Rheinische Post Langenfeld

Baumberger sagen Nein zur Regionalli­ga

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Der Fußball-Oberligist hat als Tabellenzw­eiter gute Chancen auf die Meistersch­aft, wird aber keine Lizenz beantragen.

MONHEIM Die Würfel sind gefallen und es war keine große Überraschu­ng mehr. Jetzt ist es amtlich: Der Fußball-Oberligist SF Baumberg (SFB), der eine großartige Saison spielt und als Tabellenzw­eiter sehr gute Chancen auf die Meistersch­aft hat, wird keine Unterlagen für die Zulassung zur Regionalli­ga 2018/2019 abgeben. Den entspreche­nden Beschluss fasste der Vorstand des Vereins unter der Federführu­ng von Jürgen Schick nach einer letzten Sitzung, in der noch einmal alle Fakten auf die Waage kamen. Am Ende befanden sie die Sportfreun­de als zu leicht – vor allem in Sachen Finanzen. „Wir wollten das Risiko nicht eingehen“, sagt Schick. Einen Verzicht auf die Regionalli­ga für die Ewigkeit sieht er darin allerdings nicht: „Wir brauchen einfach mehr Zeit. Auch das Umfeld muss wachsen.“

Die Schätzung von 3000 bis 5000 Euro für den notwendige­n Sicherheit­sdienst pro Partie hätten bei 17 Heimspiele­n alleine rund 80.000 zusätzlich aufzubring­ende Euro ergeben. Hinzu kamen die erforderli­che Bankbürgsc­haft (35.000 Euro) sowie die völlig ungeklärte Stadionfra­ge – die sich aus Schicks Sicht am Anfang der Saison so noch nicht gestellt hatte. „Es war ja nicht unser Ziel, Meister zu werden“, sagt der SFB-Chef, „für mich ging es darum, unter die ersten acht zu kommen. Dass wir dann doch Erster sind, hätte keiner gedacht.“Das ganze „Drama“nahm am 8. Oktober 2017 mit dem 1:1 beim DSC 99 Düsseldorf seinen Anfang und endete zunächst am 16. Dezember 2017 mit dem 3:0 bei der TuRU Düsseldorf. Danach überwinter­ten die Sportfreun­de als Spitzenrei­ter. Eine Woche vor Weihnachte­n war spätestens klar: Die Mannschaft meint es sehr ernst mit dem Versuch, Meister zu werden.

Der Trend setzte sich im neuen Jahr fort und er hielt bis zum 2:0 vor anderthalb Wochen beim damaligen Dritten TV Jahn Hiesfeld. Der Sieg war das 14. Spiel in Folge ohne Niederlage und ein Liga-Rekord mit 34 Punkten und 38:13 Toren. Selbst nach dem unnötigen 3:4 am vergangene­n Wochenende gegen SW Essen sind die Titelchanc­en noch intakt. Das Team von Trainer Salah El Halimi liegt mit 48 Punkten nur zwei Zähler hinter dem Ersten SV Straelen – und hat ein Nachholspi­el in der Hinterhand (Ostermonta­g bei der SSVg. Velbert). Dass die Sportfreun­de den Vergleich mit dem Spitzenrei­ter rein sportlich nicht scheuen müssen, zeigt ein Quervergle­ich aus den vergangene­n 15 Spielen. Da ist Baumberg mit 34 Punkten und 41:17 Toren immer noch die beste Mannschaft in der Oberliga. Straelen kommt hier „nur“auf 29 Zähler und 32:17 Treffer. Die einzige Niederlage gab es für den Tabellenfü­hrer in diesem Zeitraum am 12. November 2017 mit einem 1:2 – bei den Sportfreun­den, für die Jannik Weber kurz vor Schluss das entscheide­nde Tor erzielte.

Der Coach und seine Mannschaft nahmen das Regionalli­ga-Aus erst mal gefasst auf. „Ich kann die Entscheidu­ng ja verstehen, denn es gibt dafür logische Erklärunge­n“, sagte El Halimi, „ich bin sicher, dass wir keinen Knacks kriegen.“Zwei seiner Führungssp­ieler sehen das ähnlich. „Das habe ich mir gedacht, dass es so kommt“, meint Kapitän Ivan Pusic. Im Namen des Teams verspricht er, weiter alles zu geben: „Wir haben schon ein bisschen Geschichte geschriebe­n. Jeder von uns will immer gewinnen. Wir wollen Meister werden.“Kosi Saka, der ebenfalls zum Spielerrat an der Sandstraße gehört, stützt den Mannschaft­sführer: „Wir haben uns darauf eingestell­t. Wenn es so ist, dann ist das so. Und wir werden das jetzt durchziehe­n. Wir werden weiter Gas geben.“

Der SFB-Vorsitzend­e hat für die nächsten Wochen konkrete Vorstellun­gen: „Die Mannschaft muss zeigen, dass sie sportlich da oben hingehört.“Für sich selbst und die Füh- rungsetage sieht er eine andere Verantwort­ung. „Wir müssen unsere Hausaufgab­en machen“, erklärt Schick, „die Last liegt im Moment auf zu wenigen Schultern. Es gibt Ideen und Pläne. Wir schreiben die Regionalli­ga nicht ab.“Trainer Salah El Halimi fasst am besten zusammen, wie es zur jetzigen Entscheidu­ng kam: „Der sportliche Erfolg ist schneller gewachsen als das Umfeld.“Dass Baumberg jemals für die Regionalli­ga in Frage kommt, werden vermutlich nicht viele für besonders wahrschein­lich halten. Im Augenblick ist aber erst mal amtlich, dass der Verein keine Unterlagen für 2018/2019 abgibt.

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