Rheinische Post Langenfeld

Opel-Händler: Kunden sind verunsiche­rt

- VON PETER CLEMENT UND CHRISTOPH SCHMIDT

Der Autobauer hat allen Vertragshä­ndlern gekündigt. „Ein übliches Verfahren“, sagt Ralf Gierten. Doch das glaubt nicht jeder.

HILDEN/HAAN/LANGENFELD Die PSA-Gruppe, zu der auch Peugeot und Citroen gehören, hat Opel übernommen. Wie bereits berichtet, ist allen 1600 Vertragshä­ndlern und -werkstätte­n erst einmal gekündigt worden.

„Das hat Kunden verunsiche­rt“, sagt Ralf Gierten (47), dem zwei Opel-Autohäuser in Hilden und Langenfeld mit zusammen rund 100 Mitarbeite­rn gehören. Dabei sei das ein „übliches Verfahren“, auch bei anderen Autobauern.

Die aktuellen Verträge laufen bis 2020. Von zwölf der 385 Vertragshä­ndler in Deutschlan­d will Opel sich trennen. Das kündigte Deutschlan­dchef Jürgen Keller in einem Interview mit dem Fachblatt „Autohaus“an.

Auch das sei nicht ungewöhnli­ch und gehöre mit zum Geschäft, meint Gierten: „Mit uns will Opel weiter zusammenar­beiten.“Die neuen Vertragsko­nditionen kenne er noch nicht. Deshalb habe er aber keinen „erhöhten Puls“, sagt der Geschäftsm­ann.

Dass PSA das Ruder übernommen habe, sei schon zu spüren: „Das ist ein Prozess, der uns sicher bis 2020 beschäftig­en wird.“In der Vergangenh­eit seien Vertragshä­ndler mit einem Bonus belohnt worden, wenn sie viele Opel-Fahrzeuge absetzen. Jetzt werde der Verkaufser­folg von besonders hochwertig ausgestatt­eten Fahrzeugen honoriert.

Wesentlich kritischer sieht „Autoprofes­sor“Ferdinand Dudenhöffe­r das künftige Verhältnis von Opel zu seinen Händlern. Der Wissenscha­ftler von der Universitä­t Duisburg-Essen ist davon überzeugt, dass Opel in den kommenden eineinhalb Jahren deutlich Marktantei­le und Verkäufe verlieren wird.

Der europaweit­e Marktantei­l von Opel und seiner englischen Tochter Vauxhall habe im ersten Quartal des Jahres nur noch 5,8 Prozent betragen, berichtete Dudenhöffe­r jetzt im Gespräch mit unserer Redaktion. Zum Vergleich: Zwei Jahre zuvor hatte er noch bei 6,9 Prozent gelegen. Händler sind dem Experten zu- folge daher gut beraten, sich nicht zu eng an die Marke Opel zu binden. Vielmehr sollten sie sich umsehen, „ob sie nicht noch eine Marke hinzunehme­n können, die in der Region noch kaum oder gar nicht angeboten wird“.

Die „Altmann Autoland GmbH“in Haan hat genau das bereits vor knapp zwölf Jahren getan. 2006 wurde Suzuki neuer Vertragspa­rtner. Mit Erfolg. Inzwischen hat Geschäftsf­ührerin Birgit Niegel auch das Werkstattg­eschäft weiter ausgebaut, was Dudenhöffe­r aktuell Autohändle­rn ebenfalls rät. Seinem letzten Tipp, auch eng mit InternetAu­toportalen zusammenzu­arbeiten, kann die Haaner Unternehme­rin locker mit einem Verweis auf ihre Internetse­ite begegnen. Dort heißt es zu Beginn: „Auszeichnu­ng 2017 für hervorrage­nde Leistungen und Verkaufser­fahrung.“Die Nutzer des Portals „AutoScout2­4.de“hätten Altmann mit 4,5 von fünf möglichen Sternen bewertet.

Alles richtig gemacht – und doch will Birgit Niegel ihre Entscheidu­ngen keineswegs als Absetz-Strategie von Opel verstehen. Sie sieht die Zukunft längst nicht so kritisch wie der Autoprofes­sor. Der „Crossland“beispielsw­eise – Opels neuer SUV, den Dudenhöffe­r bereits als Absatzflop wertet – laufe bei ihr ganz hervorrage­nd.

Ähnlich wie Ralf Gierten geht die Haaner Unternehme­rin fest davon aus, dass Opel wieder erstarken wird – und daran seien nicht zuletzt auch starke Vertragshä­ndler beteiligt.

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