Rheinische Post Langenfeld

Leonie Doege – Torfrau im Jungenteam

- VON ISABEL KLAAS

Der SSV Berghausen hat die erfolgreic­he Kickerin schon früh gefördert. Sie stand im Jungenteam im Tor und spielte in der U19-Nationalma­nnschaft.

LANGENFELD Leonie Doege (19) ist eine toughe junge Frau, die bereits zweimal für die U-19-Nationalma­nnschaft der Damen im Tor stand und 2017 für Bayer 04 Leverkusen ein Bundesliga-Spiel bestritt. Zurzeit studiert sie in den USA und spielt bei den Butler Bulldogs. Dass Leonie so weit gekommen ist, verdankt sie vor allem dem Spiel- und Sportverei­n (SSV) Berghausen, sagt ihre Mutter Michaela Detlefs-Doege. „Dort hat man in den entscheide­nden Jahren die Hand über sie gehalten. Ohne den SSV hätte sie nie die Chance gehabt, in die Nationalma­nnschaft zu kommen.“Das Ausnahmeta­lent wurde von seinem Verein gehätschel­t wie ein zartes Pflänzchen.

Als Leonie im Juli 2013 als 14-Jährige auf Anraten der Verbandssp­ortlehreri­n Wiltrud Mehlbaum-Staehler vom HSV zur C-Jugend des SSV wechselte, war das für alle Neuland. Die Jugendlich­e stand als einziges Mädel unter den 15- und 16-jährigen Kickern auf dem Fußballpla­tz - und dann auch noch im Tor. Das talentiert­e Mädchen brauchte die Herausford­erung, die die SSV-Fußballer in der Kreisleist­ungsklasse ihr bieten konnten. Dort konnte sie endlich vom Feld ins Tor wechseln.

In einem Männerspor­t allein unter Jungen war Leonie offenbar bestens aufgehoben, wie ihre Mutter und Helmuth Höhn, Leiter der SSVNachwuc­hsabteilun­g, heute versichern. „Da hat es nie Vorurteile oder blöde Anspielung­en gegeben“, sagt Höhn. „Ganz im Gegenteil, Leonie war sofort akzeptiert.“Und das Team passte auf seine Torhüterin auf. „Wenn sie von den Spielern anderer Mannschaft­en schon mal verbal angegriffe­n oder auf dem Platz angerempel­t wurde, waren die Berghausen­er Jungs sofort zur Stelle, um Leonie direkt zu verteidige­n.“

Für den SSV ist das weibliche Torhüter-Talent eine Ausnahme und ein Glücksfall. Wo es nur ging, hat der Verein die Langenfeld­erin gefördert. Natürlich bedurfte der Einzelfall der besonderen Vorsorge: „Wir haben eine separate Toilette und eine Umkleideka­bine für Leonie eingericht­et“, sagt Höhn. Und das musste auch so geregelt sein, wenn sie zu Auswärtssp­ielen für Berghausen­er Jungs im Tor stand.

Die Erinnerung­en an „sein Mädchen“erfüllt den SSV Berghausen heute mit Stolz: Wie Leonie zum Beispiel mit den U-17-Juniorinne­n des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bei der Europameis­terschaft in Weißrussla­nd zwei Elfmeter bravourös gehalten hat und der Mannschaft damit zum Europameis­terTitel verhalf.

Zur Freude ihrer Mutter hat Leonie heute ein Stipendium für ein Sportstudi­um an der Butler-Universitä­t in Indianapol­is (Indiana). „Nach einer tollen Fußball-Saison dort, wird sie noch eine zweite dranhängen. Meine Tochter kommt da viel rum. Sie bereist für Spiele mit ihrer Collegeman­nschaft den ganzen Nordosten – Chicago, New York, Washington, Rhode Island . . .“Ihren Heimatvere­in vergisst Leonie Doege aber nicht. Wenn sie in Deutschlan­d ist, ist sie immer noch auf dem Fußballpla­tz in Berghausen zu sehen, dort, wo alles begann . . .

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