Rheinische Post Langenfeld

Raus aus Hartz IV: Stadt stopft Landeslück­e

- VON CRISTINA SEGOBIA-BUENDIA

Ehemalige Langzeitar­beitslose helfen anderen bei der Jobsuche. Das bezuschuss­t Langenfeld jetzt mit 40.000 Euro.

LANGENFELD Der Sozialdien­st katholisch­er Frauen (SkF) startet mit „OpenDoors“ein neues Projekt zur Förderung der sozialen Teilhabe von benachteil­igten Menschen. Ein niederschw­elliges Angebot auf Augenhöhe, das von der Stadt Langenfeld mit einer einmaligen Förderung von 40.000 Euro unterstütz­t wird.

„Es gibt in unserer Stadt viele Menschen, die aufgrund ihrer finanziell­en oder sozialen Lage vereinsame­n“, sagt Dorothea Domasik. Sie ziehen sich zurück, kapseln sich ab, geben sich auf. Diese Erfahrung hat die Bereichsle­iterin der Beschäftig­ungsförder­ung im SkF in den vergangene­n Jahren gemacht, als sie das Projekt „Schritt für Schritt – Brücken bauen“lancierte. Dieses verfolgte ein ähnliches Ziel, stärkte die Nutzer des Angebots mit Hilfe ausgebilde­ter ehrenamtli­cher Lotsen zusätzlich in ihrer Beschäftig­ungsfähigk­eit und verzeichne­te dabei gute Erfolge. „Wir hatten beispielsw­eise einen dabei, der 10 oder 15 Jahre nicht gearbeitet hatte und durch das Projekt eine Beschäftig­ung fand.“Die Lotsen verfügen oftmals selbst über ähnlich Erfahrunge­n als ehemalige Hartz IV-Empfänger und begegnen den Hilfesuche­nden auf Augenhöhe, begleiten sie zu den jeweiligen Ämtern, unterstütz­en sie in diversen Lebenslage­n. „Hilfe zur Selbsthilf­e“, bringt es Domasik auf den Punkt.

„Leider wurden, trotz mündlicher Zusagen, kurzfristi­g die Fördermitt­el von der jetzigen Landesregi­erung Ende 2017 eingestell­t“, berich- tet Stephanie Krone, Geschäftsf­ührerin des SkF Langenfeld. Weil so kurzfristi­g keine neuen Förderer gefunden werden konnten, musste das Projekt eingestell­t werden.

Um die investiert­en Mittel und die geleistete Arbeit über drei Jahre in den Aufbau eines solch guten Angebotes nicht im Sande verlaufen zu lassen, sprang die Stadt in die Versorgung­slücke. „Wir wollten den SkF nicht im Regen stehen lassen“, sagte Marion Prell, Vizechefin im Langenfeld­er Rathaus. Für den Be- reich Soziales, für den sie unter anderem zuständig ist, seien 40.000 Euro schon eine „Spitzenför­derung“, die sowohl der Sozialauss­chuss als auch der Rat „sehr gerne unterstütz­en“, vor allem aber auch, weil es eine deutliche Erwartungs­haltung gebe. „Der SfK hat uns zugesicher­t, dieses Projekt ab 2019 wieder über Fördergeld­er anderer Institutio­nen zu finanziere­n.“So führt der Sozialdien­st bereits Gespräche mit dem Jobcenter und der privaten Förderorga­nisation Aktion Mensch. OpenDoors soll bewusst keine Fortführun­g von Schritt für Schritt sein, das 2014 an insgesamt fünf Standorten gestartet war, sondern eine Weiterentw­icklung, die dank städtische­r Unterstütz­ung nur noch in Langenfeld fortgeführ­t wird. Dadurch, dass OpenDoors an das Beschäftig­ungsangebo­t im gleichnami­gen Secondhand-Laden „ProDonna“(Solinger Straße 63) angedockt ist, kommen Domasik und die für das Projekt zuständige Sozialpäda­gogin Annette Milden- berger an ihre Zielgruppe. „Es geht erstmal nur darum, dass die Menschen miteinande­r in Kontakt kommen, beim Kaffeetrin­ken oder gemeinsame­n Spaziergan­g Vertrauen fassen und sich öffnen“, sagt Mildenberg­er.

Zehn Lotsen aus dem vergangene­n Projekt stehen der Sozialpäda­gogin zur Verfügung. Weitere zehn sollen nun akquiriert und ausgebilde­t werden. Infos zur Lotsenausb­ildung gibt es bei Annette Mildenberg­er unter Telefon 02173 39 47 658.

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