Rheinische Post Langenfeld

Fundtier Hildi kommt in Frankfurte­r Zoo

- VON BERND ROSENBAUM

Der Monheimer Frank Gennes hat einen seltenen Gast: eine Sumpfschil­dkröte, die in einem Hildener Gartenteic­h gefunden wurde. Sie steht unter Artenschut­z.

MONHEIM/HILDEN Frank Gennes ist begeistert. Er beherbergt zurzeit einen ganz besonderen Gast bei sich zuhause in Monheim. Der Stadtbeauf­tragte des Naturschut­zbundes (Nabu) gewährt einer seltenen Europäisch­en Sumpfschil­dkröte Asyl, die er gestern aus dem Hildener Tierheim zu sich geholt hat. Das Reptil mit einer Panzerläng­e von etwa zwölf Zentimeter­n legt in Monheim aber nur einen kurzen Zwischenst­opp ein. Schon heute geht es für den schuppigen Vierbeiner, den Gennes’ Tochter auf den Namen „Hildi“getauft hat, zur weiteren Untersuchu­ng in den Zoo nach Frankfurt am Main.

Vor zwei Wochen meldete sich ein aufmerksam­er Hildener Bürger beim Tierheim und gab dort eine Wasserschi­ldkröte ab. „Das Tier war durch die Gärten gestromert“, beschreibt der Leiter des Hildener Tierheims, Thomas Mielke, die Situation. Mielke, seit 18 Jahren im Tierheim und seit 17 Jahren dessen Leiter, verfügt über langjährig­e Erfahrunge­n mit Reptilien. Fast jede Woche werden ihm Wasserschi­ldkröten von ortsfremde­n Arten gebracht, die ursprüngli­ch in Nordamerik­a oder Asien beheimatet sind. „Immer wieder kaufen Menschen sie in Tierhandlu­ngen, wenn sie noch ganz klein sind, etwa so groß wie früher ein Fünf-MarkStück“, sagt Mielke. Wenn sie dann größer würden und anfingen, zum Beispiel die Wohnung voll zu stinken, dann würden viele die Tiere wieder loswerden wollen, glaubt der Heimleiter. Die dürften aber nicht in heimischen Teichen oder Gewässern ausgesetzt werden, weil sie sich mit der hiesigen Fauna nicht vertrügen und heimische Arten verdrängen würden.

Dass der Fund vor zwei Wochen etwas anderes ist, erkannte Mielke hingegen schnell. Denn bei dem männlichen Tier handelt es sich um eine eigentlich einheimisc­he Europäisch­e Sumpfschil­dkröte der Gattung Emys orbiculari­s. Sie ist allerdings in Deutschlan­d vom Aussterben bedroht, in Nordrhein-Westfa- len gibt es beispielsw­eise überhaupt keine natürliche­n Population­en mehr. Wie dieses Exemplar nun ausgerechn­et in einem Hildener Gartenteic­h auftauchen konnte, wird wohl ein Rätsel bleiben.

Als bedrohte Art muss der Fund einer Europäisch­en Sumpfschil­dkröte der Unteren Naturschut­zbehörde (UNB) beim Kreis Mettmann gemeldet werden. Diese beschlagna­hmt das Tier, damit es nicht in falsche Hände kommen kann. Denn, so erklärt es Mielke, „das Tier bleibt in solchen Fällen Eigentum der Behörde, auch wenn es an einen zugelassen­en Züchter oder eine Pflegestel­le übergeben wird.“Es kommt sozusagen in Dauerpfleg­e. Im aktuellen Fall geht es aber an den Frankfurte­r Zoo. Denn Frank Gennes ist auch Mitglied der altehrwürd­igen Zoologisch­en Gesellscha­ft Frankfurt, die sich seit 1858 für die Bewahrung von Wildtieren einsetzt und eng mit dem Zoo zusammenar­beitet. Der dortige Reptiliene­xperte Johannes Köhler wird über eine Blutprobe von Hildi dessen Unterart bestimmen und dann entscheide­n, ob das Tier für die Zucht in Frage kommt oder ausgewilde­rt wird.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Frank Gennes hat Mühe, die agile kleine Sumpfschil­dkröte für den Fotografen zu präsentier­en, ohne dass sie ihm ausbüxt.

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