Igelgruppe spielt im Container
Die Stadt versucht, der steigenden Nachfrage nach Betreuungsplätzen gerecht zu werden. Weitere Zwischenlösungen sind geplant, außerdem neue Kitas. Trotzdem bleiben viele Kinder ohne Platz.
LEICHLINGEN Die Stadt wächst. Immer mehr Familien ziehen in die Blütenstadt, gleichzeitig werden immer mehr Babys geboren. „Wir sehen diese Entwicklung mit Freude“, sagt Ingolf Bergerhoff, zuständiger Fachbereichsleiter. „Aber es macht natürlich auch mehr Arbeit.“
Denn die Eltern wünschen sich für ihre Kinder entsprechende Betreuungsangebote. „Wir müssen zusätzliche Kapazitäten schaffen, das ist klar“, kündigte Bürgermeister Frank Steffes gestern an – und stellte gleich eine mögliche Lösung vor: Die ist grau, eckig und hat schlichte gelbe Streifen an den Kanten.
Seit dem 1. April ist in dem rund 130 Quadratmeter großen MietContainer die Igelgruppe der Kita Büscherhof untergebracht. Die 20 Kinder spielen, essen und toben dort, sie ruhen sich aus und benutzen die Toiletten. „Wir fühlen uns hier alle total wohl“, sagt Erzieherin Alexandra Gerdau, deren Kita 113 Kinder in sechs Gruppen betreut. „Die Räume sind hell und gemütlich, die Kinder finden es klasse.“Und tatsächlich sieht es in dem Container genauso aus wie in jeder anderen Kita auch: bunte Schränkchen und Teppiche, kleine Tische und Stühle, Spielzeug, eine Küche und natürlich Waschbecken in Kleinkindhöhe. „Dinge wie etwa die Bodenfarbe konnten wir uns selbst aussuchen“, sagt Alexandra Gerdau.
Die Kosten für den Auf- und Abbau der Anlage sowie Miete und die Herrichtung der Bodenfläche liegen bei 152.000 Euro, rund ein halbes Jahr dauert es von der Planung bis zur Fertigstellung. Die Stadt ist mit den Containern der Firma Bolle so zufrieden, dass sie weitere Standor- te plant: In der Kita an der Brückenstraße wollen Stadt und evangelische Kirche gemeinsam eine zusätzliche achte Gruppe einrichten, die vorübergehend in einem Container betreut wird. „Zwei weitere Standorte für Anfang 2019 haben wir schon ausgesucht. Aktuell laufen Gespräche mit möglichen Trägern, auch die Politik muss noch zustimmen“, sagt Bürgermeister Steffes.
Dennoch seien die Container nur Zwischenlösung, betont er. „Wir haben eine temporäre Baugenehmigung, die Laufzeit beträgt zwei Jahre.“Die Stadt werde aber versuchen, dem steigenden Betreuungsbedarf „auf breiter Front entgegenzukom- men“. Am Wilhelm-Gödders-Weg etwa entsteht zum Kindergartenjahr 2019/20 eine Kita für rund 80 Kinder, in die auch die beiden Container-Gruppen einmünden sollen. Am 1. August startet die Waldgruppe der Kita Schatzkiste, für die es noch vier freie Plätze gibt. Hinzu komme eine Kita im geplanten Neubaugebiet Am Rombergsweiher und darüber hinaus noch mindestens eine weitere neue Kita.
Aktuell geht die Stadt trotzdem davon aus, dass zum Ende des Jahres 59 Kinder über drei Jahren keinen Betreuungsplatz haben. „Und ein Abflachen des Bedarfs ist nicht in Sicht“, sagt Ingolf Bergerhoff. Teilweise kommen diese Kinder bei Tageseltern unter, obwohl es auch da mehr Nachfragen als Angebote gebe. Oder Großeltern und Freunde müssten einspringen.
In der Gruppe der unter Dreijährigen fehlen noch mehr Plätze, nämlich 139. Allerdings sei diese Zahl nicht verlässlich, erklärt Bergerhoff. „Viele Eltern melden ihr Kind schon ganz früh auf dem Elternportal an, um sicherzugehen, dass es ab dem gewünschten Termin einen Platz bekommt. Teils auch, obwohl sie den Platz noch gar nicht so früh benötigen würden. Das macht die Planung in dieser Altersgruppe unsicher.“