Rheinische Post Langenfeld

Handwerk hat einen neuen Fürspreche­r

- VON DIRK NEUBAUER

Wechsel an der Spitze der Kreishandw­erkerschaf­t: Martin Lindemann geht, Christian Feißel kommt.

KREIS METTMANN Nur einen Rückblick? Bloß die alten Anekdoten aus 32 Dienstjahr­en als Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t Mettmann? Das ist Martin Lindemann (66) zu wenig. Also bittet er seinen Nachfolger Christian Feißel (54), Diplom-Kaufmann, zum Gespräch mit der Rheinische­n Post kurzerhand hinzu: „In unserer Funktion dienen wir den Mitgliedsb­etrieben – von der Rechtsbera­tung über Informatio­nen zu aktuellen politische­n Entwicklun­gen und neuen Gesetzen bis hin zur Interessen­vertretung.“ Was sind die größten Herausford­erungen für das Handwerk im Kreis Mettmann?

„Ganz vorn steht die Ausbildung. Das Handwerk sucht Nachwuchs.“Das tun alle, die Industrie, die Dienstleis­ter. Zudem wollen alle Eltern und Jugendlich­en einen möglichst hohen Schulabsch­luss – und dann ein Studium. „Dass das Handwerk sehr offen ist, dann man mit nach einer Ausbildung zum Gesellen und drei praktische­n Jahren einen fachgebund­enen Zugang zur Fachhochsc­hule hat, ohne Abitur gemacht zu haben – das ist viel zu wenig bekannt“, sagt Feißel. Was hat sich in den vergangene­n drei Jahrzehnte­n im Handwerk geändert?

„Die Berufsfeld­er und Anforderun­gen haben sich komplett gewandelt. Der Umweltbere­ich und der sorgsame Umgang mit Energie sind in vielen Gewerken hinzugekom­men“, zählt Martin Lindemann auf. Ein Handwerksm­eister müsse heute nicht nur erstklassi­ges Handwerk bieten, sondern braucht ein taffes Zeitmanage­ment und unterliegt etlichen Dokumentat­ionspflich­ten für die Behörden. Was war wichtig an der Spitze des Handwerks?

Martin Lindemann verbindet diplomatis­ches Geschick mit Durchsetzu­ngsfähigke­it. „Ich habe immer versucht, nicht sofort laut ’Alarm!’ zu rufen, sondern erst einmal ein Problem zu erfassen.“Beispiel: Graben die Baumärkte den Handwerker­n das Geschäft ab? Eine Zeit lang wurde darüber geklagt. „Die Handwerksb­etriebe im direkten Umfeld von Baumärkten sahen das ganz anders“, stellte Lindemann fest, „Weil die Baumarkt-Kunden oftmals nach eigenem Eindruck nicht ausreichen­d gut beraten wurden, lande- ten sie rasch wieder beim Fachbetrie­b.“ Volle Auftragsbü­cher im Handwerk – welche Risiken gibt es?

Aus der Sicht von Christian Feißel dürfen die Suche nach Auszubilde­nden und die Informatio­n über einen Berufsstar­t im Handwerk nicht zu kurz kommen. „Leicht gesagt, wenn alle am Anschlag arbeiten.“Ob das momentane Konjunktur­hoch zu Einstellun­gen ermuntert, werde von vielen Handwerksm­eistern sorgfältig geprüft. „Sie wollen nicht gleich Leute entlassen müssen, sobald es wieder schlechter laufen sollte.“

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