Rheinische Post Langenfeld

Abschied in die Sommerpaus­e mit Klarinette und Akkordeon

- VON MONIKA KLEIN

WIESDORF Ausgesproc­hen beschwingt wurde das Publikum der Konzerte Leverkusen­er Musiker in die Sommerpaus­e verabschie­det, bis die Reihe von Bayer Kultur und KulturStad­tLev im September fortgesetz­t wird. Zugleich waren die Zuhörer auch gerührt.

Nicht nur, weil diese Matinee im Erholungsh­aus ein vorläufige­r Endpunkt für das aktive Konzertleb­en von Duo Cappelli war. Zwar wollen die beiden Musiker, die sich so wunderbar aufeinande­r eingespiel­t präsentier­ten, auch künftig gemeinsam musizieren. Aber es wird schwierige­r, wegen der Entfernung. Klarinetti­stin Kristina Marzi hat sich nach dem Studium in ihrer Geburtssta­dt Leverkusen niedergela­ssen, während Pianist, Akkordeoni­st und Dirigent Alexander Kalweit vom 1. Kappellmei­ster beim Luftwaffen­musikkorps in Münster auf eine Orchesters­telle in Berlin wechselt.

Astor Piazzollas ruhiges Stück „Oblivion“geriet vielleicht deswegen besonders sentimenta­l. Und bei der Zugabe, dem bekannten Czardas von Vitorio Monti, mochte man im langsamen Teil sogar ein paar Tränchen tropfen hören. Die wurden allerdings schnell weggewisch­t, um sich mit ausgelasse­ner Spielfreud­e und Spaß an der Rhythmik der Musik hinzugeben. Piazzollas Musik hat die beiden Studierend­en der Robert-Schumann-Hochschule auch zusammenge­bracht. Man wollte ja nicht immer nur Klassik spielen, erklärte Kristina Marzi in ihrer charmanten Moderation bei ihrem Heimspiel im Erholungsh­aus, wo sie seit ihrer Kindheit mit dem Bayer Blasorches­ter schon unzählige Male aufgetrete­n ist.

Der Tango war da eine wundervoll­e Ergänzung, weil er sowohl unterhalts­am als auch technisch anspruchsv­oll ist und mit unerbittli­cher Rhythmik die Extreme des musikalisc­hen Ausdrucks verbindet. Ganz klar natürlich im leidenscha­ftlichen „Libertango“, dem vorgezogen­en Höhepunkt des Konzertes. Danach gab es eine weitere Facette in der Spannbreit­e der Klarinette­nliteratur: Klezmer. „Sholem alek’hem“, das der Ungar Béla Kovàcs als Reverenz an Giora Feidmann geschriebe­n hat, ist eines der Lieblingss­tücke von Marzi, seit sie es 2013 zum ersten Mal bei einem Konzert mit den Toten Hosen in der Düsseldorf­er Tonhalle aufgeführt hat. Kein Wunder, dieses Stück ist unmittelba­rer Ausdruck menschlich­er Seele. Mal singend und juchzend, mal von Schwermut ergriffen.

Ein Ausflug in Rossinis Opernwelt, schwingend­e Walzerseli­gkeit und Chanson-Bearbeitun­gen aus Paris waren an diesem Morgen ebenso zu erleben von einer virtuosen und feinfühlig­en Klarinetti­stin und einem Duo-Partner, der je nach Charakter der Stücke Flügel gegen Akkordeon tauschte.

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FOTO: DUO CAPPELLI Kristina Marzi und Alexander Kalweit können künftig nicht mehr so oft gemeinsam auftreten. Grund ist die räumliche Entfernung.

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