Kalenderblatt 14. März 1993
Unter den sechs europäischen Zwergstaaten Andorra, Vatikanstadt, Monaco, Liechtenstein, San Marino und Malta ist Andorra flächenmäßig der größte. Im 9. Jahrhundert wurde das Land zwischen Frankreich und Spanien zum ersten Mal in Urkunden erwähnt, damals als Lehen des katalanischen Bischofs von Urgell. In den Jahrhunderten danach tauchte Andorra vor allem als Zankapfel zwischen dem Bischof und dem französischen Grafen von Foix auf, die beide Ansprüche auf das Gebiet anmeldeten. Der Streit wurde mit einem Schiedsspruch beigelegt, der bis heute Einfluss auf Andorra hat: Das Land wurde sowohl dem Franzosen als auch dem Katalanen zugesprochen. Andorra bekam zwei so genannte Ko-Fürsten, die gleichberechtigt regierten. Die Position ging im Lauf der Jahrhunderte vom Grafen von Foix auf die französische Krone über, deren Nachfolger der französische Staatspräsident ist. Der zweite Ko-Fürst blieb der Bischof von Urgell. Als Andorra am 14. März 1993 seine erste moderne Verfassung erhielt, blieben die Ko-Fürsten gemeinsames Staatsoberhaupt mit repräsentativer Funktion – eine in Europa einmalige Konstellation. Andorra wurde mit der neuen Verfassung ein souveränes Fürstentum; Exekutive, Judikative und Jurisdiktion waren erstmals getrennt. Heute ist das Land in den Pyrenäen ein beliebter Wintersportort und gilt als Steueroase.