USA machen Weg frei für Monsanto-Deal
Bayer ist am Ziel: Nach der EU geben auch die USA grünes Licht für die größte Übernahme eines deutschen Konzern.
LEVERKUSEN Bayers Marathonlauf geht zu Ende: Nach der EU haben am Dienstagabend auch die USKartellwächter grünes Licht für die Übernahme des Saatgutkonzerns Monsanto gegeben. Zwei Jahre nach dem Start des größten Übernahmekampfes, den je ein deutsches Unternehmen geführt hat, hat BayerChef Werner Baumann nun die Ziellinie vor Augen. Bayer steigt zum größten Agrochemie-Konzern der Welt auf. Doch den Aufstieg müssen die Leverkusener teuer bezahlen. Die US-Behörden halten den Deal wegen der entstehenden Marktmacht eigentlich für illegal und machen den Weg nur unter scharfen Auflagen frei. So muss der Konzern sich von Geschäftsteilen im Wert von 7,6 Milliarden Euro trennen. Bayer muss nahezu sein gesamtes Saatgutgeschäft abgeben sowie Aktivitäten beim zukunftsweisenden Digital Farming. Das US-Ministerium nannte die Einigung einen „historischen Vergleich“. Die EU hatte im März ihre Zustimmung auch nur unter scharfen Auflagen erteilt. Nun liegen fast alle Freigaben vor. Folgen für Bayer Baumann zeigte sich erleichtert: „Jetzt stehen wir kurz vor dem Ziel, ein führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft zu schaffen.“Der neue AgrochemieRiese ist fast doppelt so groß wie die Nummer zwei der Welt, Dow-Dupont. Gemäß den US-Auflagen kann die Integration von Monsanto erfolgen, sobald BASF die Bayer-Geschäfte übernommen hat. Hiermit rechnet Bayer in etwa in zwei Monaten. Gestern gab es kurz Störfeuer, weil der norddeutsche Hersteller KWS sein Angebot für das Gemüsegeschäft erneuerte. Doch die EU entschied umgehend, BASF als den geeigneten Käufer für alle Monsanto-bedingten Bayer-Verkäufe anzuerkennen. Durch den Deal verändert Bayer sein Gesicht: Bislang dominierte das Pharmageschäft, nun sind Agrochemie und Pharma gleich stark. Folgen für Mitarbeiter Der Verkauf von zahlreichen Beteiligungen an BASF war auch aus Sicht des Betriebsrats die beste Lösung, da BASF die gleiche Mitbestimmungskultur hat wie Bayer. Baumann und sein Aufsichtsratschef Werner Wenning konnten so die Zustimmung der Arbeitnehmervertreter für den radikalen Umbau erreichen. Zugleich sicherten sie schon 2016 zu, dass es im Zuge der Fusion und Integration nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommen darf. Insgesamt gehen mit dem Verkauf 1800 Mitarbeiter an BASF, davon 300 in Deutschland, wie Bayer im Oktober mitgeteilt hatte. Frankfurt und Knapsack sind betroffen sowie eine Handvoll Mitarbeiter in Monheim. Dort wird – auch das wurde 2016 schon festgelegt – die Zentrale der neuen Bayer-Agrochemie liegen. Folgen für Aktionäre Bayer muss für Monsanto stolze 59 Milliarden Euro zahlen. Das sind 128 Dollar pro Monsanto-Aktie, gestern notierte sie bei 127,40 Dollar. Ein Großteil des Geldes hat Bayer durch den Verkauf der Kunststofftochter Covestro, eine Wandelanleihe und die Ausgabe neuer Aktien an den Singapur-Staatsfonds Temasek eingesammelt. Der Rest soll aus einer Kapitalerhöhung kommen, an der sich alle Aktionäre beteiligen können und die laut Branchenkreisen bei fünf Milliarden Euro liegen soll. Folgen für die Welternährung Bayer sieht sich durch den Deal als neuer Ernährer der Welt. „Wir wollen Landwirten in aller Welt helfen, mehr und bessere Nahrungsmittel nachhaltiger zu produzieren“, sagte Baumann gestern. Das sehen Umweltschützer und Entwicklungshelfer ganz anders. Sie fürchten, dass der neue Riese seine Marktmacht nutzt, Farmer abhängig zu machen - wenn es etwa für ihr Saatgut von Bayer neu auch nur Pflanzenschutz von Bayer neu gibt. Zugleich ist der Monsanto-Konzern, der das umstrittene Herbizid Glyphosat herstellt und einst das VietnamkriegsGift Agent Orange, wegen seiner ruppigen Methoden berüchtigt. Baumann hatte auf der Hauptversammlung jüngst klargestellt, Bayer werde Kleinbauern nicht verklagen und man werde die Bayer-Standards auf den gemeinsamen Konzern übertragen. Das wollten Investoren nicht glauben: „Die Historie von Monsanto weckt massive Zweifel, dass die US-Amerikaner zu einer Kehrtwende fähig sind“, warnte Ingo Speich von Union Investment.