Rheinische Post Langenfeld

Knapp: Handballer spielen mit dem Feuer

- VON MICHAEL DEUTZMANN RP-FOTO: RALPH MATZERATH (ARCHIV)

Der Tabellenfü­hrer der Regionalli­ga kam beim HC Wölfe Nordrhein nach einer starken ersten Hälfte vom Kurs ab – 25:25.

LANGENFELD Vielleicht lag es am ungewohnte­n Termin an einem Sonntagnac­hmittag um 16 Uhr. Vielleicht lag es an den ungewohnte­n Temperatur­en, die zuvor ziemlich zügig in eine sommerlich­e Höhe geklettert waren. Der Handball-Regionalli­gist SG Langenfeld (SGL) gab jedenfalls in der Partie beim HC Wölfe Nordrhein Rätsel auf – weil er mit einer deutlichen Führung sehr stark begann und dann stark nachließ. Am Ende war es ein Spiel mit dem Feuer, weil die Gastgeber genau 23 Sekunden vor der Schluss-Sirene eine letzte Auszeit nehmen konnten, um

„Wir haben aufgehört, Handball zu spielen, wir haben komplett un

sere Linie verloren“

Jurek Tomasik bei Ballbesitz die Strategie für den finalen Angriff abzusprech­en – der allerdings keinen durchgreif­enden Erfolg brachte. Es blieb damit beim 25:25 (14:8). An der Tabellensp­itze ist das Führungstr­io ein bisschen zusammenge­rückt, aber die SGL liegt mit 38:8 Punkten weiter auf Platz eins vor dem TSV Bonn rrh. (37:11) und der SG Ratingen (35:13).

Die jetzt auf Rang zehn liegenden Gastgeber fanden zuerst keinerlei Rezept gegen die zupackende Abwehr der Langenfeld­er. Dass Maximilian Molsner den HC nach 45 Sekunden per Siebenmete­r mit 1:0 in Führung brachte, war gut zehn Minuten später nur noch eine Randnotiz. Die SGL erzielte sieben Treffer hintereina­nder zur 7:1-Führung (13.). Alleine sechs Tore standen bis zu diesem Zeitpunkt auf dem Konto der beiden Rückraumsp­ieler Maurice Meurer (vier) und Hendrik Heider (zwei), die insgesamt zwölf Treffer beisteuert­en (sieben/fünf). Der Schwung des Spitzenrei­ters hielt bis zum 12:4 (21.) und die Verantwort­lichen durften staunen. „Das war bis dahin richtig stark“, fand Co-Trainer Tobias Plümel, „wir hatten die Wölfe total im Griff.“

Dass der Titelkandi­dat den Faden verlor, machte sich im Ergebnis zunächst kaum bemerkbar. Selbst bei der 14:8-Führung (30.) zur Pause war die Welt in Ordnung und auch beim 19:12 (37.) in der zweiten Halbzeit schien keine große Gefahr zu drohen. Dafür sorgte der Spitzen- reiter dann selbst, weil er hinten deutlich weniger intensiv arbeitete und den Schlussman­n der Hausherren durch ungenaue Abschlüsse immer besser in die Partie brachte. Nach einem 2:9-Lauf kassierte das Team von Trainer Jurek Tomasik den ersten Ausgleich seit der Startphase – 21:21 (48.). Aus dem 21:22 (50.) machten Felix Korbmacher (50.), André Boelken (51.) und André Eich (53./Siebenmete­r) zwar das 24:22, doch der HC kam nach dem 25:23 (56.) von Eich erneut zurück. Höchste Gefahr drohte, als Philipp Wolter beim Stande von 25:24 (58.) mit einer Zeitstrafe belegt wurde und die SGL bald das 25:25 (59.) hinnehmen musste. Weil Wölfe-Spieler Molsner kurz darauf ebenfalls eine Zeitstrafe kassierte, war wieder alles im Gleichgewi­cht.

Trainer Tomasik schwankte mit ein bisschen Abstand in seinem Urteil über das Ergebnis. „Es ist ja eigentlich nichts passiert“, sagte der Coach mit dem Blick auf die Tabelle. Anderersei­ts ging ihm der zweite Abschnitt total gegen den Strich: „Wir haben aufgehört, Handball zu spielen, wir haben komplett unsere Linie verloren. Wir haben uns verzettelt.“Zu viele Einzelakti­onen, zu wenig vorbereite­te Würfe und zu wenig Leidenscha­ft in der Zusammenar­beit summierten sich zu einer mit 11:17 verlorenen zweiten Hälfte. Die SGL fing sich in den zweiten 30 Minuten über doppelt so viele Gegentreff­er ein wie vorher – was eine miserable Bilanz ist. Am Samstag (19 Uhr, Halle KonradAden­auer-Gymnasium) hat die SGL gegen den Neunten TuSEM Essen II direkt die Chance, es über 60 Minuten oder wenigstens einen großen Teil der Partie besser zu machen. Gelingt keine Steigerung, könnte das Spiel mit dem Feuer auch mal größeren Schaden anrichten.

SG Langenfeld: Joest, Bremer, Riebau – Heider (5), Wolter (2), Preissegge­r (1), Heyde (3), Adams, Schirweit, Korbmacher (1), Eich (3/2), Boelken (3/1), Meurer (7), Raschke.

Trainer SG Lngenfeld

 ??  ?? Erfahrung kann befreien: Regisseur André Eich (am Ball) erzielte beim 25:25 drei Treffer für Langenfeld – darunter die beiden letzten in der Schlusspha­se (24:22/25:23), als die Partie auf der Kippe stand.
Erfahrung kann befreien: Regisseur André Eich (am Ball) erzielte beim 25:25 drei Treffer für Langenfeld – darunter die beiden letzten in der Schlusspha­se (24:22/25:23), als die Partie auf der Kippe stand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany