Heinos Geschenk mit Tücken
NRW-Ministerin ließ sich problematische Schallplatte überreichen.
DÜSSELDORF Es war ein heikles Geschenk, das der Volksmusiker Heino am Wochenende der NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) überreicht hat. Am Rande eines Heimatkongresses in Münster drückte der 79-jährige Sänger mit dem markanten Hell-Dunkel-Kontrast zwischen Haupthaar und Sonnenbrille der Ministerin ein paar Schallplatten in die Hand. Darunter eine, die man problematisch finden kann: Das Album „Die schönsten Deutschen Heimat- und Vaterlandslieder“, das Heino 1981 veröffentlicht hat.
Wie die „Westdeutsche Zeitung“zuerst berichtete, enthält das Album Titel mit nationalistisch anmutendem Charakter. Unter anderem das Lied „Wenn Alle Untreu Werden“, das Max von Schenkendorf zwar schon 1814 verfasst hat, das aber später von der SS als das „Treuelied“instrumentalisiert und in einem Liederbuch der SS verbreitet wurde. Keines der Lieder auf dem Album, das im Handel nicht mehr erhältlich ist, steht auf einem Index oder ist gar verboten. Heino hatte den Kongress als einer der von Scharrenbach angeworbenen „Heimatbotschafter“besucht.
Über einen Sprecher ließ Scharrenbach gestern ausrichten, das von Heino überbrachte Geschenk sei „bei der Übergabe nicht unter dem Aspekt der politischen Korrektheit überprüft worden“. Die Ministerin habe vor der Annahme des Geschenks auch „nicht die Titel der Schallplatte zur Kenntnis genommen“. Dafür habe am Rande der Pressekonferenz, bei der das später vom Ministerium verbreitete Foto mit Scharrenbach, Heino und der Schallplatte aufgenommen wurde, keine Gelegenheit bestanden. Eine inhaltliche Nähe der Ministerin zu den Titeln lasse sich aus dem Bild nicht konstruieren. Sie verwahre sich strikt dagegen, „in irgendeiner Weise mit der nationalsozialistischen Ideologie in Verbindung gebracht zu werden“. Mehrdad Mostofizadeh, der für die Landtagsgrünen im Heimatausschuss sitzt, sagte gestern: „Man merkt, dass der Vorgang der Ministerin zu Recht peinlich ist. Etwas mehr Sorgfalt im Amt würde ihr gut zu Gesicht stehen.“