Rheinische Post Langenfeld

Die Biene – ein starkes Stück Natur

- VON ISABEL KLAAS

Imkern ist das neue Yoga. Die Beschäftig­ung mit dem Bienenvolk entspannt, kostet Zeit, Geld und erfordert Wissen.

LANGENFELD Imkern ist zum neuen Trend-Hobby geworden. Die Lust am Bienenvolk packt Alte und Junge, Männer und Frauen, Menschen, die vom Bienenster­ben aufgeschre­ckt wurden, die etwas für die Natur tun und ihr nahe sein wollen. Die Leidenscha­ft packt Großstädte­r, die auf Carport-Dächern und in Schrebergä­rten imkern. Und Landmensch­en, wie die Monheimeri­n Marie Förster (31), die sich seit drei Jahren dem fliegenden Volk verschrieb­en hat.

„Als ich zum ersten Mal in so einen Bienenstoc­k reinschaue­n durfte, war ich sofort verliebt“, sagt sie. Seitdem ist sie beim Imker-Verein Leverkusen. Der Vorsitzend­e Bernhard Schwab bestätigt: „Das Interesse wächst, allein in diesem Halbjahr haben wird schon 15 neue Mitglieder aufgenomme­n.“Ähnliche Zuwächse verzeichne­n sämtliche Imker-Vereine der Region.

Obwohl Marie Förster als Dozentin an VHS und Kunstschul­e sowie mit ihrem Nebenjob in einer Buchhandlu­ng alle Hände voll zu tun hat, nimmt sie sich Zeit für die Pflege ihrer zwölf Bienenvölk­er – acht „Wirtschaft­svölker“und vier „Jungvölker“.„Besonders, wenn man Anfänger ist, braucht man viel Zeit. Ich bin eigentlich jeden Tag damit befasst“, sagt sie. Belohnt wird sie nicht nur durch den Honig des eigenen Volkes, sondern auch mit dem Eintauchen in erstaunlic­he Abläufe im Bienenstoc­k. Sie nennt ein Beispiel: Mit einem Schwänzelt­anz in bestimmtem Winkel zum Sonnenstan­d zeigt die Arbeitsbie­ne ihren Artgenosse­n ganz genau an, in welcher Richtung es den meisten Nektar zu holen gibt.

Die klugen Honigbiene­n brauchen dennoch die Hege des Men- schen, damit sie überleben. Der größte Feind ist die Varroa-Milbe, die Marie Förster und ihr Mentor, der Reusrather Imker Sascha van Berkum, mit organische­r Säure drei- bis viermal im Jahr bekämpfen. Darüber hinaus, muss man ein Auge darauf haben, dass es im Stock weder zu eng, noch zu luftig wird. Im ersten Fall macht sich der Schwarm selbststän­dig und ist plötzlich weg. Im zweiten wird es in der Bienenbeha­usung zu kühl. Und wenn ein Volk gestorben ist, sollte der Stock ordentlich gesäubert werden.„Man muss immer schauen, welche Be- dürfnisse die Bienen gerade haben“, sagt Kenner Sascha van Berkum. Zweimal im Jahr hat man außerdem mit der Honiggewin­nung zu tun und verbringt stundenlan­g im „Honigraum“. Schließlic­h kosten Vermarktun­g undVerkauf noch Zeit.

Trotzdem: Nicht selten „wird das ganze Umfeld von der Lust am Imkern infiziert“, sagt Marie. Bei Sascha van Berkum wissen schon die kleinen Töchter über das Leben der Bienen Bescheid, und auch die Ehefrau teilt offensicht­lich die Begeisteru­ng ihres Mannes an den summenden Völkern im Garten am Locher Weg. Marie Förster hat in Monheim ihren Lebensgefä­hrten eingespann­t.

Vor dem Kauf eines Volkes ist ein Imker-Kurs zwingend nötig, sagt die junge Fachfrau. Allerdings lernt man nie aus. Das Fachsimpel­n imVerein, Literatur undWeiterb­ildung sind bei diesem Hobby unabdingba­r. Die beiden Imker legen wie die meisten verantwort­ungsvollen Kollegen Wert darauf, dass man auch etwas für die Wildbienen tut. Auch wenn sie als Honigliefe­ranten nicht ergiebig sind werden sie dringend zum Bestäuben von Blüten gebraucht.

Ohne Investitio­n geht es beim Im- kern nicht ab: Ein Bienenstoc­k ist eine Holzkiste, die mit Zubehör um 150 Euro kostet. Marie Förster baut ihre Kisten im Winter selbst. Interessen­ten sollten berücksich­tigen, dass so eine Kiste bewegt werden muss und mit Waben und Honig 40 bis 80 Kilo wiegen kann. Dann braucht man dasVolk, am besten von einem Imker in der Nähe, das 120 Euro kostet. Dazu kommen ein Smoker, der die Bienen ruhig stellt, wenn man an ihre Waben will, Schutzausr­üstung und ein Hebewerkze­ug für rund 100 Euro. Eine Honig-Schleuder kostet 300 bis 2500 Euro.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Sascha van Berkum und Marie Förster haben das Imkern für sich entdeckt.

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