Merkel widerspricht Seehofer
Für die Kanzlerin gehört der Islam zu Deutschland. Für den Minister nicht.
BERLIN (jd/qua/tor) Der neue Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat als erste Amtshandlung die Islam-Debatte wieder entfacht und Widerspruch von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) provoziert. Deutschland sei durch das Christentum geprägt, der Islam gehöre für ihn nicht zu Deutschland, sagte Seehofer der „Bild“-Zeitung in Anlehnung an den Satz des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff im Jahr 2010: „Der Islam gehört zu Deutschland.“Seehofer betonte aber, die hier lebenden Muslime gehörten selbstverständlich zu Deutschland.
Merkel entgegnete, genauso gehöre deren Religion zu Deutschland, also auch der Islam. Deutschland sei zwar stark vom Christen- tum und Judentum geprägt, aber inzwischen lebten auch vier Millionen Muslime im Land. Man wolle einen Islam, der auf der Grundlage des Grundgesetzes basiert. „Wir müssen alles tun, um das Zusammenle-
Christian Lindner ben gut zu gestalten zwischen den Religionen“, forderte sie.
Auch die Integrationsbeauftragte, Annette Widmann-Mauz (CDU), ging auf Distanz zu Seehofer: „Solche Sätze bringen uns nicht weiter. Sie liefern keinen Beitrag zur Lö- sung der Herausforderungen, vor denen wir stehen“, sagte sie unserer Redaktion. Justizministerin Katarina Barley (SPD) mahnte: „Theoretische Debatten wurden lange genug geführt. Jetzt geht es darum, die Probleme praktisch zu lösen.“Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärte, nicht mit dem deutschen Selbstverständnis vereinbar sei „ein radikaler, die Freiheit anderer einschränkender Islam“. FDPChef Lindner sagte: „Weder verlangt irgendwer die Übernahme islamischer Sitten, noch ist das Christentum Staatsreligion.“Politiker von SPD, Grünen und Linkspartei warfen dem bayerischen Ex-Ministerpräsidenten vor, er wolle sich bei Anhängern der AfD anbiedern.
„Niemand verlangt
die Übernahme islamischer Sitten“
FDP-Vorsitzender