Jedem fünften Pflegeheim droht Belegungsstopp
DÜSSELDORF (mba) Die deutsche Bevölkerung wird immer älter, doch in NRW könnte die Anzahl an Pflegeheim-Plätzen sinken. Zum 1. August müssen Einrichtungen die gesetzliche Einzelzimmerquote von 80 Prozent erfüllen. Gelingt das nicht, drohe ein Belegungsstopp, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).
557 und damit etwa jede fünfte Einrichtung könnten davon betroffen sein. Rund 2000 Pflegeheime haben die Auflage bereits erfüllt oder werden sie bis Ende Juli erfüllen. Nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums sind rund 3000 der insgesamt fast 180.000 Plätze in der vollstationären Pflege vom Belegungsstopp bedroht.
„Niemand, der in einem Pflegeheim wohnt, muss zum 1. August ausziehen – auch nicht aus einem Doppelzimmer“, sagte Laumann. Stirbt ein Bewohner, dürfe jedoch kein neuer Pflegebedürftiger ins Doppelzimmer einziehen. Eine Ausnahme sei hingegen die Kurzzeitpflege: Dafür können Heime Doppelzimmer in der Übergangszeit nutzen.
Dann haben sie bis Ende Juli 2021 Zeit, um die Einrichtungen so umzubauen, dass sie die Quote erfüllen und über eine ausreichende Anzahl an Sanitärräumen verfügen. Bereits 2003 wurde die Einzelzimmer-Auflage im Landespflegegesetz verankert, um dem Recht auf Privatsphäre gerecht zu werden.
In Düsseldorf sind von einem Belegungsstopp drei Einrichtungen des Deutschen Roten Kreuzes sowie die Caritas-Einrichtungen St. Hildegard, Klara-Gase-Haus und St.Anna-Stift betroffen. „Ein Belegungsstopp wäre eine Katastrophe für NRW. Wir haben eine Auslastung von fast 100 Prozent“, sagt Henric Peeters, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes Düsseldorf. „Viele Patienten würden unversorgt bleiben, obwohl sie dringend Pflege benötigen.“
Um die Quote zu erfüllen, entstehen im St.-Anna-Stift Kurzzeit-Pflegeplätze. Außerdem sollen in den Stadtteilen Rath und Garath neue Einrichtungen entstehen.
Im Kreis Wesel erfüllen derzeit elf von 50 Pflegeheimen die Einzelzimmerquote nicht. Laut Kreisdirektor Ralf Berensmeier werden sie es wohl auch bis zum Herbst nicht schaffen. Der Rhein-Kreis Neuss hingegen geht nach Angaben von Sprecher Reinhold Jung nicht davon aus, dass eine Einrichtung im Kreis betroffen ist.
Im Kreis Viersen planen das Altenheim St. Michael in SchwalmtalWaldniel sowie das Haus St. Franzis- kus in Brüggen einen Umbau. In Schwalmtal werde es allerdings knapp, dieses Ziel bis Ende Juli zu erreichen, sagte Richarda Gisbertz, Leiterin des Pflegebereichs des Caritasverbandes.
„Der Mangel an Pflegeheim-Plätzen wird sich durch die Einzelzimmerquote verschärfen“, sagt Herbert Mauel, Geschäftsführer des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste. „Mit 80 Prozent Einzelzimmern kann der Bedarf an Pflege nicht gedeckt werden. Bestehende Plätze werden wegen einer politischen Entscheidung abgebaut, obwohl die Nachfrage nach Doppelzimmern immer noch hoch ist.“