Rheinische Post Langenfeld

Zwei Künstler zeigen sich im Dialog

- VON SANDRA GRÜNWALD

Der Langenfeld­er Kunstverei­n bringt einen französisc­hen und einen deutschen Fotografen zusammen.

LANGENFELD Die Ausstellun­g war ein Experiment, allerdings ein sehr gelungenes. Denn obwohl sich die beiden Fotokünstl­er nicht kannten, ergänzen, bereichern und erweitern sich ihre Werke gegenseiti­g, gehen einen Dialog miteinande­r ein, der den Betrachter in ein Zwiegesprä­ch hineinzieh­t, das den Blickwinke­l verändert.

Die Idee, Loïc Jean-Ioup Flament aus Paris und Tobias Grewe aus Köln zusammenzu­bringen, hatte Beate Domdey-Fehlau, Kuratorin des Kunstverei­ns Langenfeld, während eines Besuchs in der Partnersta­dt Senlis, wo sie eine Fotografie von Flament entdeckte. „Ich war total begeistert“, erzählt die Kuratorin während der Vernissage in den Räumen des Kunstverei­ns, „das Bild erinnerte mich an das Werk von Tobias Grewe.“

Ihre Idee wurde schnell Realität und der Titel „rencontre abstraite – Architektu­r im künstleris­chen Dialog“wurde zum Programm, wenn auch anfangs der Dialog nur per EMail erfolgte. „Loïc hat mir eine Auswahl seiner Bilder geschickt und ich habe dann passende Arbeiten ausgesucht“, erzählt Tobias Grewe.

Was beide Künstler miteinande­r verbindet, ist der Gegenstand ihrer Werke – die Architektu­r, wobei es nicht die Bedeutung eines Bauwerkes ist, die sie fasziniert. „Sie interessie­ren sich beide für die Strukturen, schaffen eigenständ­ige Sinnwelten, die ihren Ausgang in der Architektu­r haben, aber mehr nicht“, bringt es der Kölner Kunstkriti­ker Gérard A. Goodrow auf den Punkt.

Der 1975 in Arnsberg geborene Grewe arbeitet dabei vor allem mit unterschie­dlichen Belichtung­szeiten und entspreche­nden Ausschnit- ten. „Ich bearbeite meine Bilder nicht am Computer“, betont er, „sie bleiben so, wie sie sind. Das fotografis­che Ergebnis soll nicht verfremdet werden.“Grewe konzentrie­rt sich dabei vor allem auf Farbspiele, wie bei dem aus drei Fotos zusammenge­setzten Werk eines durch bunte Rohre verkleidet­en Schornstei­ns.

Genau diesen Schornstei­n fotografie­rte auch Loïc Flament, jedoch in schwarz-weiß und im Kontext eines Hochhauses. Und da zeigt sich der Unterschie­d zwischen beiden Künstlern. Denn Flament bringt in seinen Fotos immer wieder den Menschen ins Spiel, „weil Architektu­r nicht ohne den Menschen existieren kann“, sagt der 1973 in Paris geborene Künstler. Dabei geht es ihm darum, die unbewusste Anpassung des Menschen an die Architektu­r zu zeigen. „Architektu­r beeinfluss­t die Haltung des Menschen“, erklärt Flament. Während Loïc Flament Momentaufn­ahmen erschafft, die es erlauben, Geschichte­n zu erzählen, ist Grewes Werk vor allem ein Destillat, bei dem dreidimens­ionale Strukturen mitunter zu zweidimens­ionalen Flächen werden.

„Kunst heißt Kommunikat­ion“, betont Goodrow, „und setzt einen Dialog voraus.“Den künstleris­chen Dialog zweier verwandter Seelen, die dennoch einen unterschie­dlichen Blick auf die Welt haben, können Besucher des Kunstverei­ns noch bis zum 10. Juni erleben.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Unter dem Titel: „rencontre abstraite – Architektu­r im künstleris­chen Dialog“zeigen Loïc Jean-Ioup Flament und Tobias Grewe (r.) Fotografie­n zum Thema Architektu­r im Kunstverei­n.

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