Der nächste Anlauf zur Warenhaus-Fusion
Die Eigentümer von Karstadt und Kaufhof reden wieder mal miteinander. Bei einer Fusion würde das Standortnetz deutlich kleiner.
ESSEN/KÖLN Zwei Mal hat René Benko, der Macher beim österreichischen Karstadt-Eigentümer Signa Holding, versucht, Galeria Kaufhof zu übernehmen. Vor drei Jahren erschien sein Werben den Verantwortlichen der Metro (zu der gehörte Galeria Kaufhof damals) als unseriös, weil es nur vage Zusagen von Banken für die Finanzierung des Deals gab. Im vergngenen Jahr machte Benko dem neuen Eigentümer HBC, ein neues Angebot, aber auch da blitzte der smarte Österreicher ab, obwohl die Offerte deutlich substanzieller gewesen sein soll. Klappt es im dritten Anlauf? Gespräche über Gemeinschaftsunternehmen laufen angeblich zwischen den Eignern. Man äußere sich nicht zu Spekulationen, erklärt HBC auf Anfrage. Auch Karstadt will sich nicht äußern.
Gegenüber 2015 hat sich die Lage dramatisch verändert. Karstadt, das vor neun Jahren im Zuge der Arcandor-Insolvenz nur knapp der Pleite entronnen ist, hat kräftig gespart, das Sortiment deutlich gestrafft, das Geschäft lokaler gemacht. Ergebnis: Im vergangenen Jahr schaffte der Konzern erstmals seit zwölf Jahren einen Nettogewinn.
Umgekehrt ist Galeria Kaufhof, das vor Jahren noch profitabel arbeitete, tief in die roten Zahlen gerutscht. Derzeit laufen Gespräche mit der Gewerkschaft Verdi über einen Sanierungstarif für etwa 17.000 Mitarbeiter (die nächste Runde ist für Freitag geplant); beim Eigentümer HBC murrt mal wieder der aktivistische Aktionär Jonathan Litt, der die Kanadier immer wieder dazu drängt, ihr bislang wenig geglücktes Europa-Geschäft aufzugeben. In der Branche wird spekuliert, er habe den Draht zu Benko und Co. gespannt.
Kaufhof und Karstadt eint, dass die Umsätze imWarenhausgeschäft zurückgehen (zum Teil auch wegen schwindender Fläche), bei Kaufhof stärker als beim Essener Rivalen. Zu- sammen kommen beide auf etwa 200 Häuser, aber da droht im Falle eines Zusammengehens wohl ein Kahlschlag:„Auf lange Sicht werden nur 100 Niederlassungen alsWarenhäuser überleben können“, schätzt der Mönchengladbacher Handelsexperte Gerrrit Heinemann, „es sei denn, man macht das so wie Karstadt in Mönchengladbach-Rhetorik mit einem Nahversorgungskonzept auf kleinerer Fläche.“Auf jeden Fall dränge die Zeit, weil die Umsätze zurückgingen. Und der Preis? „Das operative Geschäft von Galeria Kaufhof war vor ein paar Jahren vielleicht noch ein paar hundert Millionen Euro wert, aber davon ist vermutlich nicht mehr viel übrig“, glaubt Heinemann.
Also ist Benko vielleicht doch mehr an den Immobilien des Konkurrenten interessiert, wie viele immer vermutet haben, und weniger am Kaufhaus-Geschäft? Den Spekulationen zufolge könnte Karstadt nicht nur die Mehrheit am operativen Geschäft von Galeria Kaufhof übernehmen, sondern auch die Hälfte eines Immobilien-Pakets, das sich HBC seit Jahren mit dem Investor Simon Property teilt und in dem 41 Kaufhof-Häuser stecken. „Das sind vor allem die werthaltigen Immobilien“, sagen Insider. Zu denen gehören dem Vernehmen nach auch die drei Häuser, die es in Düsseldorf noch gibt.
Dass HBC nicht komplett bei Galeria Kaufhof aussteigt wie von Aktionär Litt gefordert, könnte damit zu tun haben, dass die Kanadier vor Jahren die Mieten in Kaufhof-Häusern erhöht haben. Von insgesamt 50 Millionen Euro war damals in unbestätigten Meldungen die Rede. Rechnet man den üblichen Faktor 20, könnte damit der Buchwert dieser Immobilien um eine Milliarde Euro gesteigert worden sein. Hätte HBC diesen höheren Wert von Galeria Kaufhof in der eigenen Bilanz erfasst, würden die Nordamerikaner das bei einem Komplett-Verkauf wieder verlieren.