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mehr Zustimmung als Kritik erfahren. Es musste etwas verändert werden, damit habe ich ja nicht begonnen, ich war Teil dieser Veränderung, die vom Aufsichtsrat ausging. Ich habe immer Verständnis dafür gehabt, dass es Vorbehalte gab – ich habe allerdings immer nur dafür geworben, dass man sich die Taten anschaut und dann urteilt. Wir haben uns eine eigene Fortuna-DNA verordnet. Fortuna ist so traditionsbewusst wie selten zuvor. Wir haben Gerd Zewe zum Ehrenspielführer gemacht. Wir geben Tradition Raum, Respekt ist uns verdammt wichtig, wir bekennen uns sehr offensiv zu unserer Heimat im Düsseldorfer Stadtteil Flingern. Fortuna lebt diese Werte. Und die gelten auch in der 1. Liga? SCHÄFER Selbstverständlich gelten die unabhängig von der Liga. Bei uns wird definitiv kein Investor einsteigen, wir bleiben ein eingetragener Verein. Wir werden eine ganz spannende Antwort auf die Frage geben, was es heißt, im kommerzialisierten Fußball heutzutage Traditionsverein zu sein. Und zwar mit beiden Teilen – Tradition und Verein. Auch in dieser neuen Welt, die jetzt auf uns zukommt, wollen wir unsere Werte bewahren. Fortuna verfügt über einen vergleichsweise bescheidenen finanziellen Etat im Branchenvergleich. Wie wollen Sie sich finanziell nur einigermaßen gegen die Konkurrenz behaupten? SCHÄFER Wir wollen mit Ideen, Engagement, Einsatz, mit harter Arbeit in diesem Wettbewerb bestehen. Deshalb haben wir uns das Motto gegeben: Wir kommen, um zu bleiben. Alles, was wir in den vergangenen Monaten gemacht haben, war darauf ausgerichtet, dass wir uns so aufstellen, dass wir uns diesmal in der Bundesliga etablieren. Das wird ein schwieriger Weg, aber wir sind gut aufgestellt und freuen uns auf das, was kommt. Gilt nicht im modernen Fußball die Gewissheit: Geld schießt Tore? SCHÄFER Ich denke, wir haben bewiesen, was wir mit unseren Mitteln erreichen können. In der 2. Liga waren wir nicht der Verein mit dem größten Etat. Wir waren Nummer sechs oder sieben. Trotzdem haben wir es geschafft, souverän aufzusteigen. Was uns dahingeführt hat, ist viel Kompetenz, die wir in unseren Reihen haben. Es gibt nicht den einen Macher, sondern ganz unterschiedliche Kräfte, die ihre Fähigkeiten einbringen. Haben Sie mit Max Eberl, dem Manager von Borussia Mönchengladbach, über einen Verbleib von Leihspieler Florian Neuhaus geredet? SCHÄFER Wir sind schon jetzt in sehr vielversprechenden Gesprächen, was Vertragsverlängerungen und auch Zugänge angeht. Und auch bei Neuhaus werden wir hartnäckig bleiben. Wir glauben, dass es für den Jungen besser ist, weiter bei der Fortuna zu spielen. Er braucht Spielpraxis, in Gladbach sind sie dagegen im Mittelfeld sehr gut aufgestellt. Wir haben ihn noch nicht abgeschrieben. Was aber klar ist: wir werden nicht über ein finanzielles Maß hinausgehen und eine Struktur im Gehaltsgefüge sprengen. Das ist eine Grundlage dafür, dass eine Mannschaft auch wirklich als Mannschaft funktioniert. Wir werden keine verrückten Dinge machen. Zum Bundesligastart werden wir eine schlagkräftige Truppe aufbieten. Es heißt, Verteidiger Kaan Ayhan könne vor einem Absprung stehen. Ist da etwas dran? SCHÄFER Nein, er hat einen Vertrag. Das muss in diesem Geschäft ja nicht unbedingt etwas heißen. SCHÄFER Stimmt. Aber in dem konkreten Fall wollen wir uns sogar zeit- nah zusammensetzen und über eine langfristige Zusammenarbeit reden. Kaan ist für uns ein ganz wichtiger Faktor – als Spieler und als Mensch. Werden Sie zur neuen Saison einen Sportdirektor verpflichten? SCHÄFER Wenn es eine Konstellation gibt, in der wir glauben, mit einer weiteren Person besser zu werden, dann werden wir das machen. Wir haben aktuell im sportlichen Bereich allerdings eine sehr gut funktionierende Aufstellung. Sie haben an Trainer Friedhelm Funkel festgehalten, als es in der Zweiten Liga nicht nach einem Spitzenplatz aussah. Zuversichtlich, dass Sie mit ihm auch das Abenteuer Bundesliga bestehen werden? SCHÄFER Friedhelm Funkel ist ein absolut herausragender Trainer, der sich immer wieder neu erfindet und auf veränderte Situationen blitzschnell einstellt. Er ist jetzt sechs Mal mit einem Team in die Bundesliga aufgestiegen – so etwas ist kein Zufall. Er kann es einfach. Ich bin sogar sehr sicher, dass wir mit Friedhelm weiter erfolgreich sein werden. Er kann 1. Liga, das hat er oft genug bewiesen.
GIANNI COSTA FÜHRTE DAS GESPRÄCH.