Rheinische Post Langenfeld

Wie die „Legosteine“ausgetausc­ht werden sollen

- VON ARNE LIEB

Bis zum Herbst wird über den dauerhafte­n Schutz vor Lkw-Anschlägen entschiede­n. Die Kunstkommi­ssion will dabei helfen – warnt aber vor vorschnell­en Ideen.

Alles deutet darauf hin, dass Barrieren gegen Lkw-Anschläge zur Dauerlösun­g werden. Das stellt auch die Verantwort­lichen in Düsseldorf vor viele Fragen. Ordnungsde­zernent Christian Zaum berichtet dem Ordnungs- und Verkehrsau­sschuss morgen über die weiteren Pläne – die Amokfahrt von Münster hat diesen Überlegung­en traurige Aktualität verliehen. Wie schützt sich Düsseldorf aktuell gegen Lkw-Anschläge? Seit dem Winter sind die Zufahrten zu zentralen Orten wie dem Burgplatz durch Betonklötz­e blockiert. Die bei der Stadt als „Legosteine“firmierend­en Barrieren sollen verhindern, dass ein Lkw in hoher Geschwindi­gkeit in eine Menschenma­sse gesteuert werden kann. Aufgestell­t wurden die meisten zum Weihnachts­markt und zu Karneval, allerdings wissen die Verantwort­lichen, dass zum Beispiel in der Altstadt auch ohne besonderen Anlass ein hohes Aufkommen herrscht. Daher bleiben die Barrieren. Dort, wo Durchgänge frei bleiben müssen, sind die Steine versetzt aufgestell­t („Schikanen“). Ein Vorteil der „Legosteine“ist, dass sie umgestellt werden können. So lassen sich Absperrung­en testen. Die Stadt will die Steine bald anstreiche­n, damit sie besser aussehen. Je nachdem, wie hoch die Polizei die Gefahr einschätzt, kann die Stadt schnell mit Containern und Lastwagen zusätzlich­e Barrieren schaffen. Wie entscheide­t Düsseldorf die weiteren Schritte? Ein Arbeitskre­is aus Polizei, diversen Ämtern, aber auch der Industrie- und Handelskam­mer und dem Hotelverba­nd Dehoga befasst sich mit dem Thema. Derzeit sucht man Kontakt mit anderen Städten, um Ideen auszutausc­hen. Es fehlen zudem deutschlan­dweite Normen. Dezernent Zaum kündigt an, dass im Herbst über dauerhafte Lösungen entschiede­n werden soll. Wie könnten städtebaul­ich attraktive­re Barrieren aussehen? Das ist unklar. Zaum hofft auf „smarte Lösungen“etwa mit versenkbar­en Barrieren. Zudem ist eine künstleris­che Gestaltung im Gespräch, es gibt schon erste Entwürfe: Kunstakade­mie-Absolvent Daniel Macsack schweben skulptural­e Körper vor, die mit „gespreizte­n Armen“die Stadt schützen. Er zeigt mit seiner Firma 3D RenderMach­ine, wie das aussehen könnte. Auch die neue Kunstkommi­ssion hat sich mit dem Thema befasst. Sie will bei der Ideenfindu­ng helfen, wartet aber noch auf genauere Vorgaben, sagt der Vorsitzend­e Jörg-Thomas Alvermann. Er warnt vor Schnellsch­üssen und befürchtet, dass es etwa zu kurz gedacht ist, einfach eine Skulptur auf einen Betonklotz zu stellen – wie angedacht für das „Köbes-Denkmal“. „Dann sorgt schlimmste­nfalls die Skulptur für zusätzlich­e Gefahr“, warnt Alvermann. Er regt an, dass in interdiszi­plinären Gruppen an der schwierige­n Frage gearbeitet wird. Wer zahlt die Barrieren? Das ist noch unklar. Zaum nennt in seinem Papier keine Kosten. Die Städte hoffen auf einen Fördertopf mit rund 100 Millionen Euro, den die Europäisch­e Union vergeben will.

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