand hungern. Erst recht darf es keinen Streit um die Verteilung von Nahrung geben. Bedürftigkeit kennt keine Nationalität. Und keine Ausgrenzung. Daher ist die Maßnahme ein Armutszeugnis – und zwar für die ganze Gesellschaft.
Denn die Verantwortlichen zu verteufeln, ist falsch. Die Ehrenamtler der Tafel haben sich die Entscheidung sicher nicht leicht gemacht. Hätten sie genug Essen zu verteilen gehabt, wäre es nicht so weit gekommen. Irgendetwas mussten sie tun. Auch wenn der gewählte Schritt der falsche ist. Vielmehr sollte man sich die Frage stellen, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Immer noch werden zu viele Lebensmittel weggeworfen, während man woanders Hunger leidet. Und dieses woanders ist längst nicht mehr nur irgendwo in Afrika, sondern direkt vor unserer Haustür. Auch das zeigt der Fall Essen. BERICHT