Konzert in Köln: Lennys Botschaft der Liebe
KÖLN Wer seit den 1990er-Jahren Fan von Lenny Kravitz ist – und das sind die meisten der 7000 Besucher in der Kölner Lanxess-Arena – der wird ihn als Sänger, Gitarristen und Sexsymbol in Erinnerung haben. Auf dem Cover von „Circus“(1995) posiert er mit nacktem, tätowiertem Oberkörper, auf dem von „Baptism“(2004) mit nacktem Oberkörper und feuerroter, V-förmiger Rock-Gitarre. Bei der aktuellen „Raise Vibration“-Tour hält er sich mit nackter Haut indes zurück. Zu ernst sind dem 54-Jährigen offenbar die politischen Bewegungen der Zeit, denen er nur eins entgegenzusetzen hat: eine sehr emotionale Botschaft der Liebe.
Kurz bevor Lenny Kravitz auf die Bühne kommt, läuft Phil Collins über die Lautsprecher – „Easy Lover“. Der Song ist eine Art Schablone für sein eigenes Erfolgsrezept: Man nehme einen erfolgreichen, historischen Pop-Sound, in Collins Fall Motown-Soul und seinen unwiderstehlichen Groove, und aktualisiere ihn mit modernen Studio- und Auftrittsmöglichkeiten. Lenny Kravitz mischt Blues und Funk, Classic Rock und Psychedelic in seinen unwiderstehlichen Zaubertrank und ist damit seit den 1990er-Jahren erfolgreich. Und immer wenn man das Gefühl hat, jetzt sei er möglicherweise von der Bildfläche verschwunden, dann taucht er auf der Kinoleinwand auf (als Stylist in „Die Tribute von Panem“) oder bringt ein überraschend gutes Album raus.
Am 7. September soll es wieder so sein: „Raise Vibration“wird die Platte heißen, und die aktuelle Tour ist schon nach ihr benannt. Zwei Songs leakt Lenny Kravitz daraus in Köln, „It’s Enough“und „Low“, und sie klingen irgendwie entschlackter, flächiger, elektronischer, aber nicht weniger sexy, weil diese wunderbar kratzige, sirenenartige Stimme klar über allem liegt und manchmal Bläser schöne Motown-Akzente setzen. „It‘s Enough“ist eine Reaktion auf unsere Zeit, die der 54-Jährige für einen Test für die menschlichen Werte hält: „Love is the answer!“, ruft er dem Publikum mit bebender Stimme entgegen. Die Liebe bildet so auch eine Klammer um seinen Auftritt, „Let Love Rule“ist die Botschaft ganz kurz vor dem fulminanten Schluss mit „Are you gonna go my way“. Man hat Lenny Kravitz pur erlebt, kaum verstellt von Show-Elementen und auch nicht unterstützt von großen Videowänden.