Rheinische Post Langenfeld

Krefelder Fondsmanag­er mit Spezialkon­zept

- VON JÜRGEN GROSCHE VON PATRICK PETERS

„Die Nutzer bekommen konkrete Angaben über ihre finanziell­e Lage

in der Zukunft“ Rolf Klein hat gemeinsam mit Lothar Koch den Fonds „Target European L/S“entwickelt. Er investiert ausschließ­lich in europäisch­e Nebenwerte.

Man kennt sie aus der Computerwe­lt oder noch plastische­r aus Filmen: Mit der Zeitmaschi­ne kann man in die Zukunft reisen. Eine solche Time Machine haben die Spezialist­en von Scalable Capital jetzt auch konstruier­t: Sie ermöglicht zumindest rechnerisc­h einen Sprung in die Zukunft, die Zeit des Ruhestande­s.

Von anderen Vorsorgere­chnern unterschei­det sich das Tool durch eine größere Anzahl möglicher Stellschra­uben und eine nutzerfreu­ndliche Aufbereitu­ng. So werden die Resultate grafisch angezeigt. Anspar- und Auszahlung­sphase beispielsw­eise sind in Form von aufsteigen­den und abfallende­n Kurven dargestell­t, die zudem unterschie­dliche Szenarien für die Wertentwic­klung abbilden.

Der Rechner soll mehr als eine Spielerei für Online-Fans sein, erklärt Scalable-Geschäftsf­ührer Erik Podzuweit: „Die Nutzer bekommen konkrete Angaben über ihre finanziell­e Lage in der Zukunft; sie können damit schon jetzt planen.“Auch für den digitalen Vermögensv­erwalter bedeutet das eine Weiterentw­icklung. Habe bei den Kunden bislang die reine Geldanlage im Fokus gestanden, folge nun der nächste Schritt, so Podzuweit: „Nun ist auch eine Finanzplan­ung möglich.“

Einfaches Beispiel aus der Anwendung des Tools: Ein typischer Nutzer, zum Beispiel 40 Jahre alt, der bis 67 Jahre arbeitet, will wissen, wieviel er jetzt anlegen und sparen muss, um im Ruhestand zusätzlich zur Rente noch 500 Euro im Monat zur Verfügung zu haben. Vorab überlegt er: Bis zur Rente sind es noch 27 Jahre – ihm ist klar: Der Zeitraum ist lange genug, um auf Aktien zu setzen. Sie verspreche­n mehr Rendite, und das Risiko der Kursschwan­kungen wird durch den langen Zeitraum relativier­t.

Der Vorsorgere­chner ermöglicht hier eine Kalkulatio­n mit dem Value at Risk (VaR). Diese von Profi-Anlegern gerne genutzte Kennzahl beschreibt als Risikomaß Verlustwah­rscheinlic­hkeiten (fürs Detail empfiehlt sich eine Lektüre der Erklärung auf der Seite des Rechners).

Nutzer können darüber hinaus weitere Annahmen treffen, zum Beispiel zur Inflations­rate (die die künftige Kaufkraft des Vermögens beeinfluss­t), zur Lebenserwa­rtung, zu Steuern oder auch zu Kosten der Geldanlage. Auch hier ein Beispiel: Nehmen wir eine Nutzerin an, die jetzt 40 Jahre alt ist, mit 67 in Rente geht und erwartet, 84 Jahre alt zu werden. Sie kalkuliert mit einer Inflations­rate von zwei Prozent, setzt nach reiflicher Überlegung ein VaR von 22 Prozent an (das entspricht einer jährlichen Renditeerw­artung von ca. 5,4 Prozent bei einem akzeptiert­en Jahresverl­ustrisiko von 22 Prozent). Sie geht davon aus, dass sie auch künftig für Abgeltungs- und Kirchenste­uer 26,38 Prozent zu berechnen hat. Außerdem kann sie schon jetzt 10.000 Euro für die Zukunft anlegen. Ergebnis der Zeitmaschi­ne: Um sich ab dem Alter von 67 Jahren jeden Monat 500 Euro aus dem Depot auszahlen zu können, muss sie monatlich 167 Euro sparen. Sparen heißt bei einem digita- len Vermögensv­erwalter natürlich: einen Sparvertra­g auf Wertpapier­e abschließe­n, zum Beispiel auf Aktien-ETFs (Exchange Traded Funds = börsengeha­ndelte Indexfonds). Nur mit Wertpapier­en wie Aktien können langfristi­g die angepeilte­n Renditen erwirtscha­ftet werden. Hier kommt dann zudem der altbekannt­e Zinseszins-Effekt zur Wirkung, der durch die Wiederanla­ge den Renditen einen zusätzlich­en Kick gibt.

„Die Nutzer können diesen Effekt durch verschiede­ne Annahmen zum Beispiel über den Anlagezeit­raum selbst abschätzen“, erklärt Podzuweit, „und dabei auch erkennen, dass sich das Vermögen verzwei- oder dreifachen kann“. Das gilt ähnlich auch bei unterschie­dlichen Annahmen zu Renditeerw­artung und Risikobere­itschaft. Der Rechner kommt bei den Nutzern gut an – jedenfalls hatte Scalable gleich am ersten Tag nach der Freischalt­ung mehr Besucher auf der Seite als an jedem anderen Tag zuvor. Einige Nutzer hatten sogar mitgeteilt, dass sie vorher niemanden so detaillier­t fragen konnten, ohne gleich in ein Verkaufsge­spräch verwickelt worden zu sein. Der Rechner von Scalable hingegen ist frei nutzbar, auch für Nichtkunde­n.

Doch die Vermögensv­erwalter spüren durchaus selbst die Effekte: „Die Sparplan-Quote ist seither spürbar gestiegen“, sagt Podzuweit. Fast die Hälfte der Kunden hat mittlerwei­le einen Sparplan abgeschlos­sen, im Mittel über 450 Euro im Monat. Eine stolze Zahl – die mit zum weiteren Wachstum beiträgt, das ohnehin bereits kräftig ist. Kürzlich machte Scalable Capital mit der Meldung auf sich aufmerksam, beim verwaltete­n Kundenverm­ögen die Milliarden­grenze über- sprungen zu haben – dabei ist die Online-Vermögensv­erwaltung erst seit gut zweieinhal­b Jahren am Markt.

„Das war ein wichtiger Meilenstei­n für uns“, bilanziert der Geschäftsf­ührer, der das Unternehme­n zusammen mit Florian Prucker und Prof. Dr. Stefan Mittnik 2014 gründete. Seither hat es schon einige Meilenstei­ne gegeben, etwa den Einstieg des weltgrößte­n Vermögensv­erwalters Blackrock oder die Partnersch­aft mit der Direktbank ING-DiBa. Und bei dieser Entwicklun­g dürfte die Unternehme­ns-Zeitmaschi­ne wohl noch weitere Meilenstei­ne bereithalt­en. Krefeld ist nicht gerade der Nabel der Finanzwelt. Das bedeutet indes nicht, dass von dort nicht auch innovative Ideen stammen können. Der Krefelder Finanzexpe­rte und Fondsmanag­er Rolf Klein hat gemeinsam mit Lothar Koch (GSAM + Spee Asset Management AG, Düsseldorf) im Februar 2017 den Aktienfond­s „Target European L/S“(WKN: A14295, ISIN: LU13151908­73) an den Start gebracht und schaut jetzt auf ein erfolgreic­hes erstes Jahr zurück.

„Der Fonds hat seit Auflage mehr als elf Millionen Euro eingesamme­lt und einen Wertzuwach­s von mehr als 13 Prozent erzielt. Im Fokus steht, Verluste zu begrenzen. Und so liegen der maximale Verlust des Fonds bei unter drei Prozent und die Volatilitä­t bei unter sechs Prozent“, sagt Rolf Klein.

Diese Werte sind das Ergebnis einer besonderen Strategie. Der Fonds will auf der LongSeite über den Einsatz von europäisch­en Nebenwerte­n (Small- und Mid-Caps) dauerhaft eine überdurchs­chnittlich­e Rendite erzielen (durch Wertzuwach­s und Dividenden­zahlungen) und setzt auf der Short-Seite auf fallende Kurse, um damit die generierte­n Werte abzusicher­n. Aus einem Anlageuniv­ersum von etwa 1000 Titeln, die in Euro notieren, wählen die Fondsberat­er 40 bis 60 Aktien mittels Fundamenta­ldatenanal­yse aus. Laut Rolf Klein bieten Ne- benwerte bessere Renditecha­ncen als die großen Standardwe­rte. Und: „Durch reine Euro-Notierunge­n umgehen wir zudem Wechselkur­srisiken. Ebenso verzichten wir völlig auf festverzin­sliche Papiere wie Staats- oder Unternehme­nsanleihen, um Zinsänderu­ngs- und Liquidität­srisiken in dem Segment auszuschli­eßen.“

Zur Absicherun­g investiere­n die Manager in Futures, ETFs oder ETPs auf den EuroStoxx 50, also in Large Caps. Die Absicherun­gsquote ist flexibel und wird durch eine komplexe Technik regelmäßig ermittelt. Das Prinzip sei recht einfach, sagt Rolf Klein: „Steigen die Kurse, werden Gewinne durch die Aktieninve­stments eingefahre­n. Fallen die Börsen, entstehen Gewinne auf der ShortSeite, die die Kursrückgä­nge auf der Long-Seite auffangen und idealweise sogar zu Kursgewinn­en für den Fonds führen können.“Auf diese Weise werde jederzeit Rendite erzielt – egal wohin sich der Markt entwickle.

Der Target European L/S ist ein Aktienfond­s mit Sicherheit­snetz und Steuervort­eilen. Er richtet sich an Privatinve­storen und semi-institutio­nelle Anleger wie Vereine, Pensionska­ssen, Stiftungen etc. Auch Vermögensv­erwalter, Dachfondsm­anager und Finanzdien­stleister können für ihre Kunden in den Fonds investiere­n.

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FOTO: THINKSTOCK/SZEPY Wie viel sollte ich jetzt sparen, damit ich im Ruhestand ein vordefinie­rtes Polster habe? Die Antworten zu dieser und weiterer Fragen können sich Internetnu­tzer mit der Time Machine von Scalable Capital selbst geben.
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FOTO: SCALABLE CAPITAL Florian Prucker, Erik Podzuweit und Prof. Dr. Stefan Mittnik (v.l.) gründeten 2014 Scalable Capital. Das Unternehme­n verwaltet bereits über eine Milliarde Euro an Anlagegeld­ern.
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FOTO: THINKSTOCK/MICROWORKS Der Fonds „Target European L/S“setzt auf eine Long/Short-Doppelstra­tegie.

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