Die Biene – ein starkes Stück Natur
Imkern ist das neue Yoga. Die Beschäftigung mit dem Bienenvolk entspannt, kostet Zeit, Geld und erfordert Wissen.
LANGENFELD Imkern ist zum neuen Trend-Hobby geworden. Die Lust am Bienenvolk packt Alte und Junge, Männer und Frauen, Menschen, die vom Bienensterben aufgeschreckt wurden, die etwas für die Natur tun und ihr nahe sein wollen. Die Leidenschaft packt Großstädter, die auf Carport-Dächern und in Schrebergärten imkern. Und Landmenschen, wie die Monheimerin Marie Förster (31), die sich seit drei Jahren dem fliegenden Volk verschrieben hat.
„Als ich zum ersten Mal in so einen Bienenstock reinschauen durfte, war ich sofort verliebt“, sagt sie. Seitdem ist sie beim Imker-Verein Leverkusen. Der Vorsitzende Bernhard Schwab bestätigt: „Das Interesse wächst, allein in diesem Halbjahr haben wird schon 15 neue Mitglieder aufgenommen.“Ähnliche Zuwächse verzeichnen sämtliche Imker-Vereine der Region.
Obwohl Marie Förster als Dozentin an VHS und Kunstschule sowie mit ihrem Nebenjob in einer Buchhandlung alle Hände voll zu tun hat, nimmt sie sich Zeit für die Pflege ihrer zwölf Bienenvölker – acht „Wirtschaftsvölker“und vier „Jungvölker“.„Besonders, wenn man Anfänger ist, braucht man viel Zeit. Ich bin eigentlich jeden Tag damit befasst“, sagt sie. Belohnt wird sie nicht nur durch den Honig des eigenen Volkes, sondern auch mit dem Eintauchen in erstaunliche Abläufe im Bienenstock. Sie nennt ein Beispiel: Mit einem Schwänzeltanz in bestimmtem Winkel zum Sonnenstand zeigt die Arbeitsbiene ihren Artgenossen ganz genau an, in welcher Richtung es den meisten Nektar zu holen gibt.
Die klugen Honigbienen brauchen dennoch die Hege des Men- schen, damit sie überleben. Der größte Feind ist die Varroa-Milbe, die Marie Förster und ihr Mentor, der Reusrather Imker Sascha van Berkum, mit organischer Säure drei- bis viermal im Jahr bekämpfen. Darüber hinaus, muss man ein Auge darauf haben, dass es im Stock weder zu eng, noch zu luftig wird. Im ersten Fall macht sich der Schwarm selbstständig und ist plötzlich weg. Im zweiten wird es in der Bienenbehausung zu kühl. Und wenn ein Volk gestorben ist, sollte der Stock ordentlich gesäubert werden.„Man muss immer schauen, welche Be- dürfnisse die Bienen gerade haben“, sagt Kenner Sascha van Berkum. Zweimal im Jahr hat man außerdem mit der Honiggewinnung zu tun und verbringt stundenlang im „Honigraum“. Schließlich kosten Vermarktung undVerkauf noch Zeit.
Trotzdem: Nicht selten „wird das ganze Umfeld von der Lust am Imkern infiziert“, sagt Marie. Bei Sascha van Berkum wissen schon die kleinen Töchter über das Leben der Bienen Bescheid, und auch die Ehefrau teilt offensichtlich die Begeisterung ihres Mannes an den summenden Völkern im Garten am Locher Weg. Marie Förster hat in Monheim ihren Lebensgefährten eingespannt.
Vor dem Kauf eines Volkes ist ein Imker-Kurs zwingend nötig, sagt die junge Fachfrau. Allerdings lernt man nie aus. Das Fachsimpeln imVerein, Literatur undWeiterbildung sind bei diesem Hobby unabdingbar. Die beiden Imker legen wie die meisten verantwortungsvollen Kollegen Wert darauf, dass man auch etwas für die Wildbienen tut. Auch wenn sie als Honiglieferanten nicht ergiebig sind werden sie dringend zum Bestäuben von Blüten gebraucht.
Ohne Investition geht es beim Im- kern nicht ab: Ein Bienenstock ist eine Holzkiste, die mit Zubehör um 150 Euro kostet. Marie Förster baut ihre Kisten im Winter selbst. Interessenten sollten berücksichtigen, dass so eine Kiste bewegt werden muss und mit Waben und Honig 40 bis 80 Kilo wiegen kann. Dann braucht man dasVolk, am besten von einem Imker in der Nähe, das 120 Euro kostet. Dazu kommen ein Smoker, der die Bienen ruhig stellt, wenn man an ihre Waben will, Schutzausrüstung und ein Hebewerkzeug für rund 100 Euro. Eine Honig-Schleuder kostet 300 bis 2500 Euro.