Söders Alleingang, Seehofers Risiko
So sehr die CSU frohlocken mag, dass der Bamf-Skandal die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin rückblickend in ein noch kritischeres Licht setzt, so wenig kann die Partei die Affäre jetzt gebrauchen. Zwar geht es um eine Bundesbehörde mit Hauptsitz Nürnberg, aber frei von Verantwortung für die Überforderung vieler Mitarbeiter während der Flüchtlingskrise ist keine der damals involvierten Parteien. Ministerpräsident Markus Söder will im Oktober die absolute Mehrheit der CSU bei der Landtagswahl verteidigen; Wasser auf die Mühlen der AfD gefährdet da seine Chancen. Also demonstriert er Härte und Handlungsfähigkeit.
Abschiebungen, Ankerzentren – alles im Alleingang. Ohne den Bund und andere Bundesländer. Nur sitzt im Bundesinnenministerium jetzt ein CSUMann. Horst Seehofer erlebt gerade, wie risikoreich die Flüchtlingspolitik ist, sitzt man selbst an der zentralen Schaltstelle. Und wie sich ein bayerischer Alleingang aus Berliner Sicht anfühlt. Söder sagt, er trete in Vorleistung. Das würde bedeuten, Seehofer hat noch nicht geliefert. Der Ministerpräsident und der CSU-Chef haben aber ohnehin nur einen Burgfrieden geschlossen. Bis zur Wahl im Oktober. Danach wird neu gerechnet. Mit Bamf-Skandal oder ohne. BERICHT BAYERN WILL SCHNELLER ABSCHIEBEN, TITELSEITE
ZBayer hat verstanden
wei Jahre zog sich die Schlacht hin, nun geht es schnell: Kaum hat Bayer die Freigabe der USÄmter erhalten, wird der Mega-Deal abgeschlossen. Für Bayer-Chef Baumann ist das ein großer Erfolg. Doch nach den Mühen der Berge kommen die Mühen der Ebenen. Und die sind gewaltig. Bayer stemmt die größte Übernahme, die je ein deutscher Konzern unternommen hat. 24.000 Mitarbeiter sind zu integrieren, eine ganze Sparte neu aufzustellen. Das wird kein Waldspaziergang. Zudem wird das Heben der Synergien Jobs kosten.
Die größere Herausforderung besteht darin, Bayers Reputation zu retten. Daher will Baumann rasch den Namen Monsanto tilgen. Das ist verständlich, reicht aber nicht. Bayer muss Schluss machen mit den ruppigen Geschäftsmethoden. Bayer muss sich ernsthaft und nicht so hämisch wie noch 2017 mit Bedenken von Naturschützern auseinandersetzen. Das hat Baumann verstanden: Man werde Kritikern zuhören und die eigenen ethischen Standards durchsetzen, sagt er. Dafür stehe das Bayer-Kreuz. Daran wird er sich messen lassen müssen. BERICHT
Der Papst enttäuscht
Wer glaubte, Papst Franziskus könne die katholische Kirche von Grund auf erneuern, wurde in den fünf Jahren seines Pontifikats eines besseren belehrt. Der Heilige Vater enttäuscht viele, die sich eine Kirche der Offenheit und der Ökumene wünschen: Weil seinen liberalen Worten nur selten Taten folgen. Jetzt stützt Franziskus sogar die Hardliner. Dem Papst und seinen Glaubenshütern geht zu weit, was die deutschen Bischöfe mit Mehrheit beschlossen haben: Nichtkatholische Ehepartner sollten zur Eucharistie zugelassen werden.
Daraus wird vorerst nichts, weil der Papst den Kern des katholischen Glaubens berührt sieht. Er tadelt mit seiner Entscheidung Kardinal Marx und die Mehrheit der Bischofskonferenz und stützt die Bedenkenträger um Kardinal Woelki. Hatte Franziskus bei einer Anhörung der streitenden Parteien noch verkündet, der rechte Weg müsse von der Ortskirche getroffen werden, so hat jetzt doch Rom entschieden.
Offensichtlich gilt noch heute, was schon Luther verzweifeln ließ: Ob der Papst lobt oder tadelt, liegt in Gottes Hand. BERICHT