Rheinische Post Langenfeld

16-Jährige wird zur Lyrikerin

- VON CÉLINE BURGHARDT

Lena Riemer veröffentl­icht ihre ersten Verse: „Ich – Ein Mensch“. Unterstütz­t wird sie von der Schreibwer­kstatt im Ulla-Hahn-Haus.

MONHEIM Den ersten eigenen Text in einem Buch veröffentl­icht – und das mit 16 Jahren. Was für ein Gefühl! Lena Riemer freut sich, das druckfrisc­he Exemplar endlich in den Händen zu halten und ihren dreiseitig­en Text zu bestaunen. Denn sie hatte die Möglichkei­t, bei dem neuen Buch von Jörg Bernandy mitzuwirke­n. In dem geht es um die Frage: „Was unterschei­det die Geschlecht­er eigentlich?“und„Wäre man eine andere Person, wenn man ein anderes Geschlecht hätte?“Der studierte Philosoph und Literaturw­issenschaf­tler Jörg Bernandy hatte die „Jungen Monheimer Schreiber“im vergangene­n Jahr kennengele­rnt und die Gruppe gefragt, ob jemand einen Text zum Thema Geschlecht­sidentität schreiben und zu seinem neuen Sachbuch „Mann, Frau, Mensch“beisteuern wolle, das im Verlag Beltz erscheinen sollte.

Zum Zeitpunkt seines Besuchs hielt sich Lena Riemer vier Monate in Dublin, Irland, auf. Nach ihrer Rückkehr hörte sie von dem Angebot und musste nicht lange überlegen: „Das klang richtig spannend und nach einer schönen Gelegenhei­t“, sagt sie rückblicke­nd. Mit wenig Anweisunge­n und nur mit dem Thema als Vorlage machte sich die junge Schreiberi­n an die Arbeit. „Beim Brainstorm­en hatte ich bald einige Sätze im Kopf. Um die herum habe ich dann meinen Text aufgebaut“, berichtet sie. Einer dieser zentralen Sätze steht nun auch in ihrem Text: „Denn in einem Code aus Einsen und Nullen bin ich eine 0,5. Umgeben von X- und Y- Chromosome­n bin ich das Z.“DerVerlag ließ der Schülerin freie Hand beim Schreiben. Ob sie von eigenen Erfahrunge­n, Vorurteile­n oder dem dritten Geschlecht schreiben wollte, war völlig ihr überlassen. Heraus kam ihr lyrischer Text „Ich – Ein Mensch“, in dem sie sich mit der Suche nach dem eigenen Geschlecht auseinande­rsetzt. Inspiriert hätten sie Freunde, für die diese Suche nicht immer einfach gewesen sei, sagt Lena.

Die Technik des Schreibens hat sie in der Schreibwer­kstatt im UllaHahn-Haus gelernt. Seit bereits zwei Jahren haben junge Erwachsene dort einmal dieWoche die Möglichkei­t, mit verschiede­nen Textformen zu experiment­ieren. „Das Angebot ist komplett offen – ohne Anmeldung und kostenfrei. Jede und jeder ist jederzeit willkommen“, betont der Leiter der Schreibwer­kstatt, Siegfried Bast. Die Gruppe sei immer bunt gemischt, die Teilnehmer zwischen 14 und 30 Jahren alt. Manche kämen jedeWoche, manche einmal im Monat. Man unterstütz­e sich gegenseiti­g. Unterschie­dliche Ideen oder Schreibsti­le seien erwünscht und ganz besonders die Möglichkei­t zur offenen Diskussion. „Die Kritik ist immer ehrlich, fair und konstrukti­v, das brauche ich für meine Arbeit an den Texten auch“, erzählt Lena Riemer.

Ab 13. September geht es wieder los, dann haben Jugendlich­e jeden Donnerstag, von 19 bis 21 Uhr, die Gelegenhei­t, sich in der Schreibwer­kstatt auszutausc­hen und die Techniken des Schreibens zu lernen. Die besten Texte sollen im April 2019 auf einer Lesung präsentier­t werden.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Lena Riemer hat ein Gedicht zum Thema Geschlecht­eridentitä­t veröffentl­icht.

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