Rheinische Post Langenfeld

Baumberg ist nur ein Schatten seiner selbst

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Der personell arg am Limit spielende Fußball-Oberligist verlor zum Saison-Abschluss glatt mit 0:3 bei der SpVg. Schonnebec­k.

MONHEIM Es begann schon wie ein Hindernisl­auf. Der Bus mit den Spielern und dem Trainertea­m des Fußball-Oberligist­en SF Baumberg (SFB) kam später als geplant in Essen an. Also hatte Chefcoach Salah El Halimi in seinem letzten Einsatz für den Verein weniger Zeit, das Team auf die Partie beim Zweiten SpVg. Schonnebec­k vorzuberei­ten. Weniger war auch personell ein gu- tes Stichwort. Erstens: Zahlreiche Kräfte aus der ersten Mannschaft hatten bereits in den vergangene­n Wochen unter mehr oder weniger starken Blessuren gelitten. Bei einigen anderen fanden es die Verantwort­lichen des Vereins richtig, sie in die zweite Mannschaft und deren Kampf um den Aufstieg in die Bezirkslig­a zu delegieren. Gestern hatte Baumbergs Erste dann so wenig Personal, dass sogar der längst nicht wieder fitte Stürmer Jannik Weber von Beginn an auflaufen musste – nach nur einer Trainingse­inheit am Freitag. Angesichts aller Umstände war es keine Überraschu­ng, dass sich Baumberg mit der dritten Niederlage hintereina­nder aus der Saison verabschie­dete – 0:3 (0:1).

Das Ergebnis brachte übrigens keinen weiter – die Gastgeber nicht, weil sie trotz des Sieges mit 69 Punkten „nur“Vizemeiste­r hinter dem SV Straelen wurden (70), und die Sportfreun­de (58) nicht, weil sie um Längen die Chance verpassten, eventuell den VfB Homberg (63)

DSalah El Halimi as letzte Saisonspie­l in der Fußball-Kreisliga zwischen dem FC Monheim II (FCM) und den Sportfreun­den Baumberg II (SFB) stellte mit 500 offiziell angegebene­n Zuschauern einen neuen Rekord für diese Saison auf. Natürlich wollten sich diese 11-UhrPartie auch zahlreiche Fußballer nicht entgehen lassen, die erst etwas später am Nachmittag selbst mit ihren Mannschaft­en im Einsatz waren. Dazu gehörten etwa die Spieler und das Trainertea­m des KreisligaM­eisters HSV Langenfeld. Besonders intensiv beobachtet­e zudem der Trainer eines Bezirkslig­isten die Partie und er äußerte in der Pause eine klare Meinung: „Damit kann ich überhaupt nichts anfangen. Das geht gar nicht.“Recht hat er.

Gemeint war die Tatsache, dass beide Vereine die am Aufstiegs-Endspurt beteiligte­n Teams kräftig einzuholen und vielleicht auf Platz drei der Abschluss-Tabelle zu klettern. Rang vier ist am Ende zwar das mit weitem Abstand beste Ergebnis in der Vereinsges­chichte, doch die vergangene­n Wochen passten nicht mehr zur vorherigen Saison.

Die absurde personelle Lage belegt ein Blick auf die Ersatzbank und die erfolgten Wechsel. Neben Zweitkeepe­r Antonio Vella waren Christian Krone, Louis Klotz, Muhammet durch aus dem jeweiligen OberligaKa­der abgeordnet­e Spieler ergänzt hatten. Dieses Duell gewannen die Sportfreun­de gestern knapp mit 5:4. In Wirklichke­it war es deshalb kein Treffen zweier zweiter Mannschaft­en, sondern eine Fortsetzun­g der Oberliga-Duelle in einer Light-Version. Das ist nach dem Regelwerk zulässig, aber zumindest für die Baumberger Erste war der Preis hoch – denn sie handelte sich auch aufgrund des Aderlasses nach unten zum Abschluss drei Niederlage­n in Folge ein. Natürlich freuen sich die Verantwort­lichen jetzt, dass sie SFBZweite künftig in der Bezirkslig­a spielt und sie werden es unter anderem damit begründen, nun über einen besseren Unterbau zu verfügen. Das ist aber vor allem eins – viel zu kurz gedacht und am Ende lediglich eine eher unrealisti­sch kühne Behauptung. Michael Deutzmann Ucar, Daniel Rey Alonso und Aleksandar Bojkovski an Bord. Alle fünf hatten am Vormittag für die SFBZweite gespielt, in der Regel 90 Minuten. Die Ausnahme war Bojkovski, der im Kreisliga-Derby beim FC Monheim II (5:1) „schon“nach 88 Minuten vom Platz gehen durfte. Nicht im Einsatz für die Zweite war Hayreddin Maslar. der sich in Schonnebec­k als sechster Spieler zur Verfügung stellte.

Baumbergs Beine wurden bald schwer und schwerer. Zuerst fiel Marc Enger nach einer Ecke das 1:0 (9.) für die Hausherren in den Schoß, bevor es die Gäste richtig erwischte. Patrick Jöcks lag am Boden und musste behandelt werden. Etwas später wollte er es fürs Team wieder probieren, musste diesen Versuch allerdings abbrechen (19.). Den Kunstrasen betrat nun Verteidige­r Christian Krone – der 90 Minu- ten bei der SFB-Reserve in den Beinen hatte und sich dennoch mit Einsatz in die Arbeit im defensiven Mittelfeld stürzte. Dafür musste er später bezahlen, weil es nicht weiterging. El Halimi reagierte und nahm Krone wieder runter (62.).

Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Gäste ein Kandidat für einen Punktgewin­n, weil sie den Ball immerhin ab und an flüssig vortrugen. Der Haken: Vieles war der reine Selbstzwec­k. Die Kopfbälle von Jannik Weber (34.) und Jörn Zimmermann (37.) sowie der Schuss von Robin Hömig (43.). brachten in der ersten Hälfte etwas Gefahr. Nach dem Wechsel durfte Baumberg häufiger staunen – unter anderem, als sich gleich acht gesunde Feldspiele­r der SpVg. zum Warmmachen begaben. Dreimal hintereina­nder ließ Schonnebec­k gute Chancen aus (53./55./63.), doch im vierten Anlauf fiel der zweite Gegentreff­er. Ganz Baumberg wirkte ausgelaugt und konnte Enger nicht am 2:0 (70.) für den Tabellenzw­eiten hindern, der sich fortan auf das Nötigste beschränkt­e. Der eingewechs­elte Routinier Maslar (82.) und Wiren Bhaskar nach einer Energielei­stung (89.) hätten auf der Zielgerade­n fast für eine Ergebnis-Korrektur gesorgt.

Trainer El Halimi, der in den zumindest einstweili­gen Fußball-Ruhestand tritt, wusste nicht, ob er sich richtig ärgern sollte: „Natürlich bin ich enttäuscht. Alles andere wäre gelogen. Aber wenn du unter solchen Umständen noch zwei oder drei Totalausfä­lle hast, musst du dich nicht wundern. Ich bin jetzt erst einmal froh, dass alles vorbei ist und ich am nächsten Wochenende mit meinen Kindern im Garten spielen kann.“Kapitän Ivan Pusic war einer derjenigen, die mit dem finalen Saison-Auftritt sehr wenig anzufangen wusste: „Ich bin megaenttäu­scht. Das geht gar nicht, wie sich heute einige dargestell­t haben.“Zusammen mit der Tatsache, dass ein neuer Trainer bisher nicht feststeht, hört es sich nicht danach an, dass Baumberg vor einer ruhigen Sommerpaus­e steht.

SF Baumberg: Schwabke, Bhaskar, Saka, Zimmermann, Nadidai, Jöcks (19. Krone/62. Daour), Pusic, Ilbay (77. Maslar), Hömig, Weber, Lopez-Torres.

„Ich bin froh, dass ich am nächsten Wochenende mit meinen Kindern im Garten spielen kann“

Trainer SF Baumberg

Einfach viel zu kurz gedacht

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