Abschied in die Sommerpause mit Klarinette und Akkordeon
WIESDORF Ausgesprochen beschwingt wurde das Publikum der Konzerte Leverkusener Musiker in die Sommerpause verabschiedet, bis die Reihe von Bayer Kultur und KulturStadtLev im September fortgesetzt wird. Zugleich waren die Zuhörer auch gerührt.
Nicht nur, weil diese Matinee im Erholungshaus ein vorläufiger Endpunkt für das aktive Konzertleben von Duo Cappelli war. Zwar wollen die beiden Musiker, die sich so wunderbar aufeinander eingespielt präsentierten, auch künftig gemeinsam musizieren. Aber es wird schwieriger, wegen der Entfernung. Klarinettistin Kristina Marzi hat sich nach dem Studium in ihrer Geburtsstadt Leverkusen niedergelassen, während Pianist, Akkordeonist und Dirigent Alexander Kalweit vom 1. Kappellmeister beim Luftwaffenmusikkorps in Münster auf eine Orchesterstelle in Berlin wechselt.
Astor Piazzollas ruhiges Stück „Oblivion“geriet vielleicht deswegen besonders sentimental. Und bei der Zugabe, dem bekannten Czardas von Vitorio Monti, mochte man im langsamen Teil sogar ein paar Tränchen tropfen hören. Die wurden allerdings schnell weggewischt, um sich mit ausgelassener Spielfreude und Spaß an der Rhythmik der Musik hinzugeben. Piazzollas Musik hat die beiden Studierenden der Robert-Schumann-Hochschule auch zusammengebracht. Man wollte ja nicht immer nur Klassik spielen, erklärte Kristina Marzi in ihrer charmanten Moderation bei ihrem Heimspiel im Erholungshaus, wo sie seit ihrer Kindheit mit dem Bayer Blasorchester schon unzählige Male aufgetreten ist.
Der Tango war da eine wundervolle Ergänzung, weil er sowohl unterhaltsam als auch technisch anspruchsvoll ist und mit unerbittlicher Rhythmik die Extreme des musikalischen Ausdrucks verbindet. Ganz klar natürlich im leidenschaftlichen „Libertango“, dem vorgezogenen Höhepunkt des Konzertes. Danach gab es eine weitere Facette in der Spannbreite der Klarinettenliteratur: Klezmer. „Sholem alek’hem“, das der Ungar Béla Kovàcs als Reverenz an Giora Feidmann geschrieben hat, ist eines der Lieblingsstücke von Marzi, seit sie es 2013 zum ersten Mal bei einem Konzert mit den Toten Hosen in der Düsseldorfer Tonhalle aufgeführt hat. Kein Wunder, dieses Stück ist unmittelbarer Ausdruck menschlicher Seele. Mal singend und juchzend, mal von Schwermut ergriffen.
Ein Ausflug in Rossinis Opernwelt, schwingende Walzerseligkeit und Chanson-Bearbeitungen aus Paris waren an diesem Morgen ebenso zu erleben von einer virtuosen und feinfühligen Klarinettistin und einem Duo-Partner, der je nach Charakter der Stücke Flügel gegen Akkordeon tauschte.